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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Arthur Kostner – Holzobjekte für Wand und Raum

Von Barbara Thurau
Frankfurter Westend Galerie

Schleife orange, Tisch und Hocker, Holz lackiert (Foto: der Künstler)

Die aktuelle Ausstellung von Arthur Kostner in der Frankfurter Westend Galerie ist in mehrfacher Hinsicht aussergewöhnlich. Die kräftigen, glänzenden Farben und die abgerundeten Formen der Exponate erinnern auf den ersten Blick an das Design der 1960er Jahre. Viele spielerische Elemente erwarten den Besucher, zum ersten Mal sind in der Galerie Künstlermöbel zu sehen und zum ersten Mal eine Installation.

Punta orange, Schleife rot und Tondo weiß, Holz lackiert

Arthur Kostner hat für die Wand im ersten Raum eine Komposition von Holzobjekten konzipiert, die aus einem gebogenen Stab, einer roten Spirale und einer weissen Scheibe besteht. „Punta“, „Schleife“ und „Tondo“ bilden eine kompositorische Einheit, die aber auch andere Variationsmöglichkeiten zulässt. Beim Ausstellungsaufbau haben sich interessante, teils zufällige Anordnungen ergeben: Von einem bestimmten Standpunkt aus kann man zum Beispiel als Abschluss der orangefarbenen Schleife im mittleren Raum einen gleichfarbigen Punkt im nächsten Raum sehen.

Schleife orange mit Tondo orange, Holz lackiert

Arthur Kostner arbeitet plastisch und malerisch zugleich. Der Künstler, 1954 in Eppan (Appiano) geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet, verbindet die Kunsthandwerk-Tradition seiner südtiroler Heimat mit italienischem Formgefühl. Er schafft Objekte, die das schlichte und natürliche Material Holz mit einer ausgewogenen und sehr einprägsamen Form verbinden.

Holz ist also die Konstante in Kostners Werk. Im Laufe der Jahre – das Publikum der Frankfurter Westend Galerie konnte das verfolgen – ist das Holz immer im Zentrum des künstlerischen Prozesses geblieben. Dabei verfeinerte sich mit der Zeit sowohl das Material selbst als auch der Umgang mit ihm. Kostner experimentiert in einem Spannungsfeld zwischen Natur und Kunst. Er spielt mit der Beziehung zwischen dem natürlichen Werkstoff Holz und der künstlerischen Form, die er ihm verleiht.

Am Anfang – in den 1980er Jahren – standen wilde Holzkonstruktionen, die er gestisch und stark farbig bemalte. Die zersägten und wieder zusammengesetzten Holzstücke, die Splitter liessen einen groben Umgang mit dem Holz erahnen. Allerdings fügte der Künstler die Bruchstücke wieder aneinander, er reparierte, verband sie zu neuen Kompositionen – ganz im Sinne des Dekonstruktivismus in der Architektur, der eine Form zerlegt und zur gleichen Zeit wieder zusammensetzt.

In den 1990er Jahren, als Kostners erste Ausstellung in Frankfurt stattfand (1990), ist schon eine gewisse Ruhe in sein Werk eingekehrt. Die Formen werden geometrisch – die Farbe tritt zurück, wird monochrom statt gestisch. Es entstehen klar abgegrenzte Wandtafeln, Scheiben, Stelen, Kugeln. Verschiedenfarbig angelegte Flächen oder eingefügte, andersfarbig bemalte Holzstücke verleihen den Objekten eine zusätzliche Ordnung.

Durch die dünn aufgetragene Farbe aber scheint das Holz durch. Astlöcher, Maserungen und Unregelmäßigkeiten werden sichtbar – es entstehen Reliefs. Das Motiv des Rahmens taucht auf, als Teil des Holzbildes oder als tatsächlicher Rahmen, der dem eher rauen Holzobjekt einen glatten Abschluss gibt.

In den neuen Werken dieser Ausstellung gibt es keine Rahmen mehr. Die Holztafeln selbst sind abgerundet und wirken fast weich. Sogar die Rechtecke und Quadrate haben keine rechtwinkligen Ecken mehr und keine scharfen Kanten. Ihre Räumlichkeit erhalten sie dadurch, dass sie sich von der Wand abheben, einen Schatten werfen. Einige sind sogar konvex, wölben sich nach vorn, dem Betrachter entgegen.

Quadrat mit Rechteck, Aluminium lackiert, und Rotes Quadrat, Holz lackiert

Heute verwendet Kostner industriell gefertigtes Holz, das er ganz glatt schleift und mit der Sprühpistole lackiert, und zwar deckend, teilweise sogar glänzend. Die Struktur des Holzes tritt zugunsten der klaren, ästhetischen Form zurück. Man kann nur noch erahnen, fühlen, am Gewicht erkennen, dass es sich um Holz handelt. In der Ausstellung sind Beispiele für matten und glänzenden Lack zu sehen. Bei den grossen Formaten hat der Künstler Karosserielack eingesetzt. Durch die vielen übereinander liegenden Lackschichten entstehen Tiefenwirkungen wie bei farbigen Glassteinen.

In diese Oberfläche kann der Betrachter hineinsehen und er kann sich darin spiegeln. Blickwinkel und Lichteinfall bestimmen die Wahrnehmung der leuchtkräftigen, expressiven Farben. Die weichen, ausgefransten Übergänge zwischen verschiedenfarbigen Flächen erinnern an die Farbfeldmalerei von Mark Rothko. Sie erinnern auch an die roten Leinwände von Franco Ruaro, die vor etwa einem halben Jahr an dieser Stelle hingen.

Da das Material Holz bei den neueren Arbeiten hinter der Oberfläche fast verschwindet, kann Kostner es nahezu „unbemerkt“ durch Aluminium austauschen, ein Material, das bisher nur bei den grossen Werken für den Aussenbereich zum Einsatz kam. Für einige der grossen Quadrate hat Arthur Kostner Aluminiumplatten verwendet. Mit diesem Material lassen sich wieder andere Farbeffekte bei der Lackierung erreichen.

Ausser mit geometrischen Formen, Quadraten, Rechtecken, Ellipsen, Kugeln, konvexen und konkaven Objekten experimentiert Kostner seit einigen Jahren mit den sogenannten Kurven und Schleifen. Sie wirken wie verschlungene Schriftzeichen, Signaturen, Spiralen oder Girlanden. Sie sind beweglich, schwingen leicht und ragen in den Raum hinein.

Punta orange, Schleife rot und Schleife orange, Holz lackiert

Mit den geschwungenen Holzstäben assoziiert man die berühmten Thonet-Stühle, die in der Bugholztechnik hergestellt werden, bei der das Holz mit einem besonderen Verfahren unter Wasserdampf gebogen wird. Anders bei Arthur Kostner, der seine Holzschleifen aus Holzstücken fertigt, die aus verschiedenen Schichten Lang- und Querholz bestehen, also querverleimt werden und dadurch auch in den Kurven Stabilität erhalten. Der Künstler sägt die Holzformen aus der Platte, formt, rundet und schleift sie in Handarbeit ab.

Rot, Aluminium lackiert, Tisch und Hocker, Holz lackiert

Das stabile und vielseitige Material Holz mit seiner glatt geschliffenen Oberfläche, die ansprechenden Formen laden zur Berührung ein. So liegt es nahe, als Weiterführung der bildnerischen Ideen, Objekte für den täglichen Gebrauch zu schaffen. Die kleinen Tische und Hocker, die er als Einzelstücke fertigt und signiert, sind Möbel und Kunstobjekte zugleich. Mit diesen Werken steht er auf der Schwelle zwischen Kunst und Design. Und das gehört zur Philosophie eines Künstlers, der Wert darauf legt, dass seine Werke erschwinglich bleiben, der uns zeigt, dass Kunst im wahrsten Sinne des Wortes greifbar ist und dass sie auch Spass machen darf.

Arthur Kostner (l.), Salvatore A. Sanna (r.) und Barbara Thurau.

Arthur Kostner – Holzobjekte für Wand und Raum, Frankfurter Westend Galerie, bis 28. März 2013

Abgebildete Werke © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotos, soweit nicht anders bezeichnet: Frankfurter Westend Galerie

 

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