home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für August, 2013

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / 5

2013, August 5.


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

Fünftes Kapitel

7.6.

Lieber Markus,

„Die Demo fängt wieder an“, ruft Alina und freut sich, denn mit Einbruch der Dunkelheit  ist hier für ein paar Stunden so eine Art Volksfest auf allen Strassen, auch bei uns vorm Fenster, obwohl unser Hochhaus abgelegen auf dem Berg liegt. Wie viele andere stehen wir auf dem Balkon, die Kinder schlagen gerne mit auf Töpfe und ans Geländer. Autos hupen, eine der tausend Demos zieht bei uns vorbei, nah und fern blinken Lichter in den Hochhäusern.

Weiterlesen

„Blickachsen 9“ in Bad Homburg und Rhein-Main (6)

2013, August 4.

Die kleinen grünen Männchen sind da!

Müssen wir Grund zu Besorgnis haben? Immerhin sind sie bereits im französischen Bessines, in Shanghai, Tokio oder London gesichtet worden, und jetzt – auch in Bad Homburg?

Nun, wir glauben, verehrte Leserinnen und Leser, Sie beruhigen zu können: Vom Mars kommen diese kleinen grünen Männchen gewiss nicht, und vom Mond schon mal gar nicht, sondern von einem irdischen Künstler des Namens Fabrice Hybert, 1961 im französischen Luçon geboren. Fünf Figürchen sind es, aus Bronze, farbig gefasst, jeweils 86 cm hoch. Sie entwässern sich aus allen möglichen Körperöffnungen, welchen genau, möchten wir gern Ihrer leserischen Fantasie überlassen.

 

Von fast giftigem Grasgrün ist ihr Äusseres, sie bewirken, dass das Grün der Bäume und das algige Grün des Wassers im Bassin vor der ehemaligen Wandelhalle des Bad Homburger Kurparks, wo heute nicht nur des Sonntags zumeist späte Mädels mit ebenso späten Herren samt deren bekannt-begehrten grauen Schläfen zu herzerwärmender Tanzmusik schwofen, immer noch grüner erscheint.

Nun machen sie – die kleinen grünen Männchen – dabei dem wasserspeienden Froschkönig auf seiner goldenen Kugel Konkurrenz – er wird ’s mit Gelassenheit zur Kenntnis nehmen. Ohnehin spritzt man sich – jeder jeden – allseitig nass. Was ja bei dieser gegenwärtigen Sommerhitze – wir schreiben die ersten Tage  des Augusts 2013 – von einiger Annehmlichkeit sein mag. Und ausserdem – Hand auf ’s Herz – schön anzusehen ist es allemal.

Freuen wir uns also mit den Tanzenden, wie sie vom hektischen Treiben abtranspirierend unter den Sonnenschirmen auf der sommerlichen Terrasse sitzen und bei einem zeitgeistigen Sprizz-x oder Sprizz-y (oder sind all diese Sprizz’s nicht schon längst wieder „out“) dem nässenden – und irgenwie auch erotischen – Treiben im Bassin zuschauen.

Fabrice Hybert studierte an der École des Beaux-Arts in Nantes und arbeitet auf fast allen Gebieten der bildenden Künste. Seine Werke verstehen sich als „works in progress“ und als jeweils ein Zwischenschritt in einem quasi evolutionären künstlerischen Prozess.

1997 vertrat Hybert Frankreich auf der Biennale Venedig. Seine Arbeiten wuchern vielfach gleichsam rhizomatisch (wie Ai Weiwei’s skulpturale Installation „Bang“, wir übernehmen diesen Begriff ab sofort in unseren Kunst-Wort-Schatz) in die Welt hinein: Vorangegangene Werke inspirieren zu neuen, die sich, dem System der Zellteilung ähnlich, wie ein Netzwerk ausbreiten.

Und weil wir getrost sein können, dass sie nicht vom Mars oder anderen Gestirnen, sondern von Künstlerhand stammen, bleibt unsere Sympathie diesen kleinen grünen Männchen sicher.

→ “Blickachsen 9″ in Bad Homburg und Rhein-Main (Folge 7)

→ “Blickachsen 9″ in Bad Homburg und Rhein-Main (Folge 1)

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / 4

2013, August 3.


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

Viertes Kapitel

4.6.13

Lieber Markus,

heute ist unser kleiner Stadtpark seiner guten Seelen ledig: Ich spürte schon gleich, dass etwas fehlte, und in der Tat: weit und breit keine Arbeiter! Wo waren sie denn nur? Krank? Im Urlaub?

Und warum sind fast nie andere Kinder auf dem Spielplatz? Bei der Vielzahl an Hochhäusern in der Umgebung?

Zara meint, es sei bei Kurden nicht üblich, auf Spielplätze zu gehen: die hätten anderes zu tun. – Ich hätte auch anderes zu tun, aber die Kinder wollen doch spielen! – Nein, die müssten zu Hause mithelfen oder auf den Hof gehen. Weiterlesen

Die hängenden Weingärten des Lavaux

2013, August 2.

Die einzigartige Kulturlandschaft ist Welterbe

Von Elke Backert

Ob die sagenhafte assyrische Königin Semiramis heute statt ihrer Gärten zu Babylon die Weinterrassen des Lavaux zu den Sieben Weltwundern zählen würde?

Die Unesco erkannte die Einzigartigkeit der Weinterrassen des Lavaux und kürte sie zum Welterbe der Menschheit

Immerhin erkannte die Unesco deren Einzigartigkeit und nahm die „Kulturlandschaft“ im Schweizer Kanton Waadt Ende Juni 2007 ins Welterbe auf. Von den 25 Schweizer Kantonen bauen 23 Wein an Weiterlesen

Sommerliche Reisegrüsse aus der Türkei / 3

2013, August 1.


Erzählung in Briefen

© von Robert Straßheim

Drittes Kapitel

2.6.

Lieber Markus,

Alina ist völlig begeistert von den „Demos“! Alle gehen wir auf den Balkon, um auf Töpfe zu schlagen, zu klatschen, mit Lampen zu blinken. Ein kleiner Demozug kommt auch an unserem Hochhaus vorbei, Nationalfahnen schwenkend, skandierend. Keine Polizei: Die sei auf die Innenstadt konzentriert, für all die Stadtviertel reiche sie nicht aus.

Ohnehin traue sich die Polizei kaum in unser kurdisches Viertel. Zur Kommunalpolitik erzählt mir Zara: Die Kurden hätten einmal bei einer Demo einen Linienbus in Brand gesetzt; zur Strafe habe der „sozialdemokratische“ Bürgermeister die Stadtbuslinien vorm Kurdenviertel gekappt, nun fahren nur noch Mini-Dolmus-Busse hier herauf.

Weiterlesen