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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Das Kunstwerk der Woche (8)

 

Die Arbeit einer Künstlerin oder eines Künstlers
aus den Atelierhäusern in Frankfurt am Main

Kerstin Lichtblau, basis Elbestrasse

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„Rotkäppchen, der Wolf und Freundinnen“, 2016, Öl, Acryl und Siebdruck auf Leinwand, 100 x 140 cm; © Kerstin Lichtblau; Foto: die Künstlerin

Von Erhard Metz

Die Erzählung vom Rotkäppchen ist rund um die Welt in vielen Sprachen bekannt („Le petit chaperon rouge“, „Little Red Riding Hood“) – so „globalisiert“ wie bereits auch die „Augenmädchen“ von Kerstin Lichtblau, die ihre markanten Geschöpfe europa- und weltweit in Ausstellungen u.a. nach Paris, Lyon und Brüssel, nach New York City, New Orleans, Albany, NY, und West Salem, Wisconsin brachte. Das kleine Mädchen mit der roten Mütze wurde zum Stoff von Theaterstücken und Opern (Le petit chaperon rouge von François-Adrien Boieldieu, 1818!), von Musicals und Filmen, von Fernseh- und Hörspielen, von Comic- und Werbefiguren, seine Geschichte wurde von Schriftstellern, Regisseuren, Pädagogen, Philosophen und Psychologen auf das Vielfältigste adaptiert, analysiert und interpretiert. Nach Erstveröffentlichungen von Charles Perrault in den Jahren 1695/1697 fand es 1812 Eingang in die berühmte Sammlung von Kinder- und Hausmärchen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Und seit jeher spielt der – böse – Wolf mit. Aber auch die hilflos-kranke Grossmutter und der edel-maskulin aufgeladene rettende Jägersmann.

Natürlich interessiert diese Kult- und Symbolfigur auch eine Künstlerin wie Kerstin Lichtblau. Ihr Wolf hat die gleichen blauen Augen wie das Mädchen. Wie mag ihr Verhältnis zueinander sein? Ist Lichtblaus Rotkäppchen kindlich-naiv oder kess und sexy, unschuldig-unwissend oder listig-durchschauend, emanzipiert im 21. Jahrhundert? Und der Wolf – ist er gezähmt oder noch wild, spielt er mit oder lässt er sich nicht „in die Karten gucken“? Das Geschehen spielt in einem verzauberten – allerdings kahlen, schweflig-gelben – Wald, den kleine blaue Wölkchen durchschweben. Vier Augenmädchen (technisch handelt es sich um Siebdrucke) bevölkern die Szenerie – Freundinnen, doch eher achtsam, skeptisch, misstrauisch. Rotkäppchen und Wolf, Kindfrau und Mann, Sexobjekt und Macho, die Gute und der Böse – Freundin und Freund, kurzum: wer sind die beiden?

Lassen wir die Künstlerin selbst sprechen: „Die ‚Augenmädchen‘ richten sich an alle, die unsere Welt nicht einigen wenigen überlassen wollen, sondern das Recht einfordern, dass jedem Individuum ein gleichberechtigter Platz zusteht. Durch ihren intensiv fixierenden Blick vertauschen sie die Rolle von Betrachter und Bild – sie ziehen den Rezipienten in ihre Welt, wollen emotional berühren, auffordern – herausfordern.

Ich glaube man sieht, dass das Rotkäppchen und der Wolf in diesem Fall befreundet sind. Die Augenmädchen sind auch radikal pazifistisch!“

Wer mehr „Augenmädchen“ sehen will, wird hier aktuell fündig:

Kerstin Lichtblau und andere, „Ausstellung der Jahresgaben 2015“, Kunstverein Friedberg/Hessen, bis 6. März 2016
„We can be heroes – Kerstin Lichtblau und ihre Augenmädchen“, ABC Westside Galerie, München, 11. März bis 9. April 2016

→ Frankfurter Ateliertage 2012: Kerstin Lichtblau

→ Das Kunstwerk der Woche (9)
→ Das Kunstwerk der Woche (1)

 

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