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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Film und Games. Ein Wechselspiel“ im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

Mehr als ein Wechselspiel – Film und Games

Von Winfred Kaminski

Am 30. Juni 2015 wurde im Deutschen Filmmuseum eine in ihrer Art erstmalige Ausstellung eröffnet: „Film und Games. Ein Wechselspiel“. Diese Sonderausstellung läuft bis zum 31.Januar 2016.

Plakat Film und Games

↑ Plakat zur Ausstellung; Deutsches Filmuseum: Film und Games / Assassin’s Creed: Revelations (Ubisoft, 2011)
Blick in die Ausstellung, Quelle: Deutsches Filminstitut, Foto Coyright: Uwe Dettmar

Blick in die Ausstellung

Es werden darin Filme und Videospiele aus vielen Ländern präsentiert. Unter anderem sind Ausschnitte aus 44 Filmen (1928-2012) und aus 72 Videospielen (1975-2014) zu sehen und zu erleben. Die 20 Projektionsflächen gestatten ausgezeichnete Einblicke in diese Welten aus Bildern und Bewegungen und die sieben Spielstationen erlauben es, digitales Spielen zu erfahren. Die Wechselwirkungen zwischen diesen beiden populären Medien werden zusätzlich durch ein außergewöhnlich breites und richtungweisendes Begleitprogramm erweitert. In der Filmreihe begegnen wir unter anderem „Tron“ (1982), „Nirvana“ (1997) „Ben X“ (2007) und „Far Cry“ (2008).

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L.A. Noire (Rockstar Games, 2011), Quelle: Deutsches Filminstitut/Deutsches Filmmuseum

Anlässlich der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung hoben Museumsleiterin Claudia Dillmann und Frankfurts Kulturdezernent Professor Felix Semmelroth hervor, wie sehr Games mittlerweile zum „Kulturgut“ geworden seien. Ergänzend betonten am Eröffnungstag – anlässlich der Verleihung des „European innovative Games Award“ an „Bounden“ vom niederländischen Studio Game Oven – Tarik Al Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, und Markus Frank, Wirtschaftsdezernent in Frankfurt, welch bedeutende Rolle die Kreativitätswirtschaft in Frankfurt und Hessen spiele. Allerdings haben letztere wohl übersehen, dass dieses Wohlwollen den Games der in Frankfurt ansässigen Spielentwicklerfirmen Deck 13 (einer der Gewinner des Deutschen Entwicklerpreises 2014) und Crytek nicht immer entgegengebracht wurde.

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Mass Effect (Electronic Arts, 2007), Quelle: Deutsches Filminstitut/Deutsches Filmmuseum

Vielleicht könnte die aktuelle Ausstellung manchem politisch und pädagogisch motivierten Skeptikern ein Licht aufstecken, welches wirtschaftliche, it-technische und kreative Potential in den Videospielen steckt.

Kuratorisch verantwortlich für die Sonderausstellung zeichnet Andreas Rauscher (Siegen), der – von der Filmwissenschaft herkommend – einen klugen Blick auf die wechselseitigen Inspirationen dieser Medien und die Prozesse der Anziehung und Abstoßung klar und deutlich herausgearbeitet hat. Wir können sehen, dass ein so heiß diskutiertes Action-Spiel wie „Bioshock“ (2007) auf Fritz Langs Klassiker „Metropolis“ aus dem Jahr 1927 verweist. Oder dass die Filme von David Lynch in der bedrückenden Stimmung des Spiels „Silent Hill“ (1999) widergespiegelt werden.

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↑ Prince of Persia – The Sands of Time (Ubisoft, 2003), Quelle: Deutsches Filminstitut/Deutsches Filmmuseum
↓ The Legend of Zelda (Nintendo, 1991), Quelle: Deutsches Filminstitut/Deutsches Filmmuseum

The-Legend-of-Zelda-Nintendo-1991-Web

Bei aller Begeisterung für die Ausstellung sei jedoch darauf hingewiesen, dass zwar die bekannten Action-Heroes vertreten sind und wir selbstverständlich Lara Croft in Spiel und Film begegnen, aber die bei den weltweiten Spielergemeinden unangefochten an erster Stelle stehenden Games und Spielwelten wie „Counterstrike“, die „Grand Theft Auto“-Serie, „World of Warcraft“, „Starcraft“, „League of Legends“ oder „Defence of the Ancients 2 (DotA2)“ fehlen. Das ist deshalb bedauerlich, weil Games nicht allein in Bezug auf Filme ein Existenzrecht haben, sondern ein Medium sui generis sind. Deshalb sei darauf hingewiesen, dass etwa bei dem vor wenigen Wochen in Frankfurt in der Commerzbank-Arena veranstalteten „DotA2“-Turnier mehr als 13.000 Zuschauer vor Ort dabei waren und zusätzlich diejenigen Hundertausende, die den Wettbewerb via Internet weltweit verfolgt haben, als sich die besten Teams im Wettkampf gemessen haben.

Es ist wohl so, dass in Deutschland etwas erst dann akzeptiert wird, wenn das Label „Kulturgut“ darauf geklebt wurde. Weshalb gibt es nur eine so große Furcht vor Populärmedien, die Furcht davor, dass wir es in erster Linie mit einem Unterhaltungsmedium zu tun haben?

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The Elder Scrolls V Skyrim (Bethesda Softworks, 2011), Quelle: Deutsches Filminstitut/Deutsches Filmmuseum

Am Schluß sei nochmals auf das anregende und breite Beiprogramm zur Ausstellung für alle Altersgruppen hingewiesen, sowie auf den opulent ausgestatteten Katalog „Film und Games“ (Deutsches Filminstitut und Bertz & Fischer Verlag, 2015).

Der Frankfurter Ausstellung „Film und Games“ kommt das große Verdienst zu, einen wichtigen ersten Schritt gegangen zu sein. Aus Gamer-Sicht wäre aber zu hoffen, dass recht bald eine Ausstellung folgt, die die Videospiele in ihrer eigenen inneren Entwicklung zeigt und womöglich auch im Kontext der allgemeinen Geschichte des Spielens und des Spiels.

Deutsches Filminstitut Foto von Uwe Dettmar

Fassade des Deutschen Filmmuseums bei Nacht; Foto Copyright: Uwe Dettmar / Quelle: Deutsches Filminstitut

„Film und Games. Ein Wechselspiel“, Deutsches Filminstitut/Deutsches Filmmuseum, bis 31. Januar 2016

 

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