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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Breslau / Wrocław: Europäische Kulturhauptstadt 2016 (3)

Ein Rundgang durch das Breslauer Zentrum: Universität und Barockes Breslau

Von Erhard Metz

Universität Breslau / Uniwersytet Wrocławski

Vergleichbar wechselvoll wie die Geschicke des Breslauer Doms liest sich die Geschichte der Universität Breslau. 1702 wurde sie als Leopoldiana von Kaiser Leopold I. mit einer philosophischen und einer katholisch-theologischen Fakultät gestiftet. Eindrucksvoll erstreckt sich das 170 Meter lange, in den Jahren 1728 bis 1771 errichtete Gebäude entlang der Oder.

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1811 wurde die Leopoldiana mit der Brandenburgischen Universität Frankfurt zur „Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau“ vereinigt. Als erste deutsche Universität erhielt sie – neben den Bereichen Philosophie, Recht und Medizin – jeweils eine Fakultät für katholische und für evangelische Theologie. Im Sommer 1945 wurde die Hochschule aufgelöst und statt ihrer eine polnische Universität gegründet, die 1946 eröffnet wurde. Heute bestehen Partnerschaften der Uniwersytet Wrocławski mit der Ruhr-Universität Bochum und der Universität zu Köln.

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Den Haupteingang ziert eine prächtige blau lackierte Doppeltür mit vergoldeten Beschlägen

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Universitätskirche (Namen-Jesus-Kirche / Kościół Imienia Jezus)

Unmittelbar neben der Universität befindet sich das heute als Universitätskirche dienende, zwischen 1689 und 1698 vom Jesuitenorden als Namen-Jesus-Kirche errichtete Gotteshaus. Wie die romanische St. Ägidiuskirche hat das Gebäude alle Wirren und Kriege ohne grössere Schäden überstanden. Erhalten geblieben sind deshalb auch die wunderbaren Fresken des Salzburger Barockmalers Johann Michael Rottmayr (1654-1730).

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Barockes Breslau

Ossolineum / Zakład Narodowy im. Ossolińskich

Heute ist das barocke ehemalige Matthiasstift aus dem 17. Jahrhundert am Oderufer als Ossolineum bekannt, sein Namenspatron war Joseph Maximilian Ossolinski (1748-1826). Als Literatur- und Kulturhistoriker, Schriftsteller, Politiker und Mäzen aus polnischem Adel begründete das Multitalent im Jahr 1817 ein Nationalinstitut mit rund 1,5 Millionen Büchern, Dokumenten, Stichen, Zeichnungen und Landkarten zur polnischen Kultur und Geschichte. 1947 erhielt diese Sammlung, heute unter Verwaltung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, ihre Heimat in dem schmucken Anwesen.

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Das Ossolineum

Orphanotropheum / Dawny sierociniec

Ein Prachtbau ist das von 1702 bis 1715 unter Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1664-1732) erbaute Orphanotropheum, das ehemalige Waisenhaus adeliger Familien. Der Herrscher hatte viele bedeutende Ämter und Titel: Fürstbischof von Breslau, Kurfürst und Erzbischof von Trier, Kurfürst und Erzbischof von Mainz, Bischof von Worms, Hochmeister des Deutschen Ordens, Fürstpropst von Ellwangen und schliesslich auch noch Reichserzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Ein bisschen viel für eine Person?

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Das Orphanotropheum, links die St.-Peter-und-Paul-Kirche

Nebenan hat die St. Peter-und-Paul-Kirche / Kościół św. Piotra i św. Pawła, Mitte des 15. Jahrhunderts mit Ausmassen von 14 mal 24 Metern anstelle einer vormaligen romanischen Kirche errichtet, einige Stürme erlebt: Zwei Mal brannte sie ab und wurde jeweils im Stil der Zeiten wieder aufgebaut, im Zweiten Weltkrieg aber stark zerstört. In den 1950er Jahren erhielt sie im Rahmen einer Rekonstruktion ihr ursprüngliches Aussehen zurück.

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↑ Häuser entlang der Katedralna, im Hintergrund Turm der Kreuzkirche
↓ Oderufer mit Ossolineum

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Fotos: Erhard Metz

→ Breslau / Wrocław: Europäische Kulturhauptstadt 2016 (1)
→ Breslau / Wrocław: Europäische Kulturhauptstadt 2016 (4 – Kirchen)

 

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