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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Juni, 2013

Andalusien – christlich-islamischer Kulturschatz / 5

2013, Juni 11.

Ein Reisebericht

5. Teil: Sevilla (2)

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

Archivo de Indias

Gleich neben der Kathedrale befindet sich das Archivo de Indias, die ehemalige Casa Lonja de Mercaderes. Dieser wuchtige Bau, ehemals Warenbörse, am Plaza de Triunfo, gehört wie die Kathedrale und der Alcázar zum Weltkulturerbe.

Treppenhaus Archivo de Indias

Alle wichtigen Dokumente die Entdeckung und die Verwaltung des südamerikanischen Kolonialreiches betreffend sind hier unter anderem in kilometerlangen Regalen aus kubanischem Mahagoni mit Pilastern untergebracht Weiterlesen

55. Biennale Arte Venedig 2013 (1)

2013, Juni 9.

Die Goldenen Löwen

Von Erhard Metz

Vor Gericht und auf hoher See ist man allein in Gottes Hand – so lautet eine alte Weisheit. Wir möchten hinzufügen: vor Gericht, auf hoher See und vor mancher Kunstpreis-Jury. Die längste Warteschlange – wohlgemerkt des Fachpublikums und der Journalisten an den exklusiven Preview-Tagen – bildete sich vor dem Auftritt Anri Salas im französischen (deutschen) Pavillon, eineinhalb Stunden Wartezeit und mehr waren angesagt, die zweitlängste vor dem deutschen Auftritt (im, nach dem Pavillontausch, französischen Gehäuse), die drittlängste vor dem Pavillon der USA. Daraus Schlüsse zu ziehen für die Vergabe der Goldenen Löwen wäre jedoch weit verfehlt gewesen – wobei wir keinesfalls einer Publikumsjurierung das Wort reden wollen! Aber so manche Erwartung oder zumindest Hoffnung wurde denn doch wohl enttäuscht.

Paolo Baratta, Präsident der Biennale di Venezia, und der diesjährige Biennale Arte-Kurator Massimiliano Gioni Weiterlesen

Kerstin Schulze Dieckhoff: Aus Anfang und Ende ein Kreis

2013, Juni 6.

Abschied von den „Singenden Bildern“

Von Susanne Gross

Manchem Besucher mochte das Verbrennen der Gemälde radikal anmuten. Für Kerstin Schulze Dieckhoff bedeutete der Abschied von den „Singenden Bildern“ einen konsequenten Schritt in ihrer künstlerischen Weiterentwicklung.

Feuerbild

Feuerbild 2

„Ich brauchte Raum für Neues und dafür musste zwangsläufig Anderes gehen“, bekräftigte die in Idstein-Wörsdorf lebende Malerin und plastisch arbeitende Künstlerin. So übergab sie die Mehrzahl der bei ihr verbliebenen und wiederholt ausgestellten Gemälde dem Feuer – an jenem Platz, an dem die Bilder im Verlauf der letzten Jahre entstanden waren. Statt einen Schlussstrich zu ziehen, fügte sie Anfang und Ende eines Schaffenszyklus zu einem Kreis zusammen. Weiterlesen

„Juden. Geld. Eine Vorstellung“ im Jüdischen Museum Frankfurt

2013, Juni 4.

Das Klischee vom Reichtum der Juden als antisemitisches Stereotyp

Von Hans-Bernd Heier

Mit „Juden. Geld. Eine Vorstellung“ thematisiert das Jüdische Museum Frankfurt im Jubiläumsjahr ein äusserst heikles, weil klischeebehaftetes Thema. Obwohl das verbindende „und“ im Titel fehlt, und so ganz bewusst zwischen beiden Begriffen eine Verbindung vermieden wird, dürfte es in der Vorstellung von vielen selbstverständlich als eins gesetzt werden. Gibt es ein solches „und“ – und wie wäre es zu verstehen?

Die Ausstellung zeichnet die ökonomische Geschichte der Juden in Deutschland und Österreich nach, sofern diese sich auf die Finanzwirtschaft bezieht. Dabei werden mittelalterliche Geldverleiher, Hofjuden, Bankiers des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Theoretiker des Kapitalismus vorgestellt. Gleichzeitig werden Vorurteile und Einstellungen zum Geld sichtbar, die seit dem Mittelalter das Bild eines „reichen Juden“ geprägt haben – ein Bild, das bis heute aktuell ist.

Mit dieser Präsentation, so erklärt Professor Raphael Gross, Direktor des Jüdischen Museum, „wird eine der zentralsten antisemitischen Vorstellungen in den Fokus einer Ausstellung gerückt: ein Kristallisationspunkt antisemitischer Klischees, der sich bis in unsere Gegenwart hinein als immer wieder abrufbar und virulent erweist. Wie aber zeigt man Emotionen, Bilder, Vorstellungen, die zum Judenhass, zum Antisemitismus gehören? Kann man sich damit überhaupt beschäftigen, ohne dass man das, was man bekämpft, geradezu reproduziert und damit tradiert?“

Die Kuratorin Professor Liliane Weissberg knüpft an die Doppeldeutigkeit des Begriffs „Vorstellung“ an, die nicht nur das Vorurteil „jüdisch und reich“ bedient. Weissberg führt den Begriff vielmehr in das Theater zurück. Damit hat sie einen geschickten Weg gefunden, indem sie die Schau auf neun „Bühnen“ (Themenräumen) inszeniert – umrahmt von einem Prolog und Epilog. Dabei führt die vom Atelier Markgraph, Frankfurt am Main, gestaltete theatralische Inszenierung den Blick des Betrachters immer wieder hinter die Bühne: an den Ort, an dem die Vorstellungen entstehen und produziert werden. Über 200, teils sehr wertvolle Objekte ab dem 13. Jahrhundert – darunter Schuldurkunden und Hauptbücher, Gemälde, Skulpturen, Karikaturen, Filme und Fotografien – zeichnen die Spuren einer Wirtschafts- und Finanzgeschichte nach, die seit dem Mittelalter ein wesentlicher Teil jüdischer Existenz gewesen ist.

Otto Rouvel als Nathan, Städtische Bühnen Frankfurt am Main, 1971, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg; © Günter Englert Weiterlesen

Trude Simonsohn – eine grossartige Frau

2013, Juni 2.

„Ich hatte viele Chancen tot zu sein“
„Ich habe kein Talent für Hass“
„Ich bin endlich wieder angekommen“

Von Renate Feyerbacher

Fotos: © Privatarchiv Trude Simonsohn (schwarz/weiss) und Renate Feyerbacher

Trude Simonsohn am 21. März 2013

Was für eine Frau!

Viele kamen am 21. März 2013, wenige Tage vor ihrem 92. Geburtstag, ins Casino der Frankfurter Stadtwerke – direkt neben dem Museum Judengasse -, um Trude Simonsohn zu hören, zu erleben, ihr nahe zu sein.

Sie könne nur erzählen, nicht schreiben, sagt sie. Und wie sie erzählt: lebendig, historisch, nie larmoyant, sich nie bemitleidend, obwohl sie dazu allen Grund hätte.

„Ich war ein glückliches Kind.“ Mit diesem Satz beginnen ihre Erinnerungen. Diese glückliche Kindheit im mährischen Olmütz, dem tschechischen Olomouc, wird sie für das, was später auf sie zukam, stabilisiert haben. Das Wort „Glück“ kehrt immer wieder zurück. Weiterlesen