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FeuilletonFrankfurt

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PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Goethe-Plakette für Hans Traxler

Was verbindet Traxler mit Goethe?

Von Renate Feyerbacher

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Mit goldener Amtskette war Oberbürgermeister Peter Feldmann am 8. Juli 2014 im Frankfurter Römer erschienen, um Hans Traxler, einen der bedeutendsten Komischen Künstler, Zeichner und Satiriker Deutschlands, Mitbegründer der „Neuen Frankfurter Schule“, mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main auszuzeichnen.

Mit der im Jahr 1932 begründeten Goethe-Plakette ehrt die Stadt Poeten, Schriftsteller, Künstler oder Wissenschaftler

, deren schöpferisches Wirken Goethe hätte gefallen können. Nicht einfach, bei einem Karikaturisten und Satiriker vom Format Hans Traxlers über Humor zu sprechen.

In seiner humorvoll-launigen Dankesrede begründete der Preisträger, der im Mai dieses Jahres 85 Jahre alt wurde, warum er die Goethe-Plakette verdient habe: 74 mal habe er Goethe gezeichnet, 72 mal mehr als der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein.

Drei Fragen würden sich die andern stellen: „Erstens: Wieso er? Zweitens: Wieso nicht ich? Drittens: Was verbindet diesen Menschen mit Goethe?“

Traxler hat tief recherchiert: Keiner der mit der Goethe-Plakette Geehrten habe zeichnen und schwimmen können wie er. Das verbinde ihn mit Goethe, der im Großen Woog in Darmstadts Stadtzentrum badete. Darüber schrieb Goethe in „Dichtung und Wahrheit“: „Die heiß genaturten und sich immer mehr erhitzenden Freunde suchten Labsal in diesem Weiher; nackte Jünglinge bei hellem Sonnenschein zu sehen, mochte wohl in dieser Gegend als etwas Besonderes erscheinen, es gab Skandal auf alle Fälle.“ Traxler versichert, mit Badehose im Großen Woog gewesen zu sein. Waren nach über 200 Jahren, als Traxler darin badete, noch Spuren von Goethe zu finden?

Er pickt sich einige Namen aus der Liste der Goethe-Plakette-Träger heraus und untersucht sie auf ihre Schwimmtauglichkeit: zum Beispiel den Bildhauer Gerhard Marcks, der sie 1949 erhielt, er wird nicht fündig, und will noch Marcks Nichte Marie befragen, die grosse Zeichnerin. Marcel Reich-Ranicki, dem die Goethe-Plakette 1984 angeheftet wurde? Mitnichten – und unvorstellbar ebenso bei Theodor W. Adorno, Preisträger 1963. Bei dem Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld wird Traxler beim Schwimmen fündig, sein Zeichnen sei jedoch mies gewesen. Von Unseld, geehrt 1977, hiess es, er habe sich morgens um 6 Uhr im Morgenmantel in sein Auto geschwungen, um im Hausener Schwimmbad der Erste zu sein.

Den prominenten Gästen im Limpurgsaal des Frankfurter Römer hat Hans Traxler bewiesen, dass die Goethe-Plakette „letztlich auf mich zulief“. Zweifellos habe sie – nach Preisträgern wie Thomas Mann, Albert Schweitzer oder Julius Petersen – einen künstlerischen Höhepunkt gefunden. Toternst, kaum eine Miene verziehend, mit getragenem Ton trug er die Rede, warum er die Goethe-Plakette verdient habe, vor. Herrlich. Den Freunden und Gästen gefiel’s! Begeisterter Beifall.

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Hans Traxler – der große Karikaturist und Satiriker, Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule, bei der Verleihung der Goethe-Plakette

Fotos: Renate Feyerbacher

→  Hans Traxler zum 80. Geburtstag

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