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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Angkor, das Nationalheiligtum Kambodschas

Reisebericht Kambodscha (1)

Von Marlies Odehnal

Fotografien: Estine Estenfelder und Marlies Odehnal

Angkor heißt Stadt oder Kapitale und ist das Nationalheiligtum Kambodschas.. In den Ebenen zwischen den Kulen-Bergen und dem großen See Tonle Sap haben in etwa 600 Jahren mehr als ein Dutzend Khmer-Könige eine Hauptstadt nach der anderen, wie z.B. Angkor Wat oder Angkor Thom gegründet. Sie erbauten für ihre Götter riesige Tempelanlagen mit unzähligen Statuen, lächelnden in Stein gehauenen Gesichtern, Reliefs mit Tempeltänzerinnen und Tempelwächtern. Nur die Tempel sind übriggeblieben, weil sie, anders als Paläste und Wohnhäuser, in Stein gebaut wurden. Zweiundsiebzig Tempelanlagen haben auf einem Gelände von zwanzig mal vier Kilometern überdauert.

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Königreich Kambodscha (Nationalmuseum Siem Reap), © Estine Estenfelder

Angkor Wat

Zweifelsohne ist Angkor Wat die berühmteste Anlage.

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Sonnenaufgang in Angkor Wat, © Marlies Odehnal

Die Kambodschaner nennen sie die Himmelsburg; sie ist ein hinduistisches Heiligtum, das dem Gott Vishnu geweiht war.

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Vishnu, Angkor Wat, © Marlies Odehnal

Inzwischen ist Angkor Wat Weltkulturerbe, und bereits jetzt strömen jährlich über 2 Millionen Besucher dorthin. Tagsüber gleichen sie einem nie versiegenden Pilgerstrom.

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Buddhistische Mönche in Angkor Wat, © Marlies Odehnal

Experten warnen immer wieder vor den Gefahren, denen die Tempelanlagen ausgesetzt sind. Den Restauratoren, die für die Erhaltung des himmlischen Erbes der Khmer-Könige kämpfen, wird durch rücksichtslose Touristen die Arbeit erschwert. Namen werden in den weichen Sandstein geritzt, die wertvollen Reliefs mit den Händen berührt oder geschrammt von den Rucksäcken unachtsamer Touristen, Besucher klettern und balancieren über eingestürzte Mauern. Feind Nummer zwei ist die Natur. Flechten, Pilze und Algen wuchern in dem feuchten Klima und zerfressen die Steine. Da die Khmer ohne Mörtel und Fundament bauten, sickert Regen fünf Monate lang im Jahr durch alle Ritzen, und die Mauern senken sich, bis sie einstürzen. Inzwischen arbeitet das Ministerium für Tourismus an einem Konzept für einen sanften Tourismus. Geschützte Zonen und eine behutsame Konservierung schlagen die Experten für Angkor vor.

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↑↓ Krieger auf Reliefwand, Angkor Wat, © Marlies Odehnal

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Wer Angkor Wat besucht, sollte nicht versäumen, den Sonnenaufgang zu fotografieren. Aber wer glaubt, dass nur wenige morgens um 6 Uhr bereit sind früh aufzustehen, um diese eindrucksvolle Kulisse zu verewigen, irrt sich gewaltig. Hunderte von Menschen lassen es sich nicht nehmen, diesen einmaligen Sonnenaufgang zu fotografieren und mitzuerleben.

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Der Sonnenaufgang in Angkor Wat zieht Hunderte von Fotografen an, © Estine Estenfelder

Bayon

Gleich neben dem bekanntesten Bauwerk liegt im Herzen der Stadt Angkor Thom der Tempel Bayon. Er wurde in der letzten Hauptstadt Angkor Thom im 12. Jahrhundert von Jayarvarman VII. erbaut.

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↑ Silhouette des Bayon Tempels; ↓ Tempelanlage Bayon, © Marlies Odehnal

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Bayon ist berühmt für die rund 200 riesigen Gesichter, die überall in die Steine gemeißelt wurden und den Besucher mit einem milden Lächeln zu verfolgen scheinen.

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↑ Das rätselhafte Lächeln der Bayon-Gesichter, © Marlies Odehnal
↓ Gesichter im Bayon Tempel, © Estine Estenfelder

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Gesichtertürme

Gesichtertürme im Bayon Tempel, © Marlies Odehnal

Das Innere der Anlage ist sehr verwinkelt, nach dem Durchschreiten der Torhäuser kommen Besucher zu einer symmetrisch angelegten Anlage, dem Haupttempel, der dem Buddha, aber auch anderen hinduistischen Gottheiten geweiht ist.

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↑ Tempelanlage Bayon, © Estine Estenfelder
↓ Blick ins Innere des Tempels, © Marlies Odehnal

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Tempel Bayon, © Marlies Odehnal

Neunundvierzig Türme krönen den Bayon, jeder versehen mit vier überdimensionalen, rätselhaften Gesichtern, die Bayon ohne Zweifel eine ganz besondere Mystik verleihen.

Ta Prohm

Etwas abseits vom größten Touristentrubel liegt Ta Prohm, obwohl sich inzwischen auch die Einzigartigkeit des naturbelassenen Tempels im Dschungel unter den Touristen herumgesprochen hat. Von einer Oase der Stille und Kontemplation kann heute nicht mehr die Rede sein.

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↑ Ta Prohm, der Tempel im Dschungel, © Estine Estenfelder
↓ Im Würgegriff der Feigenbäume, Ta Prohm, © Estine Estenfelder

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Die Tempelanlage Ta Prohm wurde von Jayavarman VII. im 12. bis 13. Jahrhundert erbaut und war ein buddhistisches Kloster. Gleichwohl finden sich sehr viele Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie.

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Tempelwächter, Statuen im Tempel Ta Prohm, © Marlies Odehnal

Ta Prohm wurde so belassen, wie ihn die ersten Forschungsreisenden vor mehr als 150 Jahren entdeckt und hatten. Während die anderen Tempel von Angkor vom Dschungel freigelegt wurden, wurde Ta Prohm naturbelassen – wodurch der Besucher einen Eindruck davon erhält , wie die Forscher den Tempelkomplex vorfanden. Die Anlage wird nur soweit gesichert, dass Besucher sie betreten können.

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↑ Tempel und Riesenbäume, Ta Prohm, © Marlies Odehnal
↓ Eingestürzte Mauern, Ta Prohm, © Marlies Odehnal

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Was die Erbauer dieser Anlage ihr vor Jahrhunderten abgerungen hatten, hat sich die Natur zurück erobert. Tentakelartige Wurzeln ranken sich durch Ta Prohm, Würgefeigen umarmen Steinmauern, wachsen aus Spalten, die Wurzeln des Kapokbaumes umschlingen die Gebäude, teilweise sind Durchgänge von den Dschungelpflanzen versperrt.

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↑ Allumschlingende Pflanzen, Ta Prohm, © Marlies Odehnal
↓ Gut erhaltene Reliefs neben Riesenbäumen, Ta Prohm, © Marlies Odehnal

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Ein neues Kunstwerk ist erstanden: Ta Prohm, © Estine Estenfelder

Einige Bereiche des Tempels sind abgesperrt, da sie einzustürzen drohen. Trotz des Verfalls sind an vielen Stellen wunderschöne Reliefs erhalten geblieben.

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↑ Arbeiter sichern die Tempelanlage Ta Prohm, © Marlies Odehnal
↓ Gut erhalte Skulpturen in Ta Prohm, © Marlies Odehnal

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Der Besucher ist fasziniert von der Symbiose aus Stein und Natur, hier hat die Natur von sich aus neue, großartige Kunstwerke geschaffen. Der Besuch dieser von riesigen Bäumen mit gigantischen Wurzeln überwucherten Anlage vermittelt, in ihrer Wildheit und Ursprünglichkeit und trotz des Besucheransturms, einen atemberaubenden Eindruck.

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↑ Bizarre Formen, Ta Prohm, © Estine Estenfelder
↓ Riesenbaum mit Tempel, Ta Prohm, © Estine Estenfelder

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Da Steinbauten alleine den Göttern vorbehalten waren, wird die Größe der damaligen Stadt um diese Tempelanlagen heute nicht mehr sichtbar. Die Häuser aus Holz, die einst 80.000 Menschen in über 3000 Dörfern beherbergten, überstanden das feucht-tropische Klima nicht.

(Fotoreportage von einer Pressereise des Frankfurter Presseclubs nach Kambodscha vom 9. bis 22. November 2013)

→ Der Tanz der Apsaras

→ Marlies Odehnal im Nebbienschen Gartenhaus
→ Virtuelle Bilder in virtuellen Galerien: Digitalkunst von Marlies Odehnal

→ Estine Estenfelder †

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