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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Binding-Kulturpreis 2015 für Max Hollein

Kunsthistoriker und Betriebswirt
Ein Botschafter Frankfurts in der Internationalen Kunstszene

Von Renate Feyerbacher

Im Rahmen einer feierlichen, aber auch humorvoll-entspannten Zeremonie im Kaisersaal des Frankfurter Römer, bei der immer wieder auch geschmunzelt wurde, erhielt Max Hollein, Direktor des Städel Museums, der Schirn Kunsthalle und der Liebieghaus Skulpturensammlung, am 11. Juli 2015 den diesjährigen Binding-Kulturpreis. Die Auszeichnung für „herausragende kulturelle Leistungen in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet“ wurde zum 20. Mal verliehen und zählt mit 50.000 Euro zu den höchstdotierten Kulturpreisen Deutschlands. Eine stattliche Geldsumme, die trotz sinkenden Bierkonsums, wie die Vorstandsvorsitzende der Binding-Kulturstiftung, Bergit Gräfin Douglas, humorvoll bemerkte, zum Glück konstant blieb.

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(v.l.) Bergit Gräfin Douglas, Vorstandsvorsitzende der Binding-Kulturstiftung, Max Hollein und Ehefrau Nina Hollein

Die Begründung des Stiftungskuratoriums: „Mit Max Hollein wird ein Museumsdirektor ausgezeichnet, dessen Einsatz der Kunststadt Frankfurt einen Glanz verliehen hat, der weit über Deutschland hinausstrahlt. Dabei gelingt es ihm, mit einem abwechslungsreichen Programm das Fachpublikum und die breite Bevölkerung für die Kunst aller Epochen zu begeistern.“

Max Hollein, 1969 in Wien als Sohn des Architekten Hans Hollein (er errichtete das Gebäude des Museums für Moderne Kunst MMK) geboren, studierte an der dortigen Wirtschaftsuniversität Betriebswirtschaft und an der Universität Wien Kunstgeschichte. 1995 zog er nach New York und arbeitete am Solomon R. Guggenheim Museum, zuletzt als „Manager of European Relations“ mit weitreichenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten vor allem zum europäischen Kunst- und Kulturbetrieb hin. 2010 übernahm er die Direktion der Frankfurter Schirn Kunsthalle, 2006 wurde er in Personalunion Direktor auch des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung. Sein Vertrag wurde zuletzt bis 2018 verlängert.

In seiner Begrüssungsansprache hob Oberbürgermeister Peter Feldmann, selbst Vater, die Gründung der „Mini-Schirn“ hervor, die allen Kindern bis zum Alter von acht Jahren zugänglich ist: „Allein dafür hätte Ihnen der Preis schon zugestanden.“ Das Ehepaar Hollein hat selbst Kinder, die nun im Teeniealter sind.

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(v.l.) Otto J. Völker, Vorstand der Binding Brauerei, Bergit Gräfin Douglas, Vorstandsvorsitzende der Binding-Kulturstiftung, Max Hollein und Ehefrau Nina Hollein, Oberbürgermeister Peter Feldmann, Laudatorin Julia Voss

Laudatorin Julia Voss, Kuratoriumsmitglied der Binding-Kulturstiftung für den Bereich Bildende Kunst, die vermutlich nachts aus dem Bett geholt werden und aus dem Stegreif über Hollein reden könnte, unterbreitete die eine oder andere Pointe aus persönlichen Gesprächen mit ihm. Sie erinnerte an Holleins Zeit im Solomon R. Guggenheim-Museum, wo er die Management-Kriterien des internationalen Kunst- und Ausstellungsbetriebs kennenlernte. Als frischgebackener Direktor der Schirn Kunsthalle habe er mit der Ausstellung von Carsten Nicolai, der ein „Krachkonzert“ veranstaltete, Furore gemacht und ein neues Publikum erschlossen. Der Erweiterungsbau des Städel Museums, für den er 52 Millionen Euro einsammelte, sei der bisherige Höhepunkt seines Management-Talents gewesen. Natürlich gab es auch schwierige Zeiten gerade für dieses Haus, zum Beispiel, als die berühmte “Schutzmantel-Madonna” von Hans Holbein dem Jüngeren nicht im Museum gehalten werden konnte. Aber er ist ein Direktor, der die Zukunft im Blick hat. Die Digitalisierung der Museen ist ihm und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Anliegen, wofür sie jüngst mit dem Online-Award des Adolf-Grimme-Instituts (für das Digitorial zur Monet-Ausstellung) ausgezeichnet wurden. Apropos Monet-Ausstellung: Mit sage und schreibe 432.121 Besuchern knackte das Museum wohl alle besherigen Rekordmarken im Frankfurter Kulturbereich. „Das Städel“, kommentierte dazu Max Hollein, „ist so beliebt wie noch nie. Der immense Erfolg der Ausstellung hat uns in unserer Arbeit und unserem Anspruch mehr als bestätigt. Wieder einmal ist das Städel als Ort der kunsthistorischen Forschung und identitätsstiftendes Zentrum der Gesellschaft in Erscheinung getreten, das sich für viele unterschiedliche Zielgruppen öffnet. Gleichzeitig macht der beeindruckende Zuspruch, den unsere digitalen Angebote zur Schau erfahren, deutlich, wie wir die Gründungsidee der Bürgerstiftung auch künftig traditionsbewusst wie auch zeitgemäß fortschreiben werden“.

„Der Binding-Kulturpreis stösst auf allergrösste Anerkennung“, scherzte Hollein in seiner Dankesrede. Als er zum „Österreicher des Jahres“ und zum „Chevalier des Arts“ ernannt worden sei, habe dies kein grosses Echo ausgelöst, sondern eher kritische Stimmen motiviert. Der Preis ehre nicht nur, sondern fördere die Arbeit von Schirn, Städel und Liebieghaus auch substantiell. Schon mehrere Projekte mit Schülern und Lehrern habe er geplant. Das gesamte Preisgeld werde der Vermittlungsarbeit der drei Museen zu Gute kommen.

Vor kurzem kam mir Museumsdirektor Hollein auf einem älteren Damenfahrrad in Sachsenhausen entgegen: typisch für seine „Bodenhaftung“. Und: Er und seine Frau Nina sind begeisterte Frankfurter.

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Die Preisverleihung schloss mit einer aussergewöhnlichen Lesung: Mitarbeiter der drei Museen gaben Kostproben aus den Besucherbüchern. So beschwerte sich ein ansonsten begeisterter Museumsbesucher über den Handtuchroller der Herrentoilette im Städel, der nie funktioniere. Die meisten Beschwerden bezogen sich auf den Service, wenige auf die Ausstellungen. Jeff Koons in der Schirn und im Liebieghaus provozierte manche Besucher. Einer jedoch lobte: „So rockt man das Liebieghaus.“

Fotos: Renate Feyerbacher

→ Binding-Kulturpreis 2014 für den Frankfurter Verlag der Autoren
→ Verleihung des Binding-Kulturpreises 2013 an die Jazz-Künstler Heinz Sauer
und Michael Wollny

→ 200 Jahre Städel-Stiftung – Städel Museum Frankfurt am Main

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