Städelschule: Rundgang 2016
Von Erhard Metz
Wieder einmal öffnet heuer die Städelschule (ihr offizieller Titel lautet Staatliche Hochschule für Bildende Künste) ihre Ateliers für das Publikum zur traditionellen Rundgangsveranstaltung – und wie in den vergangenen Jahren werden etwa 15.000 Besucherinnen und Besucher und möglichst noch mehr erwartet. Der Startschuss fällt am Freitag, 12. Februar 2016, um 18 Uhr mit der Verleihung der Rundgangspreise in der Mensa des Hauptgebäudes Dürerstrasse und anschliessend um 20 Uhr mit der Eröffnung der ersten Einzelausstellung des libanesischen Künstlers Lawrence Abu Hamdan in der der Hochschule zugehörigen Ausstellungshalle Portikus auf der Maininsel.
Während des dreitägigen Events werden Studierende der international renommierten Professoren wie Ben van Berkel, Johan Bettum, Peter Fischli, Douglas Gordon, Judith Hopf, Michael Krebber, Tobias Rehberger, Willem de Rooij und Amy Sillman, ihre Ateliers öffnen und der Öffentlichkeit einen Einblick in ihre Praxis gewähren. Zu den Lehrenden gehören ferner die Professoren Daniel Birnbaum, Isabelle Graw und Philippe Pirotte. Die Studierenden des Studiengangs Curatorial & Critical Studies haben ein Programm von Vorträgen und Gesprächen zusammengestellt, die in der Aula des Hauptgebäudes stattfinden werden. Videokünstler und Filmemacher zeigen ihre Produktionen im Deutschen Filmmuseum und die Architekturklasse stellt in ihren Klassenräumen aus.
Öffnungszeiten: im Haupthaus Dürerstrasse 10 und 24 und in der Dependance Daimlerstrasse 32 von Freitag, 12. Februar bis Sonntag, 14. Februar 2016 jeweils von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Das reichhaltige Programm nebst Führungen und weiteren Informationen ist auf der Website der Städelschule publiziert.
Städelschul-Rektor Professor Philippe Pirotte im Pressegespräch
Rektor Professor Philippe Pirotte, Professorin Judith Hopf, Prorektorin, und Professor Willem de Rooij erläutern im Pressegespräch Aufgaben und Position der Kunsthochschule: Was ist das Besondere an dieser mit rund 130 Studierenden des Fachbereichs Freie Bildende Kunst und circa 60 Studierenden des Fachbereichs Architektur im nationalen wie internationalen Vergleich zahlenmässig eher kleinen Hochschule? Sie vergibt keine Diplomzeugnisse – lediglich kann der Titel „Meisterschüler“ eines Professors erworben werden. Lehrende und Studierende begegnen sich gewissermassen auf Augenhöhe. Die Studentinnen und Studenten sollen von der Vorstellung befreit werden, als Teil einer universitären Struktur auf ein Ziel hin, also etwa für den Erwerb eines Diploms zu arbeiten oder ihr Studium als eine Art Business zu begreifen. Ziel des Studiums ist vielmehr die Entwicklung einer freien, selbstbewussten, Eigeninitiative entfaltenden künstlerischen Persönlichkeit. In diesem Sinne werden die Studierenden („wir behandeln sie als Künstler und nicht als Schüler“) von Anfang an in ihrem bereits im Aufnahmeverfahren unter Beweis gestellten künstlerischen Potential bestärkt, wobei die Lehrenden deren sich über zehn Semester erstreckenden Weg an der Hochschule behutsam beratend und auch korrigierend begleiten.
So sollen die Studierenden im Diskurs mit ihren Professoren wie auch den Mitstudierenden gleichermassen „Lust“ an der Kunst und am künstlerischen Experiment wie Verantwortlichkeit für Kunst samt deren gesellschaftlichem Stellenwert entwickeln, was auch ein stetiges Sich-Selbst-Befragen und Infragestellen („warum mache ich dies?“) wie auch das Bewusstsein für die Risiken einer Existenz als Künster, Kurator oder Architekt einschliesst.
Entsprechend haben früher an den Akademien gepflegte starre Kategorisierungen etwa in Bereiche wie Malerei, Skulptur, Foto oder Video seit längerem ihre Bedeutung verloren zugunsten eines spartenübergreifenden Kunstverständnisses, obgleich es beim bevorstehenden Rundgang nach wie vor auch einiges an reiner Malerei, an Zeichnungen oder Druckgraphik zu sehen gibt. Und entsprechend hat sich die Kunst mehr und mehr auf das Performative hin entwickelt.
↑ Blick in die Lichthalle des Haupthauses;
↓ Nicht erschrecken beim Gang durch die Flure: eine Arbeit von Max Eulitz
Fotos: Erhard Metz