home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Juni, 2014

Die Göttliche Komödie im MMK Frankfurt (2)

2014, Juni 6.

HIMMEL
HÖLLE
FEGEFEUER

aus Sicht
afrikanischer Gegenwartskünstler

Rund eineinhalb Jahrzehnte seines nur ein gutes halbes Jahrhundert währenden Lebens (1265 – 1321) benötigte Dante Alighieri für sein epochemachendes, im Grunde die italienische Schriftsprache erst begründendes Hauptwerk, die „Commedia“, die bedeutendste Dichtung der italienischen Literatur schlechthin. Als „Divina“, also als „Göttliche Komödie“ wurde sie erst nach seinem Tod bezeichnet. Mit heutigen Vorstellungen über eine Komödie (in der es heiter und lustig zugehen sollte) haben weder der Titel noch der Inhalt des 100 „Gesänge“ in über 14.000 Versen umfassenden Werkes etwas zu tun. Politische Konflikte und Kriege zwischen den Kaiser- und den Papsttreuen beherrschten das Italien jener Zeit. Dante führte, aus seiner Heimatstadt Florenz politisch verbannt, in Oberitalien ein unstetes und nur wenig dokumentiertes Leben. Seine Werke aber prägten über Jahrhunderte das politische und kulturelle Selbstverständnis der sich herausbildenden italienischen Nation. Zudem regte es Generationen von Künstlern zu ausserordentlich bedeutendem künstlerischem Schaffen an.

Die „Divina Commedia“ gliedert sich in die drei Teile Inferno (Hölle), Purgatorio (Fegefeuer) und Paradiso (Paradies, Himmel). Dem Leser ist damit der literarisch-dramaturgische Ablauf der Lektüre vorgegeben. Nicht so in der grossen, fast vom gesamten Haus Besitz ergreifenden Ausstellung im MMK: Sinniger Weise verfügt es über  drei Ausstellungsebenen, so dass es nahe lag, Hölle, Fegefeuer und Paradies je einer Ebene zuzuordnen. Das „Paradies“ nun ist im Erdgeschoss angesiedelt, dem in die zweite Ebene Aufsteigendem eröffnet sich das „Fegefeuer“, und in der dritten Ebene, gleichsam unter dem Dach, gerät er in die „Hölle“. Auch hierin könnte sich nun eine Dramaturgie auftun: Der Museumsbesucher betritt zunächst das „Paradies“, das sich vielleicht als gar nicht so paradiesische Jetztzeit entpuppt, bekommt – aufsteigend – eine Chance der Läuterung im Purgatorium, dem Fegefeuer, welches er jedoch, weder lern- noch reinigungsfähig, weiter aufsteigend in die Hölle verlässt.

In der Ausstellung befassen sich die Künstler vor allem mit den zeitübergreifenden Überlegungen aus Dantes Werk und deren Verknüpfung mit aktuellen Themenkomplexen unserer Gegenwart. Das Konzept überträgt die Fragestellungen der „Göttlichen Komödie“ – jenem Meilenstein der europäischen Literatur – damit nicht nur in einen aktuellen, sondern auch einen transnationalen und interkulturellen Kontext. „Seit einigen Jahren wird der bisher westlich dominierte Diskurs der zeitgenössischen Kunst zunehmend von aussereuropäischen Akteuren, Theoretikern, Künstlern und Kuratoren geprägt“, so MMK-Direktorin Susanne Gaensheimer. „In unserer durch Globalisierung, Migration und Transkulturalität definierten Gesellschaft ist es für uns von grosser Bedeutung, diese Entwicklungen mit Ausstellungen wie ‚Die Göttliche Komödie‘ mitzugestalten“.

L1200290A-600

Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung: Kurator Simon Njami, MMK-Direktorin Susanne Gaensheimer und Hortensia Völkers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes; im Hintergrund: Yinka Shonibare, How To Blow Up Two Heads At Once (Gentlemen)

Weit fehlte nun ein Besucher, wenn er eine die „Divina Commedia“ illustrierende Ausstellung im MMK erwartete Weiterlesen

Ottmar Hörl bringt Goethe nach Frankfurt!

2014, Juni 4.

L1210005-430

Von Erhard Metz

Was ist das nur für eine ehrenwerte Versammlung auf dem Campus Westend der Johann Wolfgang Goethe-Universität (heute leider nur noch kurzdeutsch „Goethe-Universität“ genannt)? Würdige Herren finden sich ein, täglich werden es mehr. Rund 400 dieser Gäste haben sich angesagt. Sie treten in bunter Gestalt auf, in den Farben Purpurrot, Enzianblau, Honiggelb und Türkisgrün. Weiterlesen