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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Starke Stücke im Schauspiel Frankfurt (10)

Spielzeit 2015 / 2016 – eine Auswahl
Vorstellung der Spielzeit 2016 / 2017 – die letzte von Intendant Oliver Reese

Von Renate Feyerbacher
Fotos: Birgit Hupfeld/Schauspiel Frankfurt

„Die Geschichte von Franz Biberkopf mit The Tiger Lillies“
„Der Sturm“
„Schuld und Sühne“
„Die Netzwelt“

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Martina Droste, Jan Fischer, Oliver Reese, Sibylle Baschung, Professor Felix Semmelroth, Clara Topic-Matutin; Foto © Jessica Schäfer

Etwas Wehmut lag über der Pressekonferenz von Schauspiel Frankfurt Ende April 2016, als der – seinerseits scheidende – Kulturdezernent Professor Felix Semmelroth eine Lob- und Dankesrede auf Oliver Reese hielt, die bereits wie eine Rede zur Verabschiedung klang. „Ungeahntes wurde ermöglicht“, war einer seiner Sätze. In der Tat. Aber noch ist Intendant Reese da und leitet für ein Jahr die Geschicke des Frankfurter Schauspiels. Zwölf Premieren sind vorgeshen: im Schauspielhaus – Beginn am 10. September mit „Königin Lear“ des belgischen Autors Tom Lanoye – und in den Kammerspielen am 9. September „Iphigenie“ von Ersan Mondtag nach Motiven von Goethe, Euripides und Hauptmann. Mehrere Ur- und Erstaufführungen – nur von „lebenden Autoren“ – also keine Romanadaption sind dabei.

Regisseur Michael Thalheimer (Ödipus/Antigone, Medea, Penthesilea) inszeniert „Prinz Friedrich von Homburg“ von Heinrich von Kleist und „Ödipus – Vor der Stadt“ von Sophokles als Open-Air-Aufführung an der Weseler Werft. Sein Kollege Ulrich Rasche (Dantons Tod) widmet sich im Bockenheimer Depot „Sieben gegen Theben“ von Aischylos und „Antigone“ von Sophokles. In der BOX können Stücke von Sarah Kane, Albert Camus und Albert Ostermeier kennengelernt werden und es gibt die Uraufführung „Ich hätte gern den Charme von Adriano Celentano“ der Autorin und Regisseurin Roscha A. Säidow.

Das Junge Schauspiel ist mit fünf neuen Produktionen vertreten. Das Projekt „Frankfurt Babel“ mit jugendlichen Geflüchteten und dem Jugendclub, begeistert gefeiert, wurde zum 37. Theatertreffen der Jugend im Juni nach Berlin eingeladen und ist auch noch im Repertoire der kommenden Frankfurter Spielzeit. Manche anderen Stücke, die bereits in „FeuilletonFrankfurt“ besprochen wurden, sind nach wie vor im Repertoire.

Michel Friedman diskutiert mit prominenten Gästen die Dialektik scheinbar eindeutiger Begriffe. Daniel Cohn-Bendit lädt wieder zu Sonntags-Matineen mit Persönlichkeiten aus allen gesellschaftspolitischen und künstlerischen Bereichen ein. Um „Erfindung Europa“ geht es bei den Thementagen im Februar 2017.

In der Ära Reese (ab 2009/2010) hat sich die durchschnittliche Auslastung deutlich gesteigert: am 31. März betrug sie 91,90 Prozent für die laufende Spielzeit seit September 2015. (Zur Spielzeit 2008/2009 lag sie noch bei 73,90 Prozent) Die Zahl der Abonnenten nahm um 4167 zu und liegt nun bei 7.161 – und natürlich stiegen auch die Einnahmen.

„Die Geschichte vom Franz Biberkopf mit The Tiger Lillies“

Berlin Alexanderplatz – Die Geschichte von Franz Biberkopf“ von Alfred Döblin (1878 -1957) ist einer der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts. Erzählt wird die Geschichte des Ex-Häftlings Biberkopf, der sich vornahm, mit ehrlicher Arbeit sein Leben zu regeln. Biberkopf ist arglos, gutgläubig und gutmütig, wird ausgenutzt und reingelegt. Der 1929 erschienene Roman schildert, wie dieser Mensch im Gossstadtsumpf untergeht. Aber nicht der Roman ist die Vorlage für den Theaterabend, sondern das Hörspiel, das der Psychiater und Schriftsteller Döblin auf Anraten des Hörspielregisseurs Alfred Braun schrieb. Am 30. September 1930 sollte es aus dem Berliner Funkhaus gesendet werden. Es wurde jedoch nicht gesendet, denn die politische Lage hatte sich verändert. Bei den Reichstagswahlen 14 Tage zuvor konnten die Nationalsozialisten einen enormen Zuwachs verbuchen. Die NSDAP, bisher mit 12 Sitzen im Reichstag vertreten, errang 107 Mandate. Millionen Arbeitslose hatten sie gewählt. Der Sozialdemokrat Braun wurde durch seinen Assistenten ersetzt.

Ein Jahr später hatte der Film „Berlin Alexanderplatz“ mit Heinrich George als Biberkopf und Bernhard Minetti als Reinhold Premiere. Er dauerte keine zwei Stunden. Fast fünfzig Jahre später verfilmte Rainer Werner Fassbinder im Auftrag des WDR den Roman. Fünfzehneinhalb Stunden in vierzehn Folgen flimmerte Günter Lampert als Biberkopf in die Wohnzimmer. „Eine faszinierende, äußerst bildstarke Vision von Stadt und Menschen, eine düstere Reise durch die ‚dunkle Nacht der Seele‘, die sich nah an die Vorlage hält, ohne ihr dabei sklavisch zu folgen“, so das Urteil im Lexikon des Internationalen Films. In Gazetten und Teilen der Bevölkerung wurde die Mammutproduktion als schmuddelig und brutal beurteilt.

Die linksbürgerliche Position Döblins, ausserdem noch mit jüdischen Wurzeln, passte den Nazis natürlich nicht. Döblin, als „radikalster Erneuerer des modernen Romans in Deutschland vor dem 2. Weltkrieg“ bezeichnet, emigrierte 1933 mit seiner Familie zunächst in die Schweiz, wo er aber als Arzt nicht praktizieren durfte, dann nach Frankreich und schliesslich in die Vereinigten Staaten. Er kehrte, zum Katholizismus konvertiert, als einer der ersten wieder nach Deutschland zurück, emigrierte aber erneut nach Frankreich, starb jedoch, an Parkinson erkrankt, in deiner deutschen Klinik.

In Frankfurt erfährt nun das Hörspiel, das auf die Figur Biberkopfs konzentriert ist und nicht mehr auf die Grossstadt, seine szenische Uraufführung. Es ist ein eigenständiges Stück, eine Verbrechermoritat durchsetzt mit biblischen Szenen (Hiob).

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Die Geschichte vom Franz Biberkopf mit The Tiger Lillies; Regie: Stephanie Mohr; Sascha Nathan, Martyn Jacques (The Tiger Lillies); Foto © Birgit Hupfeld

The Tiger Lillies aus London, die „Urväter des Brecht’schen Punk Cabarets“ sind im Titel dabei.

Das zeigt ihre Gewichtung in der Inszenierung. Frontmann Martyn Jacques textete und komponierte dreizehn Songs, die das Stück zu einem „danse macabre“ machen. „You’ll never be the King of Berlin, You always lose, you’ll never win.“ Eine tolle Truppe, aber Döblins Texte sind oft nur fetzenweise vertreten und das, worum es geht, ist nur ansatzweise erkennbar. Der Ex-Sträfling Franz Biberkopf ist willens, durch Arbeit ehrlich sein Geld zu verdienen. Der einfältige Mann, mit triebhafter Veranlagung, der zu Alkoholexzessen und Gewalt neigt, findet jedoch keine Arbeit, lässt sich in seiner finanziellen Not mit dubiosen Typen wie Reinhold ein, der später Mieze – Biberkopfs grosse Liebe – ermordet, und ist wieder bei Diebestouren dabei.

Wie ein Underdog wird er von den kriminellen, vermeintlichen Freunden behandelt. Ein Individuum, das nach dem Gefängnis keinen Halt mehr findet. Ein Thema, dass es immer geben wird.

Keiner will mir helfen, nicht Gott, nicht Satan, kein Engel, kein Mensch.“

Regisseurin Stephanie Mohr, die schon mehrfach mit den Tiger Lillies gearbeitet hat, präsentiert einen eigenwilligen Theaterabend. Es ist oft zu flippig, zu turbulent, zuviel Tiger Lillies. Sascha Nathan, ein exzellenter Schauspieler, als Franz Biberkopf und Hiob, kann dennoch nicht überzeugen. Sein Spiel ist zu wenig differenziert, oft zu aufgedreht. Das ist auch bei den andern Protagonisten der Fall. Es ist ein Moritatenabend, der zwiespältige Gefühle hinterlässt, weil ihm einerseits eine gewisse Portion Ernst fehlt. Andererseits ist es ein furioses Spektakel mit grandiosen Tiger Lillies und auch Darstellern.

Wer sie erleben will, hat am 19., 20., und 21. Mai 2016 (Schauspielhaus) dazu Gelegenheit.

„Der Sturm“ von Shakespeare

Im April 1564 wurde William Shakespeare im englischen Stradford-upon-Avon geboren und starb dort im April 1616 – so die offizielle Version. Das Schauspiel Frankfurt erinnert mit der Aufführung seiner märchenhaften Romanze „Der Sturm“ (The Tempest) an den 400. Todestag. Es ist die Erstaufführung von Frank-Patrick Steckels Neuübersetzung. Fünfzehn Shakespeare-Dramen hat der Autor und Theatermann Steckel übersetzt, und er gehört zu denen, die überzeugt sind, dass der Mann aus Stradford nicht mit dem Autor Shakespeare identisch ist. (Film „Anonymus“). Er schuf einen Text, der verständlich, poetisch, zeitgemäss ist und dennoch eigenwillige alte Formulieren hat. Steckel jedoch: „Das Original kann man nicht erreichen.“

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Der Sturm; Regie: Andreas Kriegenburg; Nico Holonics, Katharina Bach, Felix von Manteuffel, Elena Packhäuser, Sina Weiss, Sam Michelson, Carlos Praetorius (Geister); Foto © Birgit Hupfeld

Regisseur Andreas Kriegenburg, an allen bedeutenden deutschsprachigen Theatern aktiv, mehrfach ausgezeichnet auch als Bühnenbildner, hat in Frankfurt in der Spielzeit 2014/15 „Glaube, Liebe, Hoffnung“ inszeniert. Und nun das Märchen für Erwachsene „Der Sturm“, dieses letzte Stück von William Shakespeare, bei dem Kriegenburg auch das Bühnenbild schuf.

Quasi als Vorspiel erscheint der durchgeknallte Luftgeist Ariel, gespielt von Franziska Junge, um ein Klavier zu traktieren. Gekonnter Slapstick ohne direkten Bezug zum Stück. Dann folgt das Bild der durch den Sturm in Seenot geratenen Menschen, die sich verzweifelt an den Schiffstauen festhalten. Zu verdanken haben sie den Orkan Prospero, dem Zauberer, beziehungsweise Ariel, der das Schiff auf der Insel stranden liess. Prospero ist der rechtmässige Herzog von Mailand, der zu viel in magischen Büchern schnüffelte, die herzogliche Pflichten vernachlässigte und von seinem Bruder Antonio vom Thron gestürzt wurde. Zusammen mit seiner Tochter Miranda hatte er ihn dem Meer überlassen. Beide fanden Zuflucht auf einer kleinen Insel. Hier herrscht nun Prospero, der den Luftgeist Ariel befreite, und der nun sein treuer Diener ist. Die Schiffbrüchigen sind Bruder Antonio, Alonso, der König von Neapel, der damals beim Putsch half, und dessen Sohn Ferdinand sowie eine Reihe von Hofschranzen. Es bleibt nicht aus, dass sich Ferdinand in Miranda, die ausser ihrem Vater und dem Ureinwohner Caliban noch nie einen Mann sah, verliebt. Damit hatte Prospero wohl nicht gerechnet, das kommt seiner Rache nicht gelegen. Er lässt Ferdinand den Blicken seines Vaters entziehen, der nun meint, Ferdinand sei ertrunken. Derweil vergnügt sich Ferdinand mit Miranda. Mordkomplotte werden geschmiedet, unter anderem von Caliban, der sich von Prospero befreien will. Schliesslich Ende gut alles gut: Prospero verzichtet auf Rache und entscheidet sich für Versöhnung und Vergebung. Er entsagt seiner Zauberkraft, entlässt die Diener Ariel und Caliban, die sich die Freiheit immer wieder gewünscht haben, und kehrt nach Mailand zurück.

Prospero: „Wir sind vom gleichen Stoffe wie unsere Träume und unser kleines Sein umschliesst ein Schlaf.“

Andreas Kriegenburg hat die Bühne unter Wasser setzen lassen. Fast drei Stunden waten die Schauspieler durch das Nass. Eine schöne Idee, die wunderbare Spiegeleffekte und eine Meeresweite vortäuscht, für die Schauspieler sicher kein Vergnügen. Dennoch spielen sie mit Vergnügen. Nicht immer sind die Wasserspiele verständlich. Alle Insulaner sind in Weiss gekleidet, die Schiffbrüchigen in Schwarz (Kostüme Andrea Schraad). Felix von Manteuffel in schwerem Umhang daherschreitend oder angelnd am Fuss des mächtigen Baumes, dessen Blätter Zettel sind, auf denen Shakespearsche Gedichte stehen, ist ein würdiger Prospero, der aber auch wüten kann. Grossartig Franziska Junge als Ariel und Katharina Bach als Miranda. Durchweg glänzend spielend die männlichen Schauspieler: Oliver Kraushaar, Martin Rentzsch, Thorsten Danner, Nico Holonics, Sascha Nathan und Christoph Pütthoff.

Der Sturm“, das Märchen, das von Magie, von Gier, von Liebe, von Macht, von Gewalt und Versöhnung erzählt, ist am 22. und 25. Mai und und am 5., 6. und 11.Juni 2016 (Schauspielhaus) zu sehen und weiterhin im Repertoire der kommenden Spielzeit.

„Schuld und Sühne“

Warum anständig sein in einer Welt, die gänzlich verkommen ist? Warum sich an Gesetze halten, wenn himmelsschreiende Ungerechtigkeit herrscht?“: Lüstling Swidrigailow, Figur in Fjodor Dostojewskis Roman „Schuld und Sühne“. Es ist einer der meist gelesenen Romane der Weltliteratur. Daraus wurde ein Theaterabend gezimmert. Mit „Schuld und Sühne“ (Originaltitel „Verbrechen und Strafe“) wird die Dostojewski-Trilogie, dazu gehörte „Der Idiot“ und „Dämonen“, beendet. Während die ersten beiden Roman-Umsetzungen beim Publikum nicht gut ankamen, ist das bei „Schuld und Sühne“ anders.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881) lässt den bettelarmen Jurastudenten Rodjon Raskolnikow, der in einem „sargähnlichen“ Zimmer hausst, eine Pfandleiherin ermorden. Sie ist für ihn „unwertes Leben“, sie zehrt am Leben anderer und hat daher kein Recht zu existieren. Raskolnikow bedeutet übersetzt der Gespaltene oder Zerrissene. Ist er ein Angeber oder eine aussergewöhnlicher Mensch mit besonderen Rechten? Zunächst von der Richtigkeit seiner Tat überzeugt, überfallen ihn Zweifel, quälen ihn Fragen, Albträume sind die Folgen: „Ist es die Krankheit, die das Verbrechen erzeugt, oder ist das Verbrechen stets von einer Art Krankheit begleitet?“

Es ist Sonja, eine Prostituierte und seine Geliebte, und der Untersuchungsrichter, die Raskolnikow in die Knie zwingen. Er stellt sich dem Gericht und wird zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt.

Regisseur Bastian Kraft kommt in diesem personenreichen Stück mit fünf Schauspielern und einer Schauspielerin aus. Die Bühne hat er dichtmachen lassen. Nur ein kleiner Schlitz dient als Spielfläche – eine „sargähnliche“ Kammer mit Spiegeln, in der aufrechtes Stehen meist nicht möglich ist. Kraft, ein Spezialist für Romanadaptionen, konzentriert sich auf Raskolnikow, Nebengeschichten werden nur gestreift.

Nico Holonics als Raskolnikow kriecht und krümmt sich, fiebert, ist dem Wahnsinn nah und filmt dabei mit einer Kamera, deren Video-Aufnahmen auf die Bühnenmauer reproduziert werden. Eine unglaubliche Leistung.

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Schuld und Sühne; Regie: Bastian Kraft; Christoph Pütthoff, Nico Holonics, Lukas Rüppel, Oliver Kraushaar; Foto © Birgit Hupfeld

Menschenverknotungen, so können manche Szenen genannt werden, zu denen sich Torben Kessler als Untersuchungsrichter, zunächst vom Zuschauerraum Raskolnikow befragend, auch noch begibt. Fünf Schauspieler zeigen grosses Theater in dieser Bedrängnis.

Am Ende wird die Bühnenmauer zur Seite geschoben und offenbart die leere Bühne: Sonjas grosser Auftritt – gespielt von Corinna Kirchhoff. Weiss gewandet, erscheint sie wie eine Heilige und beschwört den Mörder zu gestehen.

Nächste Aufführungen im Schauspielhaus am 26. Mai und 2. Juni 2016 (bleibt im Repertoire)

„Die Netzwelt“

Die US-amerikanische Schriftstellerin und Schauspielerin Jennifer Haley beschäftigt sich in „Die Netzwelt“ „mit der Dissonanz zwischen dem, was Menschen in ihrem ‚echten‘ Leben und dem, was sie in ihrer Vorstellung sind. Die gegenwärtige Technik gibt uns die Möglichkeit, alternative Leben zu leben und andere Menschen in unsere Fantasie einzubeziehen“, so Jennifer Haley in einem Interview.

Sims glaubt, dass er etwas Gutes tut, wenn er Pädophilen ermöglicht, im Virtuellen ein Ventil für ihre Neigung zu finden. Anderer Meinung ist da Internet-Detective Morris. Sie ist der Meinung, dass die sinnliche Erfahrung im Internet auch Spuren im realen Leben hinterlässt. Sie lässt daher ermitteln. War das rechtens, war sie dazu befugt? Ist der virtuelle Ort reine Fantasie, in der die Menschen frei sein sollten, fragt Sims.

Die Bühne ist durch eine Glaswand geteilt: hinten die virtuelle Welt, ein Pappelwald, in dem „Papa“ das Mädchen Iris (Alexandra Lukas) umsorgt und betätschelt. Es lässt sich alles gefallen.

Ein virtuelles, aber abstossendes Geschehen, das Morris, kalt, unnachgiebig von Paula Hans gespielt, nicht akzeptiert.

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Die Netzwelt; Regie: Bernhard Mikeska; Paula Hans, Peter Schröder; Foto © Birgit Hupfeld

Die Vorderbühne ist Ort des Verhörs von Detective Morris, zu dem Sims und auch der Lehrer Doyle einberufen wurden. Thomas Huber als Sims und Papa argumentiert unnachgiebig. Den ehemaligen, verdienstvollen Physiklehrer Doyle (anrührendes Spiel von Peter Schröder), wahrscheinlich in der Realität unbescholten, ruiniert das Verhör. Woodnut, der als Kontrolleur ausgesandt wurde, findet Geschmack am Geschehen im Pappelidyll.

Es ist ein Stück, das die Diskussion anheizen wird, zu sehen am 5., 6. und 18. Juni sowie am 6. und 7. Juli 2016 in den Kammerspielen.

→ Starke Stücke im Schauspiel Frankfurt (11)
→ Starke Stücke im Schauspiel Frankfurt / 1

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