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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

JAPAN ART – Galerie Friedrich Müller zeigt Arbeiten von Koichi Nasu

„Es sind Bilder, die über sich hinausführen.
Peter-Cornell Richter

10.9.98, Aquarell und Wachskreide auf Papier, 1998, 59,8 x 42 cm

9.12.97, Aquarell und Wachskreide auf Papier, 1997, 48,5 x 32,7 cm

Die Japan Art – Galerie Friedrich Müller kennt ein jeder Kunstinteressierte in Frankfurt am Main, liegt sie doch – in einem stattlichen Gebäude unmittelbar gegenüber dem langgezogenen „Tortenstück“ des Museums für Moderne Kunst MMK in der Braubachstrasse – mitten im Galerie-Zentrum der Stadt. Der Blick durch grosszügig bemessene Schaufenster führt in die stets in schlichtem Weiss angelegten Räume. Die Ausstellungen präsentieren seit jeher Exklusives: erlesene Werke der traditionellen und modernen japanischen Kunst sowie Werke zeitgenössischer internationaler Künstler. Die besondere Ästhetik der – über einen „White Cube“ weit hinausgreifenden – Räumlichkeiten der Galerie, die Exklusivität der präsentierten Arbeiten mögen vielleicht eine gewisse Hemmschwelle für den vorüberschreitenden Betrachter bedeuten: sehr zu Unrecht.

Nur noch bis zum 19. Oktober sind dort Arbeiten des allzu früh verstorbenen japanischen Künstlers Koichi Nasu zu sehen.

12.79, Aquarell und Wachskreide auf Papier, 1979, 70 x 90 cm

18.9.95, Aquarell und Wachskreide auf Papier, 1995, 43,3 x 60 cm

Koichi Nasu, 1947 in Yono-shi, Japan geboren, studierte an verschiedenen Kunstschulen in Tokio, bevor er sich 1972 in Deutschland niederliess und sein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Professor Paul Uwe Dreyer fortsetzte. Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, lebte und arbeitete er bis 2001 in Frankfurt am Main und anschliessend in Japan (Ushiku und Togane), wo er 2003 verstarb.

Über die Jahrzehnte seines Schaffens hinweg stellte er in einer kaum mehr überblickbaren Anzahl an Präsentationen in Deutschland und Europa sowie weltweit aus.

15.8.95, Aquarell und Wachskreide auf Papier, 1995, 47,5 x 32,5 cm

Wir dürfen noch einmal Peter-Cornell Richter zitieren, aus seinem Begleittext im bibliophil gestalteten Ausstellungskatalog der Galerie: „Erst als er vom fernen Europa aus sein bisheriges Leben mit der Kunst überdenken konnte, bekam Koichi Nasu eine Vorstellung von seiner gegenwärtigen Position in der Malerei und von den Erfahrungen, die ihn bis dahin geformt hatten. Nun, an der Schnittstelle von japanischer Erziehung  und europäischer Moderne angelangt, musste er versuchen, seinen eigenen Weg zu finden, ohne sich von der Flut neuer Eindrücke verführen zu lassen. Diesem Ziel näher zu kommen, tat er etwas, das man als typisch asiatisch bezeichnen könnte: Er reduzierte seinen ganz persönlichen Ausdruckswillen gegen Null. „Unabsichtlichkeit“ nannte er diesen Zustand. Koichi Nasu begann auf diese Weise seinen Weg als Künstler in der ihm noch völlig fremden Welt des Westens – gewiss unbewusst – in einer klaren Zen-Haltung.“

15.9.95, Aquarell und Wachskreide auf Papier, 1995, 33 x 48 cm

Obwohl er seinen Arbeiten als Titel jeweils ein Datum gab, haben Nasus Werke mit den Date Paintings eines On Kawara natürlich nichts zu tun. Von einer kaum anderswo anzutreffenden spannungsreichen Ästhetik sind seine reduzierten, auf ihre eigene Weise minimalistischen Werke gekennzeichnet. Eine kaum beschreibbare Transparenz ist ihnen eigen, eine fast dreidimensional erscheinende, perspektivische Hintergründigkeit. Nasu erreicht sie mit einer spezifischen Technik, in der er zuweilen mit mehreren Schichten feinsten transparenten Japanpapiers arbeitet.

Neben ihrer fast betörenden „Schönheit“ bestechen Nasus Arbieten mit ihrem feinen, ausbalancierten Spiel der dem rechten Winkel folgenden und ihn doch wieder durch einen minimalen Versatz konterkarierenden Linien, den in einem harmonischen Gegeneinander gesetzten Farbflächen. Es sind zu tiefer Kontemplation einladende Werke. Eine in die Welt meditativer Innenschau führende Kunst.

27.1.98, Aquarell und Wachskreide auf Papier, 1998, 60 x 42,5 cm

„Meine Bilder sollen sich nicht lautstark in der Kunstwelt behaupten. Ich wünschte vielmehr, sie sprächen den Menschen leise an, mit dem sie den Raum teilen.“
Koichi Nasu

KOICHI NASU, Arbeiten von 1979 – 2001, Japan Art – Galerie Friedrich Müller, nur noch bis 19. Oktober 2013

Werke und Fotografien © Japan Art – Galerie Friedrich Müller

 

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