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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Das Kunstwerk der Woche (15)

 

Die Arbeit einer Künstlerin oder eines Künstlers
aus den Atelierhäusern in Frankfurt am Main

Jörg Ahrnt, AtelierFrankfurt

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Aus der Werkreihe „Ornamental Colours – Coloured Ornaments“, 2015, Farbige Tusche auf Papier, 105 x 105 cm (Totale und Detail); Fotos: Jörg Ahrnt

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Von Erhard Metz

Auch wir sind fehlbar und unterliegen vielleicht einem Irrtum, aber: Soweit wir dieses Werk von rund einem Quadratmeter Fläche absuchen und dabei die Augen bis an die Grenze ihrer Möglichkeiten strapazieren, haben wir nirgends gefunden, dass eines der zeichnerischen Elemente einem anderen gliche oder dass gar Schablonen zum Einsatz gekommen wären. Auf einer Fläche im Grundton beige, die man vielleicht als Hintergrund bezeichnen kann, sehen wir fein ausgeführte arabeske Figuren in den Farben Rot, Gelb und Hellblau. Und obwohl auch wir nur ungern ein Scheitern hier oder da einräumen, so müssen wir doch zugeben, dass wir unsere Absicht, die Anzahl dieser Elemente zu erfassen, weit vor Erreichen der Bildmitte aufgegeben haben. Umso mehr bewundern wir die schier unerschöpfliche Geduld des Künstlers. Und wir bewundern, wie er grosse Strecken an wertvoller Lebenszeit für solcherlei Arbeiten einsetzt, wobei dieser zeitliche Einsatz sich in dem Kunstwerk nicht nur manifestiert, sondern sich mit der zeichnerischen Ausführung erst zum eigentlichen Gesamt-Kunstwerk verbindet.

Es geht also – zumindest auch – im Prozess eines künstlerisch durchlebten, unwiederkehrlichen und unwiederholbaren Ablaufs von Geschehnissen um eine Auseinandersetzung mit der Zeit. Und um ein Weiteres: um die Veränderungen, die ein Werk – jenseits eines Trompe-l’œil – erfährt, wenn sich ihm ein Betrachter nähert oder sich von ihm entfernt, um die Ambivalenz von Nähe und Ferne also, von Gros und Detail.

Herr Ahrnt, Sie kommen gerade zurück aus dem Iran, Sie hatten dort Ausstellungen Ihrer Arbeiten mehrfach in Teheran, ferner in Shiraz, übrigens auch im Museum für Islamische Kunst Berlin. Sie hatten ein Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung in den Iran. Was fasziniert Sie an der gänzlich eigen- und andersartigen, sozusagen „bilderlosen Bildsprache“ der islamischen Kunst?

Jörg Ahrnt: Lange vor der Moderne zeigen sich in der iranisch-persischen Kulturgeschichte zwei gegensätzliche stilistische Tendenzen: die der Geometrisierung bzw. Abstraktion und die der Figuration. Was mich besonders interessiert, ist, dass der Ornamentik die Aufgabe zuzukommen scheint, zwischen diesen beiden Polen zu vermitteln.

Sie beschäftigen sich in Ihren Arbeiten unter anderem mit dem Phänomen, dass Ihre Malerei sich dem Blick des Betrachters – von ferne und im Detail von der Nähe gesehen – so unterschiedlich darstellt: Gibt es eine Verbindung zur Op Art, gar zum Trompe-l’œil?

Jörg Ahrnt: Für die Wirksamkeit  von Massenmedien ist es wichtig, dass eine bestimmte Bildinformation immer dieselbe bleibt, daher darf sich kein Unterschied auftun, wenn man ein Bild bzw. einen Film von Nahem oder Weitem betrachtet. Bei der Betrachtung von Kunstwerken kann sich der Betrachter dieser Normierung entziehen, was ich ganz wunderbar finde und für meine Arbeit nutze.

Anmerkung: Für den Herbst dieses Jahres ist eine Ausstellung von Werken Jörg Ahrnts in der Frankfurter Galerie ARTE GIANI geplant.

→ Jörg Ahrnt: „Maker Unknown“

→ Das Kunstwerk der Woche (16)
→ Das Kunstwerk der Woche (1)

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