Adventskalender 2015 mit dem Kunstverein Familie Montez
1. Dezember
Von Erhard Metz
Adventskalender sind eine schöne Tradition – ab dem 1. Dezember jeden Tag ein Türchen öffnen, in unserem Falle ein von Künstlerhand geschaffenes Bild betrachten. Die Motive nehmen wir in diesem Jahr aus der „Schatzkammer“ des Frankfurter Kunstvereins Familie Montez.
Die „Familie Montez“ – wer kennt sie nicht in Frankfurt und im Umland, gar im ganzen Hessenland? Ihre Mitglieder bilden wahrlich eine „Künstlerfamilie“, mit einer eigenen Lola Montez Band. Wechselvoll ist die Geschichte des kleinen, aber feinen Kunstvereins, 2007 von Anja Czioska und Mirek Macke, beide Absolventen der Frankfurter Städelschule, gegründet, ein bisschen patroniert vielleicht von deren Lehrern, den Städelschul-Professoren Hermann Nitsch und Peter Kubelka. Andere namhafte Professoren der angesehenen Kunsthochschule wie Christa Näher, Tobias Rehberger oder Thomas Bayrle stellten schon manche ihre Werke im „Montez“ aus.
Lange Jahre war die alte „Gemüsehalle“ in der Rotlicht-verdächtigen Breiten Gasse Domizil und Ausstellungshalle des Vereins, bis – Ende 2010 – die Frankfurter Bauaufsicht dort Sicherheitsmängel feststellte und den „Laden dicht“ machte. In einer beispiellosen Rettungsaktion mit einer spektakulären Auktion sammelte Familie Montez die notwendigen finanziellen Mittel zur Behebung dieser Mängel, ging tatkräftig ans Werk, und nach einer ersten Präsentation – einer Fassadenarbeit von Lionel Röhrscheid – im März 2011 konnte Montez-Direktor (und Erster Vereinsvorsitzender) Mirek Macke im Mai 2011 das Gebäude mit einer Ausstellung von Arbeiten der damaligen HfG-Professorin Mariola Brillowska und ihrer Klasse wiedereröffnen.
Doch kaum ein Jahr später läutete für den Verein erneut das Abschiedsglöckchen: das Grundstück samt Halle wurde an einen Investor verkauft, Familie Montez wurde heimatlos. Wer glaubte, das sei das Aus für den tapferen Verein, sah sich – glücklicherweise – getäuscht: Familie Montez ging auf Wanderschaft mit der in den Städten Berlin, Hamburg, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart und Weimar und zuletzt wiederum in Frankfurt am Main gezeigten kooperativen Ausstellung „Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen“, an der sich – einschliesslich der Mitglieder des Kunstvereins selbst – insgesamt über 300 Künstlerinnen und Künstler aus den genannten Städten beteiligten. Ein grosser Teil dieser Arbeiten ging in die Montez-Sammlung ein und kann heute im neuen Vereinsdomizil in den Bögen unter der Honsellbrücke in besagter „Schatzkammer“ besichtigt und dort auch erworben werden.
Ralf Barthelmes, „Familie Montez“, 2008
Begeisterung und Leidenschaft, Idealismus, Besessenheit und Überzeugtsein von der „guten Sache“, Mut und Überlebenswille, Tatkraft und ein beispielloser handwerklicher und ideeller Einsatz – dies alles und vieles mehr zeichnet den Kunstverein Familie Montez, allen voran dessen unermüdlichen Chef Mirek Macke, in ganz besonderer Weise aus. Respekt und Chapeau! Und Dank gebührt dem Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main für seine Unterstützung und Förderung des Vereins gerade auch in schwierigen Situationen! Denn: eine Stadt wie Frankfurt braucht Familie Montez!
Abbildung © Ralf Barthelmes; Foto: Erhard Metz
– „technische“ Anmerkung: von den in „Petersburger Hängung“ präsentierten Arbeiten
konnten leider nur ungeglaste fotografiert werden –
→ Atelierfrankfurt – Familie Montez – Kulturbunker:
Das neue Kunst- und Kulturdreieck im Frankfurter Ostend
→ Kunstverein Familie Montez zur Luminale in den Frankfurter Honsellbrücke-Bögen
→ Benefiz-Konzert mit Johannes Kiem im Kunstverein Familie Montez