55. Biennale Arte Venedig 2013 (14)
Deutlich: Der Pavillon Spaniens
Drastisch: Der Auftritt Chiles
Den spanischen Pavillon in den Giardini Pubblici bespielt (wie es so schön heisst) Lara Almarcegui mit einer riesigen, das gesamte Gebäude füllenden Installation, besser vielleicht gesagt Intervention. In allen Räumen sehen wir LKW-weise – nein, in Venedig Lastkahn-weise – herangeschafften Bauschutt: Backstein- und Dachziegelbruch, Glastrümmer, Sägemehl, Eisenschlacke, Asche – zu Bergen aufgehäuft, die Menge soll etwa dem Volumen an Material entsprechen, das seinerzeit zur Errichtung des Pavillons Verwendung fand. Eine weitere Arbeit ist auf der Insel Sacca Mattia/Murano zu sehen.
Die Künstlerin setzt sich mit Aufbau und Abriss in den Städten auseinander, mit Zerstörungen überlieferter städtischer Strukturen durch zeitgeistige Stadtplanungen, mit Industriebrachen und Leerständen. Wir assoziieren natürlich auch die besonders an den verbetonierten spanischen Küsten anzutreffenden, Korruption und Spekulantentum in der Immobilienblase geschuldeten Neubau- und Investitionsruinen.
Lara Almarcegui wurde 1972 in Zaragoza geboren. Sie studierte Kunst an der Universität in Cuenca und an den De Ateliers in Amsterdam. Sie bestritt weltweit zahlreiche Ausstellungen. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Rotterdam.
Drastischer noch äussert sich Alfredo Jaar, der sein Heimatland Chile auf der diesjährigen Biennale vertritt. Er baute in den Arsenale ein getreues Modell des Ausstellungsgeländes samt Biennale-Palast in den Giardini nach und lässt es alle paar Minuten in aufschäumendem, grünlich-trübem Wasser versinken. Nun, alsbald taucht das Modell wieder auf, die Fluten laufen ab, aber sie kommen wieder … Deutlich, fast schon zu deutlich sein Statement gegen das So-gut-wie-nichts-Tun der Weltgemeinschaft gegen den erkennbaren Klimawandel mit all seinen für jeden Vernünftigen – ausser für Betonköpfe in Politik, Wirtschaft, Konsumententum und leider auch hier und da in der Wissenschaft – absehbaren Folgen.
Alfredo Jaar, 1956 in Santiago de Chile geboren, Installationskünstler, Architekt, Filmemacher, nahm bereits an den Biennalen 1986, 2007 und 2009 in Venedig sowie der documenta 8 und XI 1987 bzw. 2002 in Kassel teil. Auch er stellte weltweit aus; im vergangenen Jahr waren seine Arbeiten gleich dreifach in Berlin zu sehen: in der Berlinischen Galerie, der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst und in der Alten Nationalgalerie. Jaar lebt und arbeitet in New York.
↑↓ Alfredo Jaar, „Venezia, Venezia“, Ausstellungsansichten
Abgebildete Werke © jeweilige Künstler; Fotos: FeuilletonFrankfurt
(Die Biennale Arte di Venezia
endet am 24. November 2013)
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