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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für November, 2015

„abgeschickt, abgefangen, aufgefunden“ im Museum für Kommunikation Frankfurt

2015, November 12.

„Das klingende Sonntagsrätsel“ und die Postkontrolle in der DDR:
In den Fängen des Überwachungssystems

Von Hans-Bernd Heier

RIAS Berlin (Rundfunk im amerikanischen Sektor) startete vor 50 Jahren eine neue Sendereihe: „Das klingende Sonntagsrätsel“. Diese Rate-Show mit 52 Ausstrahlungen im Jahr war eine gesamtdeutsche Unterhaltungssendung, die in West und Ost für viele Menschen zum sonntäglichen Ritual gehörte. Erster Moderator war Hans Rosenthal, der es durch seine sehr persönliche Moderation verstand, die Hörerinnen und Hörer über 20 Jahre lang zu begeistern. Sechs Melodien – meist aus dem Bereich der Unterhaltungsmusik – wurden gespielt, zu denen je eine Frage gestellt wurde. Wer das richtige Lösungswort einsandte, konnte auf einen kleinen Gewinn hoffen.

Klingendes Sonntagsrätsel Christian Bienert, Martina Kintscher, Hans Rosenthal (v.lks.) 7305/789, Uk

„Das klingende Sonntagsrätsel“: Moderator Hans Rosenthal (rechts) mit seinen Mitarbeitern im RIAS-Studio 12, links sein Assistent und späterer Nachfolger, Christian Bienert; © RIAS Dietger Schulze

Nach Rosenthals Tod gewann Christian Bienert von 1987 bis 2012 die Herzen der Ratefamilie (zum Jahresanfang 1994 ging RIAS in das neu gegründeten „Deutschlandradio“ ein). Seit 2013 moderiert Uwe Wohlmacher, ebenfalls seit RIAS-Tagen dabei, die Sendung. Hören und Rätseln zählen auch heute noch zum sonntäglichen Vergnügen einer großen Stammhörerschaft – im Familienkreis, mit Freunden oder auch allein. Selbst im Urlaub verzichten viele treuen Fans nicht auf die lieb gewordene Gepflogenheit. Weiterlesen

Absolventenausstellung 2015 der Städelschule „Parked Like Serious Oysters“ im MMK 3 (Teil 3)

2015, November 10.

Von Erhard Metz

„Parked Like Serious Oysters“: Mit dem etwas schräg anmutenden Titel der diesjährigen Absolventenausstellung haben wir uns bislang noch kaum beschäftigt. Nun gibt es die weltweit verbreitete, artenreiche Tierfamilie der Austern seit etwa 250 Millionen Jahren, für viele Menschen zählen die Muscheln zu den Kulinarien, und ihre Perlen schätzen Mode- und Schmuckindustrie – aber das hatten die Städel-Studierenden bei der Titelwahl wohl nicht im Sinn. Nein, sie entnahmen dazu vielmehr einen Satz aus dem „Manifeste Cannibale Dada“. Erfunden hatte es der französische Künstler und Schriftsteller Francis Picabia (1879 – 1953), der es 1920 in Paris immerhin von dem berühmten Dichter und Schriftsteller André Breton (1896 – 1966) vortragen liess. „Que faites vous ici, parqués comme des huîtres sérieuses … ?“ heisst es im die damaligen Anwesenden provozierenden französischen Originaltext. Das Manifest findet man übrigens im SCHIRN-Magazin im Rahmen eines erhellenden Beitrags von Katharina Cichosch veröffentlicht.

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Francis Picabia in seinem Atelier; Bildnachweis: wikimedia commons/Sammlung George Grantham Bain in der Library of Congress, Washington D.C.

Um Protest gegen die bürgerliche Welt und ihre Werte gehe es also, gegen die Starrheit des bestehenden Systems; mit dem Titel hätten die Absolventen ein Zitat ausgewählt, das als Vorsatz für die Zukunft verstanden werden kann: sich nicht festlegen zu lassen und stets mit bestimmtem Blick Neuem und Unbekanntem entgegenzutreten, so das MMK. Weiterlesen

Absolventenausstellung 2015 der Städelschule „Parked Like Serious Oysters“ im MMK 3 (Teil 2)

2015, November 9.

Malerei

Von Erhard Metz

Noch bis zum kommenden Sonntag, 15. November 2015, ist die von Anna Goetz kuratierte Ausstellung von Werken der Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs 2015 der Staatlichen Hochschule für bildende Künste – der Städelschule – im MMK 3 (vormals MMK-Zollamt) zu sehen. Ein Muss für alle an aktueller Kunst Interessierten, die sich einen Eindruck von dem verschaffen wollen, was an dieser weltweit renommierten und richtungweisenden Kunsthochschule geschieht.

Bereits zum siebten Mal findet die Abschlussausstellung im MMK 3 und damit – für viele der Studierenden erstmals – in einem institutionellen Rahmen statt. Damit setzt sich erfreulicherweise die langjährige Kooperation von MMK und Städelschule fort, aus der nicht zuletzt zahlreiche Ankäufe für die Sammlung des Museums resultieren.

Die diesjährige Ausstellung zeigt Werke von 32 Absolventen aus den Klassen der Professorinnen und Professoren  Monika Baer, Peter Fischli, Douglas Gordon, Judith Hopf, Michael Krebber, Tobias Rehberger, Willem de Rooij und Amy Sillman. Die Absolventen sind: Salomo Andrén, Maximilian Arnold, Patrick Alan Banfield, Christin Berg, Benedikte Bjerre, Calori & Maillard, Graziano Capitta, Victoria Colmegna, Inga Danysz, Jan Domicz, Ian Edmonds, Richard Eß, Charlie Froud, Larissa Hägele, Henrik Olai Kaarstein, Felix Kultau, Zac Langdon-Pole, Erika Landström, Hannah Levy, Julien Nguyen, Thuy-Han Nguyen-Chi, Anna Lucia Nissen, Jonathan Penca, Filippa Pettersson, Esper Postma, George Rippon, Veronika Russell, Marcello Spada, Anna-Lisa Theisen, Luke Willis Thompson, Ana Vogelfang und Anna Zacharoff.

In diesem Jahr stehen Malerei, Film und Installation im Zentrum des Ausstellungsgeschehens. Wichtige Themen der Ausstellung seien, so das MMK, die Aneignung und Umwidmung etablierter künstlerischer Strategien der Konzeptkunst sowie ikonografischer Motive der klassischen Malerei und der Popkultur. In diesem Sinne bedienten sich die Absolventen bekannter Bildmotive, um Konventionen von Präsentation und Repräsentation zu hinterfragen. Konzentrieren wir uns heute auf sechs Positionen der Malerei – für uns immer noch, pardon, eine der Königsdisziplinen der „Schönen Künste“.

„Parked Like Serious Oysters“ – so lautet bekanntlich der Titel der diesjährigen Leistungsschau, auf den sich die Ausstellenden verständigt haben. Et voilà – hier ist sie, die oyster, die Auster also, jenes geheimnisvolle, edle Perlen produzierende Tier, so könnte man jedenfalls meinen, gemalt von Anna Zacharoff:

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Anna Zacharoff, That feeling when you put fresh bedsheets on, 2015, Ausstellungsansicht Weiterlesen

„John Baldessari. The Städel Paintings“ im Frankfurter Städel Museum

2015, November 8.

Schnipselmann & Schnitzeljagd –
John Baldessaris ironische Meisterwerk-Kommentare

Krönender Abschluß „200 Jahre Städel“

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Kurator Martin Englert und Städelchef Max Hollein vor John Baldessari (*1931) Movie Scripts/Art: A hand suddenly grips railing, 2014, Diptychon; Inkjet-Print und Acrylfarbe auf Leinwand, 273,7 x 189,2 cm, Marian Goodman Gallery © John Baldessari; Foto: Petra Kammann

Von Petra Kammann

Meisterwerke von Genies können etwas Einschüchterndes haben, in der Kunst wie in der Literatur. Wie wollte man Goethe übertrumpfen? Man muss nur selbstbewusst und respektlos genug mit den Meistern umgehen. So etwa hat sich der Pop-Artist Andy Warhol frech aus dem berühmten Tischbein-Porträt den Kopf mit Hut herauskopiert, stark vergrößert und ihn mit grellen und frischen Farben neu aufgebaut. Entstanden ist so eine neue Ikone im „Zeitalter der Multiplizierbarkeit“, ohne die man das Tischbein-Gemälde kaum mehr denken kann … Und jemand wie der DDR-Autor Ulrich Plenzdorf wollte Goethe auch nicht allein den Ruhm für „Die Leiden des jungen Werther“ überlassen. Wie der Autor den „ollen Werther“ in sein eigenes Werk „Die neuen Leiden des jungen W.“ einbaut, ist so provokativ wie witzig: Held Edgar sitzt im Dunklen auf der Toilette und findet kein Papier. Also missbraucht der ein dünnes Büchlein, von dem er Titel- und Deckblatt sowie die letzten paar Seiten als Toilettenpapier gerade zur Hand hat. Dass es sich dabei um Goethes Werther handelt, kann er zwar nicht mehr feststellen, liest das Buch dann doch noch, lässt jedoch kaum ein gutes Haar daran. Das Aufmüpfige, das dem Autor Probleme mit der Zensur verursacht hat, der respektlose Umgang mit traditionellen Kultwerken, hatte in der westlichen Welt weniger dramatische Folgen.

So war dem kalifornischen, inzwischen 84-jährigen Künstler John Baldessari, der als Vater der Konzeptkunst gilt, mehr Erfolg und Anerkennung beschieden. Er erhielt nicht nur unzählige Auszeichnungen, sondern auch Ausstellungen in renommierten Museen wie dem Metropolitan Museum in New York oder der Tate Modern in London. Und er wurde mit dem Goldenen Löwen der 53. Biennale von Venedig und 2012 mit dem Kaiserring der Stadt Goslar ausgezeichnet. Als Pionier der Konzeptkunst hatte Baldessari schon Mitte der 1960er Jahre alles infrage gestellt: die Malerei, den Markt, den Mythos des Künstlergenies – und auch den guten Geschmack oder das, was Kunstkenner wohl dafür hielten. Der Maler schlug einen radikalen Weg ein. So wurde er 1970 so richtig durch seine provokative Tat bekannt, als er nämlich seine Gemälde, die er bis 1968 geschaffen hatte, offiziell in einem Krematorium verbrennen ließ. Weiterlesen

Hans Ticha: Maler, Grafiker, Zeichner, Buchillustrator

2015, November 6.

Politisch, gesellschaftskritisch, fein-derb, witzig, ironisch, ideenreich, eigenwillig
Ein Gespräch mit dem Künstler

Von Renate Feyerbacher

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Ausstellungsansicht in der Büchergilde Buchhandlung und Galerie, Frankfurt: „Musiker“, 2011, Öl auf Leinwand

Der Maler, Grafiker und Buchillustrator Hans Ticha wurde und wird in diesem Jahr mit mehreren Ausstellungen geehrt. Der Anlass: Anfang September 2015 wurde er 75 Jahre. Bis Ende September widmete ihm die Frankfurter Büchergilde Buchhandlung und Galerie eine Ausstellung mit Zeichnungen, Vorzeichnungen, Gemälden und Druckgrafiken. Die Berliner Galerie Läkemäker hatte bereits zuvor auf der Art Karlsruhe 2015 Gemälde des Künstlers gezeigt, und bis zum Sommer 2015 präsentierte das Literaturhaus Magdeburg eine Sonderausstellung „Hans Ticha – Grafik, Buchkunst und Illustration“. Am 12. Dezember 2015 schliesslich wird das Stadtmuseum Jena eine grosse Ausstellung mit Arbeiten Tichas unter dem Titel „Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Bücher“ eröffnen, die bis Mitte März 2016 laufen wird. Weiterlesen

Das Limousin: Ein schönes Stück Frankreich entdecken

2015, November 5.

Fest der „Petits ventres“ im Oktober

Von Elke Backert

In der Rue de la Boucherie in Limoges wohnen längst keine Schlachter mehr. Während der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts hatten sich 58 von ihnen in der engen Gasse gemütlich eingerichtet mit Laden, Stall, Schlachthaus, Küche, Wohnräumen, Speicher, alles unter einem Dach. Nur noch eines der Häuser, im 13. Jahrhundert in Holz auf Stein errichtet, jetzt Museum, erinnert liebevoll an sie. Und die Kapelle Saint-Aurélien. Die hatten die Metzger 1827 für ihre Zunft gekauft. Besuchern steht sie offen, und nach Einwurf von 50 Cent strahlt sie hell. Dann erkennt man vielleicht, dass das Jesuskind – sehr speziell – an einer Niere knabbert: zu jener Zeit in diesen Kreisen ein übliches Geschenk für Kinder.

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Fachwerk und Fassaden in Limoges. Das Gros der Häuser im Limousin ist aus Feldsteinen gebaut, ebenso wie die Steine von Mauern ohne Zement aufgeschichtet wurden Weiterlesen

„Dialog der Meisterwerke“ im Städel (3)

2015, November 3.

Hochkarätiger Besuch zum Jubiläum
Wettstreit unter Gleichen

Von Hans-Bernd Heier

Die außergewöhnliche Präsentation „Dialog der Meisterwerke. Hoher Besuch zum Jubiläum“ ist ein weiterer Höhepunkt des umfassenden Ausstellungsreigens, mit dem das Städel seinen 200. Geburtstag feiert. 65 Meisterwerke aus den renommiertesten Museen der ganzen Welt sind nach Frankfurt gereist, um mit Städel-Glanzstücken in einen anregenden Dialog zu treten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden Werke von Vilhelm Hammershøi große internationale Beachtung. Arbeiten von ihm wurden auf den Pariser Weltausstellungen von 1889 und 1900 ebenso wie bei der Biennale in Venedig 1903 gezeigt. Rainer Maria Rilke reiste 1905 eigens nach Kopenhagen, um über den dänischen Maler ein Essay zu verfassen.

taiteilija: Hammershøi, Vilhelm Inventaarionro A III 2058 teosnimi: Sisäkuva taiteilijan kodista haltija: AT kokoelma: (von Willebrand) ajoitus: n. 1900 tekniikkateksti: öljy kankaalle pääluokka: maalaus aihe: INTERIÖÖRI ; taiteilijan koti ; avoin ovi ; ikkuna ; muotokuvataulu ; biedermeier-tyylinen tuoli ; nainen ; taiteilijan vaimo ; selin ; kokovartalo mitat: 65,5 cm x 54,5 cm Valokuvanro 28284 ajoitus: 27.6.1994 valokuvaaja: Hannu Aaltonen valokuvatyyppi: laakadia v/k 3 asiasanat: INTERIÖÖRI ; taiteilijan koti ; avoimet ovet ; ikkuna ; muotokuvataulu ; biedermeier-tyylinen tuoli ; nainen ; taiteilijan vaimo ; selin ; kokovartalo Digikuvanro X0246400 2007-07-24 skannaaja: Nasretdin, Ainur

Vilhelm Hammershøi „Interieur“, 1905, Öl auf Leinwand, 65,5 x 54,5 cm; Ateneum Art Museum, Finnish National Gallery (Collection von Willebrand), Helsinki; Foto: Finnish National Gallery/Hannu Aaltonen

Nach seinem Besuch schrieb Rilke: „Hammershøj ist nicht von denen, über die man rasch sprechen muss. Sein Werk ist lang und langsam und in welchem Augenblick man es auch erfassen mag, es wird immer voller Anlass sein, vom Wichtigen und Wesentlichen in der Kunst zu sprechen“.

Interieur. Strandgade 30. 1901

Vilhelm Hammershøi „Interieur. Strandgade 30“, 1901, Öl auf Leinwand, 66 x 55 cm; Städel Museum, Frankfurt am Main; Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e. V., erworben 2012 mit großzügiger Unterstützung von I. Biermann, Fritz P. Mayer, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung sowie der Marguerite von Grunelius-Stiftung; Foto: Städel Museum – ARTOTHEK Weiterlesen

Holländische Impressionen (5)

2015, November 2.

Rotterdam

Von Juliane Adameit

Unweit von Den Haag liegt Rotterdam, eine Weltstadt mit einem Welthafen, oftmals verkannt oder im Schatten der anderen Touristenziele in Holland – doch unbedingt sehenswert. Rotterdam ist jung, eine aufstrebsame Stadt, architektonisch sehr modern, peppig, Vorreiter in Design und hat jede Menge Kreativität zu bieten.

600-Erasmusbrücke

Die imposante Erasmus-Brücke in Rotterdam

450-Erasmusbrücke Weiterlesen