Dario Zaffaroni: „Kinetische Geometrien“ in der Frankfurter Westend Galerie
Von Erhard Metz
Kenner und Freunde wissen und schätzen es: auf dem Programm der Frankfurter Westend Galerie steht primär die Vermittlung italienischer Kunst der klassischen und zeitgenössischen Moderne. Dass in der italienischen Kunst, insbesondere der Malerei, Licht und Farbe seit alters her und bis in die Moderne hinein eine bedeutende Rolle zukommt, ist bekannt. Als Beispiele sei auf die Ausstellungen „LUX LUCIS“ oder „Luce in colore“ der Galerie verwiesen. Wer in diesen Tagen deren Räume betritt, den empfängt jedoch ein Farbenrausch der besonderen Art.
↑ Dinamiche policrome (4 toni) N 40-21-12, Fluoreszierendes Papier auf Holzfaserplatte, 2012, 40 x 40 cm
↓ Modularità cromatica (quartetto), N-80-03-12, Fluoreszierendes Papier auf Holzfaserplatte, 2012, 80 x 80 cm
Es ist nicht Malerei, womit Dario Zaffaroni den Betrachter in den Bann zieht, obgleich seine Arbeiten durchaus malerisch wirken: Der 1943 in San Vittore Olona bei Mailand geborene Künstler arbeitet mit fluoreszierenden und metallisierten Papieren. Die aktuelle Ausstellung basiert auf einem kooperativen „Austausch“ eines Künstlers der Westend Galerie – Sandro Vadim – mit der Galerie Cortina Arte in Mailand.
↑ Polimodularità monocroma (Grey) BM-50-12-15, Metallisierendes Papier auf Hartschaumplatte, 50 x 50 cm
↓ Modularità cromatica contrapposta N-80-04-13, Fluoreszierendes Papier auf Holzfaserplatte, 2013, 80 x 80 cm
Kinetische Geometrien (so der Ausstellungstitel) – ist das ein Widerspruch in sich? Sicher nicht. Zwar gibt es verschiedene Geometrien, unsere (euklidische) Schulgeometrie handelte noch von Statischem, Flächigem, von Punkten, Geraden, Ebenen, Winkeln, führt aber bereits in ihrer Weiterentwicklung in den Raum. Und Kinetik – Bewegung – ist vielfach in der – eben kinetischen – Kunst anzutreffen, wobei einerseits ein (etwa im Wind) bewegliches Kunstwerk mit einem statischen Betrachter interagiert oder umgekehrt ein statisches Kunstwerk mit einem beweglichen Betrachter, der etwa vor dem Werk hin- und herschreitet oder sich ihm nähert oder sich von ihm entfernt. Mit Letzterem haben wir es in der Ausstellung zu tun.
↑ Cromidinamiche intersecanti contrapposte B-80-01-02, Fluoreszierendes Papier auf Holzfaserplatte, 1995/2002, 80 x 80 cm
↓ Dinamiche bicromiche B-60-16-08, Fluoreszierendes Papier auf Holzfaserplatte, 2008, 60 x 60 cm
Dario Zaffaroni spielt mit Licht und Raum, er setzt sich mit den Möglichkeiten der visuellen Wahrnehmung auseinander. Sein Material ist metallisiertes Papier oder industriell vorgefärbtes Fluoreszenzpapier, das er in Streifen und gewellt in rhythmischen Bezügen zu geometrischen Mustern aneinanderfügt und verklebt. Die Arbeiten legt er in verglaste Objektrahmen ein. Im Zusammenspiel der fluoreszierenden Farben und geometrischen Formen entstehen im Betrachter bei Annäherung oder Entfernung scheinbare Bewegungsabläufe in den jeweiligen Werken bis hin zu einem rhythmischen Pulsieren und Flimmern – Phänomene, wie sie von der Op Art bekannt sind.
Polimodularità monocroma (Cyan) B-80-60-06, Fluoreszierendes Papier auf Holzfaserplatte, 2006, 80 x 60 cm
Zaffaroni studierte Industrielles Design mit Diplom-Abschluss und begann seine künstlerische Entwicklung zunächst als Maler des Post-Informel. 1964 stellte er seine Arbeiten ein erstes Mal aus. 1968 lernte er die der ZERO-Bewegung nahestehende beziehungsweise zuzurechnende italienische Künstlerin Dadamaino (Eduarda Emilia Maino, 1930-2004) kennen, deren Werk ihn beeinflusste, und er trat in den Kreis weiterer Mailänder Avantgarde-Künstler ein. Zaffaroni orientierte seine Arbeit fortan stärker an den mathematisch-geometrischen Grundlagen sowie an den Zielen und Idealen der Konkreten (konstruktiven) Kunst.
Dario Zaffaroni (mitte), Barbara Thurau, Salvatore A. Sanna (Leiter der Frankfurter Westend Galerie) in der Vernissage; Foto: Oliver Lützenkirchen
Dario Zaffaroni wurde durch zahlreiche Ausstellungen über Italien hinaus in Europa und weltweit bekannt. Die Frankfurter Westend Galerie widmet ihm jetzt erstmals eine Einzelausstellung in Deutschland. Der Künstler lebt und arbeitet in Legnano.
„Dario Zaffaroni – Kinetische Geometrien“, Frankfurter Westend Galerie, bis zum 10. Juli 2015
Abgebildete Werke © Dario Zaffaroni;
Fotos, soweit nicht anders bezeichnet: Erhard Metz
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