Edmond Goergen – Kämpfer für ein freies Luxemburg und für eine Kunst des Schönen
2015, September 15.Von Andreas Pesch
Die Erinnerung an die Verbrechen des Dritten Reiches erscheint heute als selbstverständlicher Bestandteil der Gedenkkultur in Deutschland. Doch die Stimme der Zeitzeugen wird schwächer. Die Erinnerung an die Opfer, aber auch an die Menschen, die sich dem Nationalsozialismus mutig entgegen gestellt haben, lebendig zu erhalten, wird so zunehmend zu einer Herausforderung. In Frankfurt lebt heute die jüngere Tochter des Luxemburger Malers Edmond Goergen, einer der großen Widerstandskämpfer seines Landes. Goergen, der selbst die Schrecken der KZ-Haft durchgemacht hat, wäre im Dezember 2014 100 Jahre alt geworden. Es lohnt sich, diesen Maler neu zu entdecken – gerade auch im Hinblick auf die Konsequenzen, die er in seiner Kunst ebenso wie in seinem öffentlichen Wirken aus den KZ-Erlebnissen gezogen hat.
Wenig illustriert besser den Ehrgeiz und die Energie Edmond Goergens als der Beginn seiner Laufbahn als Maler. Goergen, der am 12. Dezember 1914 als zweites von vier Kindern geboren wurde, wuchs in einfachen sozialen Verhältnissen auf. Die finanziellen Mittel der Eltern reichten nicht für eine akademische Ausbildung. Zwar hegte Goergen schon früh den Wunsch, Maler zu werden. Doch die Umstände zwangen ihn dazu, für den Broterwerb zunächst einen technischen Beruf zu erlernen. Während er in den Jahren von 1930 bis 1934 in Luxemburg tagsüber eine Ausbildung am technischen Institut Émile Metz machte, besuchte er am Abend Kurse im Lyzeum für Kunsthandwerk. Sein Ziel, Maler zu werden, verlor er auch nicht aus den Augen, als er 1934 eine Stelle als Techniker bei Radio Luxemburg antrat. Noch im gleichen Jahr begann er ein Fernstudium an der École Universelle in Paris, das er allerdings 1943 wegen des Krieges unterbrechen musste. Er setzte das Studium 1945, unmittelbar nach Kriegsende, fort, machte einen Abschluss als professeur libre für Malerei und erreichte die Zulassung an die Pariser École Nationale Supérieure des Beaux Arts. Zur gleichen Zeit begann er eine Ausbildung an der Schule für Restauration des Louvre-Museums, dies mit dem Ziel, seiner Passion für die Malerei einen passenden Brotberuf hinzuzufügen. Der Leiter der Restaurationsabteilung im Louvre, Professor Jean Gabriel Goulinat, wurde sein Mentor.
Edmond Goergen in seinem Atelier, Fotografie (Quelle unbekannt)
Ausbildung und Talent verschafften Edmond Goergen bereits 1948 eine Anstellung als Restaurator im Staatlichen Museum von Luxemburg, dessen Abteilung für Malerei und Restauration er ab 1960 leitete. Im Jahr 1968 wurde er Konservator im Service des Sites et Monuments Nationaux de Luxembourg Weiterlesen