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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Michelangelo heute – Michelangelo oggi

Die Frankfurter Westend Galerie würdigt das Genie aus Anlass des 450. Todestages

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Giovanni Cerri, Il Padre, 2005, Öl auf Papier auf Leinwand, 100 x 80 cm

Von Erhard Metz

Wer sich in Frankfurt am Main, ja in Hessen und sogar deutschlandweit für klassische moderne sowie zeitgenössische italienische Kunst begeistert, kennt sie ebenso wie das renommierte italienische Blatt „Corriere della Sera“: die Frankfurter Westend Galerie im Haus der Deutsch-Italienischen Vereinigung. 1966 gegründet, wird sie bis heute ehrenamtlich geleitet. Seit jeher gehören international bekannte Künstlerinnen und Künstler wie zum Beispiel Lucio Fontana zum Programm der Galerie im Stadtteil Westend. Aber auch jungen Nachwuchskünstlern sowie deutschen Künstlern mit Verbindungen zu Italien widmet die Galerie unter der Leitung von Salvatore A. Sanna – zugleich Vorsitzender des Vorstands der Deutsch-Italienischen Vereinigung und Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Stiftung für deutsch-italienische Studien – immer wieder einige Ausstellungen.

Im Jahr des 450. Todestags von Michelangelo Buonarroti (1475 bis 1564) gedenkt die Galerie mit einer Hommage „Michelangelo heute – Michelangelo oggi“ des einzigartigen Künstlergenies. 14 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler sind mit jeweils zwei Werken in der Ausstellung vertreten. FeuilletonFrankfurt stellt einige dieser Arbeiten vor – zugegebenermassen solche, an denen wir unser besonderes persönliches Gefallen finden. Nichtsdestoweniger verdienen auch sämtliche anderen in der Galerie gezeigten Exponate unsere Wertschätzung.

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Ester Maria Negretti, Black hole, 2014, Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 100 cm

Zur Hommage an Michelangelo erschien ein bemerkenswert gut gelungener Katalog mit den Abbildungen sämtlicher 28 präsentierten Werke und einem Essay von Professor Damian Dombrowski. Wir zitieren daraus die Einleitung von Barbara Thurau, der das Ausstellungsprojekt betreuenden Mitarbeiterin und Kuratorin der Galerie.

Barbara Thurau

Eine Hommage italienischer Künstler an das Genie der Renaissance

Am 18. Februar 1564 starb der „göttliche“ Bildhauer, Maler, Architekt und Dichter Michelangelo Buonarroti in Rom. Er war Universalkünstler, schon zu Lebzeiten ein Star und der erste moderne Künstler, denn er nahm sich eine für seine Zeit beispiellose Freiheit sowohl hinsichtlich der Motive und ihrer Umsetzung als auch in Bezug auf Förderer und Auftraggeber. Aus Anlass des 450. Todestages von Michelangelo hat die Frankfurter Westend Galerie vierzehn nach 1960 geborene italienische Künstlerinnen und Künstler um ihre Stellungnahme zum großen Meister der Renaissance gebeten. Da die Auseinandersetzung mit dem eigenen Kulturerbe in Italien in besonderem Maße präsent ist, fiel unsere Idee auf fruchtbaren Boden. Die Ergebnisse sind in der Ausstellung und im gleichnamigen Katalog „Michelangelo heute – Eine Hommage italienischer Künstler an das Genie der Renaissance“ zu sehen.

Was macht die Modernität von Michelangelo aus? Welche Impulse und Inspirationen hat er der Kunst bis in unsere Zeit gegeben? Antwort auf diese Fragen gibt der im Katalog publizierte Essay „Der Alterslose. Gedanken zu Michelangelo als Zeitgenossen“ von Damian Dombrowski, Professor am Institut für Kunstgeschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Der menschliche Körper, Hauptmotiv und Ausdrucksmittel Michelangelos, steht im Zentrum vieler Werke dieser Ausstellung. Er füllt den Bildraum als Träger universeller Botschaften von Macht und Weisheit, Leben und Leid in den Leinwänden von Marina Falco und Giovanni Cerri. Er wird bei Ester Maria Negretti zum Sinnbild der Verunsicherung des Menschen in der Gegenwart. In den Arbeiten von Fabio Valenti wird er mit surrealistischen Methoden aus dem ursprünglichen Kontext herausgelöst und in neue skurrile Zusammenhänge gesetzt. Und sogar in den abstrakten Arbeiten von Liliana Malta sind verflochtene Körper zu erkennen, die überraschende Korrespondenzen zu den Fresken der Sixtinischen Kapelle aufweisen. Noch freier und emotionaler setzt Federico Palerma das Thema um, indem er mit dichtem, dunklem Malgestus Leiden und Gefangenschaft zum Ausdruck bringt.

Bei anderen Künstlern steht die leuchtende Farbigkeit von Michelangelos Malerei im Vordergrund. Franco Ruaro hat eine blaue Lichtsäule geschaffen, die die metallischen und zugleich transparenten, emotionsgeladenen Farben des Renaissancekünstlers aufleben lässt. Marco Casentini filtert die intensiven Farben der Fresken und überträgt sie in seine reduzierten geometrischen Formen. Auch die Materialien wie Marmor und Farbpigmente sowie die Arbeitsvorgänge werden thematisiert: In „Sipario“ von Raffaele Cioffi gibt ein blauer Vorhang den Blick frei auf eine glatte, schimmernde Marmoroberfläche. Giovanna Fra widmet Michelangelo zarte und zugleich kraftvolle, reduzierte Farbkompositionen aus natürlichen Pigmenten und Ton. Anna Clara Beltrami modelliert eine Oberfläche aus weißen Mosaiksteinen, um dem Zusammenspiel von Malerei und Skulptur Ausdruck zu verleihen.

Auf den Baumeister Michelangelo nehmen Emanuela Fiorelli und Paolo Radi Bezug und setzen mit ihren experimentellen Objektkästen bzw. Papierarbeiten Fragmente der Biblioteca Laurenziana, des Palazzo Farnese und der Kuppel des Petersdoms ins Bild. Einen distanzierten Blick auf Michelangelo vermittelt Sandro Vannini, der den „David“ mit dem Smartphone fotografiert wie der eilige Tourist, der Kultur nur noch auf dem Bildschirm erfährt. So wird die Ikone der Renaissance zum icon.

Dies sind nur erste Eindrücke einer Ausstellung, in der es noch Vieles zu entdecken gibt. Das Spektrum der künstlerischen Ansätze und bildnerischen Lösungen ist breit und verweist auf die ungebrochene Aktualität von Werk und Persönlichkeit des Universalkünstlers Michelangelo.

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↑ Marina Falco, Delle Sibille, 2014, Öl und Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 100 cm
↓ Ester Maria Negretti, Sul piedistallo, 2014, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 70 cm

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Fiorelli Montage

Emanuela Fiorelli
(links) Estrusione centri-fuga dalla finestra di Palazzo Farnese
(rechts) Es-porta-re cultura nella sala di letture della Biblioteca Laurenziana
jeweils 2014, Plexiglas und elastischer Faden auf Vinyl, 52 x 32 x 14 cm

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Fabio Valenti, David – il tiratore di fionda, 2014, Öl auf Leinwand, 120 x 100 cm

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↑ Liliana Malta, Dal Giudizio Universale, 2014, Öl auf Leinwand, 90 x 70 cm
↓ Giovanna Fra, Tempus-time, 2013, Natürliche Pigmente und Ton auf Leinwand, 100 x 100 cm

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Einige kurze biografische Angaben zu den Künstlerinnen und Künstlern der hier abgebildeten Werke:

Marina Falco wurde 1967 in Neapel geboren. Sie studierte an der Mailänder Accademia di Belle Arti di Brera, wo sie seit 1999 eine Professur für künstlerische Anatomie innehat. Zur 54. Biennale in Venedig 2011 war sie mit einigen ihrer Arbeiten vertreten. Liliana Malta, 1967 in Maierato/Kalabrien geboren, studierte in Rom im Atelier von Nino Caruso, wo sie sich mit Skulptur und Terracotta befasste. Für ihre malerische Ausbildung besuchte sie die von Nicolas Carone gegründete International School of Art in Todi/Perugia. Malta lebt und arbeitet in Rom. Ester Maria Negretti wurde 1978 in Como geboren und studierte zunächst Textildesign in der dortigen Seidenfachschule I.T.I.S., wandte sich dann jedoch in den Werkstätten verschiedener namhafter Künstler der Malerei zu. Fabio Valenti schliesslich, 1967 in Cantù/Como geboren, studierte an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand, wo er auch heute lebt und arbeitet. Wie Marina Falco war er an der Biennale in Venedig 2011 beteiligt.

Von Giovanni Cerri, Emanuela Fiorelli, Giovanna Fra und Franco Ruaro liegen bereits biografische Angaben in anderen Beiträgen vor.

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Fabio Valenti, Cacciata della figura umana dalla Terra, 2014, Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm

In der aktuellen Ausstellung sind ausserdem mit jeweils zwei Arbeiten Anna Clara Beltrami, Marco Casentini, Raffaele Cioffi, Federico Palerma, Paolo Radi und Sandro Vannini vertreten.

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Barbara Thurau und der Leiter der Westend-Galerie Salvatore A. Sanna vor einer Arbeit von Franco Ruaro, Colonna dietro, 2012, Öl auf Leinwand, 200 x 100 cm

„Michelangelo heute – Michelangelo oggi“, Frankfurter Westend Galerie, bis 24. Oktober 2014

Abgebildete Werke © jeweilige Künstlerinnen und Künstler; Fotos: Erhard Metz

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