Hall in Tirol und die Swarovski-Kristallwelten in Wattens
Von Elke Backert
Vor über 500 Jahren wurde die kleine Stadt Hall in Tirol von dem Habsburger Sigismund „dem Münzreichen“ zur Münzstätte erklärt. In dieser Münze Hall wurde 1486 der erste Taler geprägt, aus dem später der „Dollar“ hervorging.
Viele ereignisreiche Jahrhunderte sind seitdem vergangen.Heutige Besucher können sich auf Spurensuche in diese aufregende Vergangenheit begeben.
Burg Hasegg
Die mittelalterliche Burg Hasegg aus dem 13. Jahrhundert, wo einst Kaiser Maximilian I. wohnte, bietet nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Münzprägung, sondern überrascht auch mit Licht- und Geräuscheffekten beim Aufstieg in den berühmten 45 Meter hohen Münzerturm, dem Wahrzeichen der Stadt.
↑ Blick von Burg Hasegg auf Hall
↓ Das Bronzegesicht des „wilden Mannes“ mit den zwei Ausflussrohren stammt vom alten Stadtbrunnen aus dem Jahr 1522
Hall war aber auch berühmt wegen seines Salzes, in früheren Zeiten das so begehrte „weiße Gold“. Seit dem Mittelalter laugte man das Salz mit Hilfe von Wasser aus dem Gestein. Die Sole wurde dann in großen Eisenpfannen zum Verdampfen gebracht, bis die Salzkristalle übrig blieben. Nach dem Trocknen konnte das Salz in Fässern transportiert und verkauft werden.
Das Rathaus mit der Pfarrkirche auf dem Oberen Stadtplatz
Halls Wappen am Rathaus mit der von zwei goldenen Löwen flankierten Salzkufe
Das Stadtwappen, das eine Salzkufe, also ein Fass, zeigt, die von zwei Goldlöwen flankiert wird, beweist, dass Salz in Fässern und – aus hygienischen Gründen – nicht in Säcken gelagert wurde. Außerhalb der Stadtmauer siedelten sich die Fassmacher an, an die noch die heutige Fassergasse erinnert. Der Name Hall rührt vom althochdeutschen Wort „hal“, Salz, her und erinnert auch nach Schließung der Saline im Jahr 1967 an den einst wichtigsten Erwerbszweig für den Wohlstand dieser Tiroler Stadt.
Ein 2004 errichtetes Gradierwerk, über dessen verästelte Schwarzdornzweige aus dem Halltal herangekarrtes Salzwasser rieselt, bringt den 14.000 Einwohnern und den Gästen „Meeresluft“ und ist eine Hommage an die um 1930 nur kurz aufgeblühte Kurstadt Hall. Aus dem Kurmittelhaus wurde ein Veranstaltungszentrum. Doch das damals von Architekt Lois Welzenbacher errichtete spektakuläre weiße Turmhotel Seeber, auch Parkhotel genannt, konnte, wenn auch seiner architektonischen Besonderheiten beraubt, gerettet werden.
Das Parkhotel in der Thurnfeldgasse
Neben das Turmhotel gesellte sich ein auf den Kopf gestellter konischer Glasturm der Architekten Dieter Henke und Martha Schreieck, das neue Parkhotel. Zur mittelalterlich geprägten Stadt ein auffälliger Gegenpol, worin sich als Gast herrlich mit Blick über Stadt und umliegende Berge residieren lässt.
Halls Gassen müssen durchstreift werden. Wunderschöne Schmiedearbeiten sind überall zu bewundern. Sie sind Rudolf Reinhart (1897-1975) zu verdanken, dem Metallbildhauer aus Linz. Im Tiroler Traditionsgasthaus „Zum goldenen Löwen“ widmete ihm der Wirt und Bewunderer seiner Kunst ein Museum.
Am Anfang der Schmiedgasse hängt dieses schöne Straßenschild von Rudolf Reinhart
Eine andere Art von Kunst bieten die Swarovski-Kristallwelten im nahen Wattens, denen man unbedingt einen Besuch gönnen sollte.
In einer riesigen bunten Kristallhalbkugel fühlt man sich irritiert durch sein hundertfaches Konterfei und findet sich kaum noch zurecht. Ein netter Spaß
Der Multimediakünstler André Heller entwarf 14 unterirdische „Wunderkammern“, die der Materie Kristall gewidmet sind. Staunen wird man bei einem Gang durch das Reich des „Riesen“ über funkelnde kristalline Schätze und Kostbarkeiten und atemberaubende theatralische Installationen. Die Ausstellungsstücke in den Glasvitrinen des Shops sind ein weiterer Anziehungspunkt, noch dazu käuflich zu erwerben.
Fotos Elke Backert