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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

“Artists in Residence”-Programm 2012 Frankfurt am Main / 7

Adam Albert aus Budapest

Von Erhard Metz

Ähnlich dem Künstlertrio Alpine Gothic nimmt auch Adam Albert aus Budapest seine Artists in Residence-Stadt Frankfurt am Main, besonders die Umgebung seines Gastateliers, zum Ausgangspunkt künstlerischer Erkundungen und Betrachtungen.

Er zählt gewiss zu den bemerkenswert-merkwürdigen Gebäuden Frankfurts, der „Kulturbunker“ im weitläufigen Industriegelände des Osthafens. Umzingelt von Containerlagern, werktags umtost vom LKW-Verkehr, ragt der Hochbunker als Graubeton-Klotz aus dunkleren Tagen deutscher Geschichte auf: ein Stolperstein, ein Stoppzeichen, ein Fremdkörper im heute geschäftig-quirligen Treiben ringsumher. Ein futuristisch anmutender zweigeschossiger, lichtdurchfluteter Aufbau auf das Ungetüm beherbergt neben Unternehmungen im Kulturbereich und Ateliers heimischer Künstlerinnen und Künstler auch zwei Gastateliers für das erwähnte Artists in Residence-Programm der Stadt. An der Strassenseite des Bunkers, es sei erwähnt, eine eigenartige Brunnenattrappe, als Pflanzkübel mehr schlecht als recht gehegt, an der Rückfront eine kantige Brandschutz-Freitreppe aus blankem Stahlblech.

Steigt man hinauf zu den lichten Höhen der Kultur, eröffnet sich dem Betrachter ein faszinierender Blick über das betriebsame östliche Frankfurt und seit einiger Zeit auf die noch im Endausbau befindlichen, dekonstruktivistisch gestylten Doppeltürme der Europäischen Zentralbank (EZB) in ihrer charakteristischen Torsion.

Alles in allem: ein Eldorado sozusagen, das es aufzunehmen und zu erforschen gilt für neugierige Künstlerinnen und Künstler.

Apropos Neugier: Adam Albert lässt da etwas herumkrabbeln vor seiner grossformatigen Papierarbeit an der Wand, es scheint, als habe er da etwas aus den schier unerschöpflichen, wenngleich wenig geistreichen LEGO-Materialien zusammengesteckt (wir hatten in unserer Kindheit noch mit wirklichem Holz und Metall zu tun und nicht mit diesem elenden Plastikzeug), etwas also, was mit der „Curiosity“ zu tun haben könnte, die in diesen Monaten zum Wohle wissenschaftlicher Erkenntnisse der Menschheit über die Marsoberfläche holpert.

Nun können diese komischen Dinger, anders als ihr technisch hochgerüstetes „Vorbild“ auf dem entfernten Mars, weder fahren noch sich gar die schiefe Ebene hinaufschaffen, die vom Boden zur Wandarbeit führt und deren Torsion, so nehmen wir an, die besagte benachbarte EZB-Konstruktion reflektiert und zitiert. Aber allemal lustig schauen sie aus, die zwei kleinen Neugierlinge, in gewisser Weise sympathisch, so unvollkommen und hilflos, wie sie sind!

Umso akkurater fällt Adam Alberts Architekturzeichnung des „Kulturbunkers“ aus, des grössten dargestellten Objekts auf seiner rund zweieinhalb Meter breiten Papierarbeit.

2012, mixed media on paper, 157 x 260 cm

In deren Mittelpunkt steht ein Baum, den man am realen „Kulturbunker“ vergeblich suchen wird, seine dem Gebäude zugewandte Seite zeigt sich deutlich blattärmer als die abgewandte; links am Bunker drei technisch-stilisierte, baumähnliche Gebilde, die uns von irgendwoher bekannt vorkommen, weiter rechts zwei sich nach oben öffnende Hände, über denen ein dem Logo der IG Bau-Steine-Erden ähnlicher Würfel schwebt; weiter rechts ein Gehirn und eine Struktur, die Pflanzlich-Vegetatives wie auch eine Verschaltung von Gehirn- oder Nervenzellen darstellen könnte. Im Hintergrund, sehr fein gezeichnet und erst auf den genaueren Blick erkennbar, eine Hafenszenerie mit Ladekran und ein industrielles Gebäude mit der Fassadenschrift „Protection“. Chiffren und Symbole für eine Welt, die Adam Albert im Umkreis seines Gastateliers antraf. Und: Ausdruck für das Spannungsfeld, so der Künstler, zwischen der Sensibilität, Verletzlichkeit und Unbeschwertheit des Zeichenkartons und der rigiden Realität der „industriellen Landschaft“. Landschaft? Genau deren Gegenteil sind Industrieflächen. Geradezu pervers der oft anzutreffende Ausdruck „Industriepark„.

Man muss die detailreiche Papierarbeit schon unmittelbar aus der Nähe betrachten, um sich mit all ihren Chiffren und Symbolen auseinandersetzen zu können.

Adam Albert, 1975 im ungarischen Veszprém geboren, studierte an der Hungarian University of Fine Arts in Budapest und erhielt Stipendien in Ungarn, Deutschland und Italien sowie 2012 in Frankfurt am Main. Er bestritt bislang Ausstellungen in Berlin, Budapest, Eger und London.

“Artists in Residence 2012″, ATELIERFRANKFURT, bis 25. Januar 2013

Abgebildete Arbeiten © Albert Adam; Fotos: Erhard Metz

→  “Artists in Residence”-Programm 2012 Frankfurt am Main / 8

 

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