home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Oper Frankfurt: Wiederaufnahme von „Giulio Cesare in Egitto“ von Georg Friedrich Händel

Recht brutales Spektakel – aufgefangen durch Ironie, Witz und Humor

Von Renate Feyerbacher

Am 2. Dezember 2012 hatte das Dramma per musica Premiere. Bei der ersten Wiederaufnahme jetzt am 12. Februar 2016 lag die musikalische Leitung erneut bei Erik Nielsen. Die Aufführung, inszeniert von Johannes Erath, war so frisch wie damals. Manche Einwände meiner damaligen Besprechung hatten sich verflüchtigt und das Publikum feierte ohne Buh-Rufe die Inszenierung und vor allem die Sängerinnen und Sänger. Fast nach jeder Arie gab es Beifall, am Ende der Vorstellung erreichte der Beifallssturm fast schon Lärmqualität.

Andreas Scholl gibt sein Debüt an der Oper Frankfurt. Bisher trat er hier als Liedsänger auf. Den Giulio Cesare sang er bereits in Paris und zusammen mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen. Der weltweit hochdekorierte Countertenor, dessen Heimat der Rheingau ist, der seine erste musikalische Ausbildung bei den Kiedricher Chorbuben erhielt und 2015 Preisträger des Rheingau Musikfestivals war, bewegt sich professionell auf der Bühne. Die Liebesszenen mit Lydia alias Cleopatra sind hinreissend. Bei der ersten Arie gab es kleine, stimmliche Schwächen, zu leise, aber dann, als ob er es bemerkt hätte, drehte er auf. Es folgte ein Feuerwerk höchster Countertenor-Kunst.

GIULIO CESARE IN EGITTO | Georg Friedrich Händel | WA 12.02.2016 | Oper Frankfurt Musikalische Leitung Erik Nielsen Regie Johannes Erath Szenische Leitung der Wiederaufnahme Hans Walter Richter Bühnenbild Herbert Murauer Kostüme Katharina Tasch Licht Joachim Klein Video Bibi Abel Dramaturgie Malte Krasting Giulio Cesare Andreas Scholl Curio, römischer Tribun Björn Bürger Cornelia, Pompejus Gemahlin Jamie Barton Sesto, Cornelias und Pompejus Sohn Nina Tarandek Cleopatra Louise Alder Tolomeo, König von Ägypten, Cleopatras Bruder Matthias Rexroth Achilla, Heerführer und Ratgeber Tolomeos Simon Bailey Nireno, Cleopatras und Tolomeos Vertrauter Dmitry Egorov Frankfurter Opern- und Museumsorchester

Andreas Scholl (Giulio Cesare) und Louise Alder (Cleopatra); Foto © Barbara Aumüller/Oper Frankfurt

Die britische Sopranistin Louise Alder, seit einem Jahr Ensemblemitglied, gibt ihr Rollendebüt als Cleopatra. Grandios, wie sie die schwierigen Händel-Arien meistert. Brenda Rae, die Cleopatra der Premierenvorstellung, die im Publikum saß, hat wegen ihrer Schwangerschaft die Rolle abgegeben.

Die amerikanische Mezzosopranistin Jamie Barton brillierte als Cornelia. Es ist nach ihrem Liederabend ihre erste Opern-Produktion in Frankfurt. Eine sensationelle Stimme, die unter anderem an der Metropolitan Opera New York und bei den Londoner BBC Proms umjubelt wurde.

So fulminant habe ich die kroatische Mezzosopranistin Nina Tarandek (hier als Cornelias Sohn Sesto) noch nie gehört. In der Premiere sang Paula Murrihy die Partie.

Björn Bürger, der soeben in „Le Cantatrici Villane“ die Zuschauer in Begeisterung versetzte, hat die kleine Partie des Curio übernommen. Countertenor Matthias Rexroth als Tolomeo war wie schon in der Premierenvorstellung 2012 eine Wucht. Überzeugend spielt er, wie Simon Bailey, einen der Wüstlinge. Bailey, lange Jahre Ensemblemitglied, mittlerweile europaweit agierend, kehrt gottlob immer wieder nach Frankfurt zurück. Furios präsentiert er sich als Achilla. Auch Countertenor Dmitry Egorov ist für die Rolle des Nireno nach Frankfurt zurückgekehrt. Der gebürtige Russe ist ein bedeutender Barockspezialist.

Eine glanzvolle Wiederaufnahme. Barock- und Händelfreunde werden auch das wunderbare Musizieren des Frankfurter Opern- und Museumorchesters geniessen.

Weitere Aufführungen am 26. Februar sowie am 4., 6., 11., 19. und 26. März 2016

→ „Giulio Cesare in Egitto“ von Georg Friedrich Händel in der Oper Frankfurt
→ Andreas Scholl – weltberühmter Countertenor

Comments are closed.