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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Abschied von der Europäischen Kulturhauptstadt 2015 Pilsen / Plzeň (Teil 1)

Liebeserklärung an eine liebenswerte Stadt (1)

Von Erhard Metz

Pilsen / Plzeň – eine überaus dem bunten Leben offene, schöne, ja prächtige, mit der Westböhmischen Universität und der medizinischen Fakultät der Prager Karls-Universität von studentischem Leben geprägte und nicht nur deshalb jugendlich wirkende Stadt, mit etwa 170.000 Einwohnern noch gut überschaubar, Verwaltungs- und Bischofssitz, mit zahlreichen Kultureinrichtungen und -institutionen und, last but not least, Sitz der weltberühmten Brauerei, die im 19. Jahrhundert das Pils (Pilsner) erfand – davon in Teil 2 mehr.

Über eine Fläche von rund 200 mal 150 Meter erstreckt sich der Hauptmarkt (heute Platz der Republik) im Zentrum der unter Denkmalschutz stehenden Altstadt mit der freistehenden St.-Bartholomäus-Kathedrale in seiner Mitte, umrandet von schönsten, perfekt restaurierten Bürgerhäuserfassaden.

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Die Ende des 17. Jahrhunderts auf dem Hauptmarkt errichtete Pestsäule krönt eine Kopie der „Pilsner Madonna“ aus der St.-Bartholomäus-Kathedrale. Gegenüber das Renaissance-Rathaus, in den Jahren 1554 bis 1559 von Giovanni de Statio erbaut, die Fassade reich mit Abbildungen böhmischer Könige und Herrscher in Sgraffito-Technik verziert.

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Wo immer man auch die Strassen entlang blickt – die stets abwechslungsreich gestalteten und herausgeputzten Altstadthäuser sind eine wahre Augenweide.

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Exponiert als ein Solitär steht die mächtige hochgotische, ursprünglich wohl zweitürmig geplante, aus Kieselsandsteinquadern errichtete St.-Bartholomäus-Kathedrale des Bistums Pilsen, eine dreischiffige Hallenkirche, als ein Wahrzeichen der Stadt frei im Zentrum des Hauptmarkts. Knapp 60 Meter lang und knapp 30 Meter breit, in seinem Gewölbe 25 Meter hoch ist das markante, Pilsen dominierende Bauwerk. Sein 103 Meter an Höhe messender Turm (ein früheres Pendant soll durch einem Brand beschädigt und abgetragen worden sein, in anderen Berichten wird überliefert, dass er nie errichtet gewesen sei) ist, wie wir hörten, der höchste in Tschechien, der Blick von der Plattform über das böhmische Land soll bei gutem Wetter überwältigend sein und an die 70 Kilometer weit reichen. Ende des 13. Jahrhunderts begann man mit dem Bau der Kathedrale, erst im 16. Jahrhundert wurde sie vollendet.

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Zwar ist der Altar (nach Entfernung seines barocken Vorgängers) neugotisch, er beherbergt jedoch eine hoch verehrte Kostbarkeit: die 134 Zentimeter hohe „Pilsner Madonna“, die Jungfrau mit dem Jesuskind, aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (vermutlich um 1384). Wir lernten sie bereits auf der nahe der Kirche errichteten Pestsäule kennen, dort allerdings mit einem Sternenkranz-Nimbus versehen.

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Auch eine Madonna, eine besondere, eine eigenartige und merkwürdige Darstellung: Statt dem Jesuskind hält sie einen halb unter einem Blumenbouquet verborgenen kleinen Kruzifixus in den Armen.

Fotos: Erhard Metz

→ Abschied von der Europäischen Kulturhauptstadt 2015 Pilsen / Plzeň (Teil 2)

 

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