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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Masken, Zauber und verborgene Schätze – eine Reise durch Mali

Von Suse Rabel-Harbering

Fotos: Doris Minke

Die Falaise von Bandiagara, eine wild zerklüftete Felslandschaft, birgt mit fabelhaften Dogondörfern eine jahrhundertealte Kultur. Mali bietet dem Besucher einzigartige Sehenswürdigkeiten. Seit 1986 zählt das Dogonland zum UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbe.

Tänzer auf Stelzen

Die Sonne brennt, kaum ist sie aufgegangen. So ist das in Afrika. Deswegen suchen wir einen der wenigen schattigen Plätze unter einem riesigen Baobabbaum. Musiker in  indigofarbigen Gewändern trommeln im Takt. Gleich beginnt das Fest. Tänzer mit Tiermasken eröffnen den Reigen: Antilopen mit aufragenden Hörnern, pausbackige Kühe und Angst erregende Hyänen. Auf Stelzen balancierend, erscheinen geheimnisvolle, weiss getünchte Maskenträger mit Statuetten auf dem Kopf. Dann folgen hohe Kanaga-Masken, mit ihnen soll dem Schöpfergott Amma gehuldigt werden. Zum Schluss erscheinen die bis zu zwei Meter hohen Etagenmasken. Durch rhythmische Drehungen werden sie über den Sand gestreift, als gelte es, die kosmischen Kräfte mit der Erde zu versöhnen. Die Farben betören, die Rhythmen berauschen und die Sonne brennt gnadenlos. Die Dogon-Masken und Statuen sind wegen ihrer hohen handwerklichen und ästhetischen Qualität sehr gesucht. Der Maskentanz, der  sonst nur alle 60 Jahre aus Anlass des Sigifestes oder anderen Rituale stattfindet, wird nun zu Ehren der Besucher und zur Aufbesserung des  Gemeindebudgets von Teli, einem Dorf am Fusse der Falaise von Bandiagara dargeboten. Die Masken repräsentieren Gestalten aus der Dogonmythologie und die jungen Tänzer werden speziell initiiert, diese tragen zu können.

Kanaga- u. Antilopenmaske

Malerische Dogondörfer

Die Heimat der Dogon  erstreckt sich über die Falaise von Bandiagara, ein Felsmassiv aus rotem, eisenhaltigem Sandstein von ungefähr zweihundert Kilometer Länge im Südosten des Landes. Hierher haben sich die Dogon zurückgezogen. Von hier haben sie die Tellem, einen Pygmäen-Stamm, verdrängt. Die Siedlungen aus Lehm hängen wie grosse Schwalbennester hoch oben in den  Felsen, meist unter Felsvorsprüngen – einem malerischen Fries vergleichbar. Einst waren sie nur über Steigbäume zugänglich, auf keinen Fall jedoch für Fremde und Angreifer zu erreichen. Die Behausungen, Magazine und Speicher sind zylindrisch mit konischem Zulauf gebaut und mit einem kuppelförmigen Abschluss oder einem kegelförmigen Strohdach versehen. Schmuckhafte Ornamente und geometrische Muster zieren die Türumrahmungen. Auch eine kleine Wahrsagehütte, gekennzeichnet durch eine stilisierte Python, die im animistischen Denken als die wahrhaft Wissende gilt, ist vorhanden. Noch weiter oben befinden sich in Höhlen alte Grabkammern.

Irelli, verlassenes Dogondorf

Mittlerweile jedoch haben die meisten Dogon ihre hoch gelegenen Oberstädte verlassen und wohnen, wegen der einfacheren Lebensbedingungen, in Dörfern unten im Tal. Besonders pittoresk wirken die runden Kornspeicher mit ihren strohhutartigen Dächern.

Etagen-Masken

Nähert man sich einem Dorf, so wird man von ganzen Kinderscharen per Handschlag willkommen geheissen, danach sogar ein Stück des Weges begleitet in der Hoffnung auf Süssigkeiten oder einen Kugelschreiber, „bic, bic, bonbon“ flüstern sie scheu.

Die Dogon leben hauptsächlich von der Feldarbeit. Meist sind es Frauen, die die schmalen Parzellen in gebückter Haltung mit Hirse, Sorghum oder Zwiebeln bepflanzen. Doch die Erträge sind aufgrund des kargen Bodens oftmals nicht ausreichend. Deshalb wandern viele Jugendliche in die Städte oder in die wirtschaftlich besser situierten Nachbarstaaten wie Senegal oder Elfenbeinküste ab.

Priester zwischen Feldquadraten

Trotz zunehmender Islamisierung blieb der Stamm den  Überlieferungen seiner Ahnen treu. So findet man heute in den meisten Ortschaften eine Moschee aus Lehm, gleichzeitig werden aber auch animistische Rituale befolgt. Oben auf dem Plateau von Bandiagara begegnen wir einem Priester, der für Weissagungen aller Art zuständig ist. Sein Medium ist ein schlauer Fuchs sowie ein Terrain klein abgezirkelter Quadrate. Diese wiederum sind unterteilt in Kästchen, die der Priester mit Zweigen, Steinen und Stäbchen versieht. Des Nachts nun lockt er mit Hilfe von Erdnüssen einen Fuchs an, der in der Falaise haust. Aufgrund der Spuren, die das schlaue Tier auf dem Rasterfeld hinterlässt, vermag der alte Priester die Geheimnisse der Zukunft zu lüften.

 

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