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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

David Hockneys illustrierte Grimm-Märchen im Museum Wiesbaden

Faszinosum Volksmärchen

Von Hans-Bernd Heier

Märchen der Brüder Grimm haben David Hockney, den weltberühmten englischen Maler, schon immer interessiert. Er hat alle 220 Erzählungen gelesen und hegte lange den Wunsch, diese Märchen zu illustrieren und daraus ein Buch zu machen. Er ist eigens zu den Quellen der Überlieferungen an den Rhein gereist. Dabei erfuhr er auch, wie die Märchensammlung entstanden ist. Die einzelnen Erzählungen wurden den Brüdern Grimm zugetragen. Alleine gut vierzig steuerte die Märchenerzählerin Dorothea Viehmann bei.

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Rapunzel: „Rapunzel, Rapunzel, let down your hair“ (Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter), Radierung und Aquatinta, 258 x 243 mm; © David Hockney

Hockney wählte zunächst zwölf sehr unterschiedliche Märchen aus, entschloss sich dann aber, nur sechs für seine Illustrationen zu verwenden – drei bekannte und drei weniger bekannte Erzählungen: „Rumpelstilzchen“, „Rapunzel“, „Fundevogel“, „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“, „Das Meerhäschen“ und „Oll Rink Rank“.

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Trotz Koalitionsverhandlungen ließ es sich Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann nicht nehmen, zusammen mit Alexander Klar, Direktor des Museums Wiesbaden, bei einer Pressekonferenz Hockneys Arbeiten vorzustellen; Foto: Hans-Bernd Heier

Hockney hielt in seinen Illustrationen bildstarke Szenen fest. Jedem dieser Märchen gab er eine eigene zeichnerische Interpretation. Es sind nicht einfache Umsetzungen der literarischen Vorlagen, sondern vielmehr Bilder, die eine ganz besondere Stimmung oder ein ganz bestimmtes Detail im jeweiligen Text hervorheben. So entstand im Jahr 1969 der 39 Radierungen umfassende Zyklus „Six Fairy Tales from the Brothers Grimm“. Das Land Hessen hat eine Mappe dieses Zyklus im Jahre 2009 erworben. Jetzt präsentiert das Forum Wissenschaft + Kunst gemeinsam mit dem Museum Wiesbaden anlässlich des Brüder Grimm-Jahrs 2012/2013 diese außergewöhnlichen Arbeiten in einer Sonderausstellung im Landesmuseum. Diese Radierungen wurden bisher nur einmal im Brüder Grimm-Haus in Steinau gezeigt und sind nun in einer kleinen, aber feinen Schau bis zum 19. Januar 2014 im zweiten Stockwerk des Landesmuseums zu sehen. Die Schätze sollen hier einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden, als dies im Forum möglich ist, so Ministerin Eva Kühne-Hörmann.

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Rapunzel: „The older Rapunzel“ (Die größer gewordene Rapunzel), Radierung und Aquatinta, 220 x 245 mm; © David Hockney

Das Wiesbadener Museum kann bei dieser Präsentation, die den schlichten Titel: „David Hockney – Sechs Märchen der Brüder Grimm“ trägt, doch noch mit einer Premiere aufwarten, wie Direktor Alexander Klar stolz betont: eine moderne Lichtinszenierung, bei der die Kunstwerke noch besser zur Geltung kommen. Klär möchte diese Galerie verstärkt für kleinere Ausstellungen nutzen, speziell für Arbeiten auf Papier.

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The Boy who left home to learn fear: A black cat leaping” (Eine schwarze Katze springt), Radierung und Aquatinta, 235 x 270 mm; © David Hockney

Der 1937 geborene David Hockney zählt zu den bedeutendsten europäischen Künstlern der Gegenwart. Im englischen Bradford geboren und aufgewachsen, hatte er schon im Alter von elf Jahren den Wunsch, Künstler zu werden. 1964 zog er nach Los Angeles. Die in Kalifornien entstandenen „Swimming­pool-Paintings“ trugen zu seinem künstlerischen Durchbruch bei. Mit seinen kraftvollen farbigen Arbeiten erlangte er weltweite Bekanntheit. Er war Teilnehmer der documenta 4 in Kassel im Jahr 1968, und auch auf der documenta 6 im Jahr 1977 war er als Künstler vertreten.

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„Old Rinkrank: Old Rinkrank threathens the Princess“ (Oll Rinkrank bedroht die Prinzessin), Radierung und Aquatinta, 230 x 268 mm; © David Hockney

Umso mehr überraschen Hockneys ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Radierungen, die in Wiesbaden zu bewundern sind. Der vielseitige Künstler war beeindruckt davon, dass die Brüder Grimm volkssprachliche Texte aufgezeichnet hatten und die Märchen auch die Sprache der Erzähler wiedergeben konnten. Inspiriert von den packenden Erzählungen zeichnete der Künstler stimmungsvolle Bilder direkt auf die Kupferplatten. Besonders faszinierte ihn die bekannteste der Märchenzuträgerinnen der Grimms, Dorothea Viehmann (1755-1815), deren Porträt er dem Zyklus voranstellte. Dabei konnte er an eine Radierung von Ludwig Emil Grimm, dem dritten Bruder, anknüpfen. Auch Ludwig Emil Grimms Brustbild der Märchentante war früher der Märchensammlung vorangestellt.

Von den ursprünglich zwölf Märchen setzte David Hockney zunächst nur sechs Erzählungen bildlich um. Wie der Künstler versicherte, sollen noch Illustrationen zu den weiteren sechs Märchen folgen – Kunstliebhaber dürfte das freuen.

In dem von Burkhard Kling herausgegebenen Begleitbuch zur Ausstellung sind alle 39 Radierungen von Hockney sowie der volle Wortlaut der bebilderten Märchen wiedergegeben. Das Buch kostet 15 Euro und bietet sich als originelles Weihnachtsgeschenk an.

David Hockney – Sechs Märchen der Brüder Grimm“, Museum Wiesbaden – Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur, bis 16. Februar 2014

Bildnachweis (soweit nicht anders bezeichnet): Museum Wiesbaden

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