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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Städelschule: Rundgang 2013 (7)

Khaled Barakeh:

Damascus
Regarding the Pain of Others

Khaled Barakeh wurde 1976 in Syrien geboren. Er studierte Malerei, zunächst an der Faculty of Fine Arts der Universität in Damaskus mit Abschluss Diplom und anschliessend an der Funen Art Academy in Odense mit dem Abschluss Magister Artium. 2010 kam er zur Städelschule, deren Besuch er als Meisterschüler von Professor Simon Starling abschliessen will.

Barakeh floh aus Syrien. Die Kunst der Malerei hat er für sich weiterentwickelt zu konzeptuellen Ausdrucksformen und gesellschaftspolitischer Thematik.

Wir stehen in einem Zustand von Ratlosigkeit, aber doch Anspannung und dunklen Ahnungen vor Khaled Barakehs Arbeit.

↑↓  Damascus 15 Feb 2012 19:47:31, 2013, Direct print on plate + inkjet print, 220 x 110 cm

Der Künstler erzählt: Der Druck zeigt den Rücken eines in Syrien unter dem Assad-Regime gefolterten Freundes.

Regarding the Pain of Others, 2013, Reconstructed existing material, Wood, varous sizes

Vor dem Bild ein aus offenkundig gebrauchten Brettern grob gezimmerter, auf dem Rücken liegender Stuhl mit Armlehnen, dessen vier Beine ein merkwürdig kontrastierendes, leicht geschwungenes Profil aufweisen, daneben einige überzählige Bretter und Latten, zersägt und gerade ausgerichtet auf den Boden gelegt. Khaled Barakeh erzählt: Es ist das Holz einer kistenartigen Bahre, mit der im Krieg Tote und Verletzte abtransportiert werden. Sie wurde aus Syrien in den Libanon geschmuggelt.

Die vier zum Tragen mit den Händen ausgeformten Griffe der Bahre transformiert der Künstler zu den Stuhl tragenden Beinen. Der Lehnstuhl aber verweist auf den machtlosen, zum untätigen Sitzen verurteilten Betrachter des Gefolterten; auf Voyeurismus wie gleichgültige Lethargie gegenüber der Marter. Ohnmacht, Hilflosigkeit und Lethargie des Schauenden werden durch die Rückenlage des Stuhls noch verstärkt.

Die nebeneinander gelegten Bretterteile können für abgerissene Körperteile durch Kriegshandlungen zerfetzter Leichen stehen. Wir erinnern uns an die Arbeit „Terrorealista“ von Marco Evaristti.

Fotos: FeuilletonFrankfurt

→  Folge 8

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