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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Der KUNST-O-MAT in Dinkelsbühl

Wir kommen, wie aus dem Titel leicht geschlossen werden kann, von einer Reise unter anderem durch das Mittel- bis Tauberfränkische und haben, also in Dinkelsbühl, einst „tinkelspuhel“ genannt und seit 1274 Reichsstadt mit königlichen und kaiserlichen Privilegien, endlich etwas angetroffen, das wir schon länger gesucht haben: einen sogenannten „Kunstomaten“ – diesen Begriff hat sich ein gewisser Michael Müller als eingetragene „Wortmarke“ beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) für Waren und Dienstleistungen registrieren lassen. Wohl auch deshalb nennt sich das Dinkelsbühler Gerät denn auch KUNST-O-MAT (anderenorts soll es auch „Kunst-O-Nauten“ geben).

Einen Warenautomaten also haben wir vor uns, ein Ausgabegerät ehemals für Zigaretten oder allerlei anderes, umgebaut von witzig-findig-geistreichen Künstlern zu einem Verkaufsgerät für Kunst. Hier ist das gute Stück, montiert am Dinkelsbühler Spitalhof, vom Autor eigenhändig fotografiert:

Wie weiter unschwer zu erkennen, musste auch hier die gute alte D-Mark-Zeit dem Zeitalter des Euro weichen.

Wie denn funktioniert ’s nun? Geld rein, Kunstwerk raus? So analog vielleicht dem Slogan des berüchtigten Ablasspredigers Johann Tetzel, der auch hier im halbwegs Süddeutschen sein Unwesen getrieben haben soll, welches Martin Luther zum Anschlag der 95 Thesen veranlasste, etwa: „Sobald das Geld im Kasten klingt, das Kunstwerk aus dem KUNST-O-MATEN springt“?

Vor gut einem Jahr wurde der Apparat am Spitalhof installiert, Schrift und Bilder sind bereits einigermassen verblasst. Die Künstlerinnen Bärbel Langowski-Tafferner und Edith Horlacher hatten die Idee dazu. Wir zollen ihnen Anerkennung und Respekt! Die Maschine liefert nach entsprechendem Münzeinwurf ein kleines Schächtelchen mit einer winzigen Originalarbeit des betreffenden Künstlers und einem Wertgutschein über 30 Euro, beim Kauf eines Werkes beim Künstler einzulösen.

Eine wirklich schöne, geistreiche Idee, an der sich neben den Initiatorinnen ferner Elisabeth Arnold, Tina Bönsch-Jantschke, Heli Alberti, Sabine Nollek, Gerhard Postler, Angelika Wolf, Brigitte Zimmerer und Susanne Zwicker beteiligen.

Nun gab und gibt es solche Kunstautomaten auch in anderen Städten, beispielsweise in Berlin, im grenznahen belgischen Eynatten, in Haßfurt, Köln oder Tübingen wie auch im Skandinavischen. In Frankfurt am Main wurde ebenso einer gesichtet, wir haben die Spur zu ihm leider verloren. Umso mehr freuen wir uns, die tolle Idee in Dinkelsbühl verwirklicht gesehen zu haben! Den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern rufen wir ein herzlichen „Glückauf“ zu!

(Fotos: FeuilletonFrankfurt)

 

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