Eritrea und seine Hauptstadt Asmara – die schönste Stadt in Afrika
Von Rainer Götze
Eritrea ist im Moment in aller Munde: Hunderte und Tausende junger Männer und Frauen verlassen ihr Heimatland im Osten Afrikas und flüchten nach Europa. Sie sehen in ihrem Land keine Perspektive und leiden unter einem autoritären Regime, das das Land weitestgehend abschottet.
Das ist bedauerlich, denn Eritrea erscheint den wenigen Besuchern als landschaftlich und topografisch atemberaubendes Land.
↑ Das Alitalia-Gebäude / Palazzo Falletta von Guiseppe Cano, Carlo Marchi und Aldo Burzagli 1937
↓ Villa der Weltbank von 1938
Café – Wohn- und Geschäftshaus von Roberto Cappellano 1937
Insbesondere die Hauptstadt Asmara bietet Architektur-Liebhabern ein grandioses architektonisches Ensemble an kunstvollen Gebäuden aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es waren damals die Italiener, die als Kolonialmacht spektakuläre Projekte umsetzten. Sie bauten eine rund 80 Kilometer lange Seilbahn, die den Hafen Massawa am Roten Meer und die 2.500 Meter hoch gelegene Hauptstadt Asmara verband und versorgte. Das Know-how hatten die Italiener aus den Alpen mitgebracht. Von dieser Seilbahn findet man heute noch Fundamente und Masten.
Eisenbahn-Strecke
Parallel dazu bauten sie eine atemberaubende Straße und eine Eisenbahnlinie mit zahllosen Serpentinen und Tunnels in das Bergland.
Asmara selbst sollte nach dem Willen des Diktators Mussolini eine Metropole europäischen Stils in Ostafrika werden. So durften namhafte italienische Architekten ihre Träume aus der italienischen Moderne, des Novecento, der Scuola Romana, des Art déco, dem Razionalismo oder dem Futurismo in Kinos, Geschäftshäusern, Kaufhäusern, Villen, Schwimmbädern und Fabriken verwirklichen.
Cinema Imperio von Mario Messina und Cinema Roma, beide 1937
So entstand eine avantgardistische Stadt. Die Bauten stehen heute noch, wenn auch in einem jämmerlichen Zustand. Eine Wanderausstellung „Asmara – Africa’s Secret Modernist City“ war im Jahr 2007 auch im Deutschen Architektur-Museum in Frankfurt zu sehen.
Brunnen Mai Jah Jah von 1938
↑ Fiat-Tagliero Tankstelle von Guiseppe Pettazzi 1938
↓ Tamoil Tankstelle (früher Agip) von Carlo Marchi und Carlo Montalbetti 1937
In Asmara treffen die wenigen Besucher aus Europa auf eine entspannte und lockere Atmosphäre. Die Menschen in den zahlreichen Cafés schwatzen lebhaft wie in einer italienischen Bar. In den Markthallen zeigt sich die Vielfalt der einheimischen Produkte an Obst und Gemüse.
↑ Gemüse- und Obstmarkt; Wochenmarkt in Ghinda, Recyclingmarkt ↓
Das gleiche gilt für die Märkte für Haushaltsartikel, für Möbel, für Kleidung und Wäsche. Im Recyclingmarkt zeigt sich das Geschick der Handwerker, die auch ohne Maschinen, aber mit viel Improvisationskunst und Kreativität aus altem Schrott Haushaltsgeräte und Werkzeuge herstellen.
Militärschrottplatz
Soldaten sieht man keine und Polizisten dort, wo Verkehr zu regeln ist. Ob auch Überwachungspersonal in Zivil über die Straßen schlendert, ist nicht zu erkennen, allenfalls gelegentlich zu ahnen. Am Sonntag flanieren die Familien im besten Kleid und im besten Anzug über die Independence Avenue und lassen sich das Eis aus den Eisdielen schmecken, als wäre es ein Corso in der Toskana.
Kinder
Es wäre dem Land und seiner wunderschönen Hauptstadt Asmara zu wünschen, dass sich die Zustände ändern und Eritrea offener wird. Interessierte Reisende könnten dem Land ein Einkommen und den Menschen eine Perspektive bieten.
Fotos © Rainer Götze