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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für November, 2012

Deutscher Fairness-Preis 2012 für Sarah Wiener

2012, November 16.

Fairness-Initiativpreis 2012 für Finance Watch

Text und Fotos: Renate Feyerbacher

Im Jahr 2000 wurde die Fairness-Stiftung gemeinnützige GmbH mit Sitz in Oberursel gegründet. Sie erarbeitet mit Führungskräften professionelle Fairnesskompetenz. Elemente fairer Organisation sind zum Beispiel: transparente Strukturen und Regeln, Kooperation und offene Kommunikation, Entschiedenheit in der Führung, Übereinstimmung von Mitarbeiterschaft und Führung, Mitarbeiter fordern und fördern. In der Fairness-Akademie werden zertifizierte Trainer und Coaches ausgebildet. Die Stiftung verleiht jährlich den Deutschen Fairness-Preis und den Fairness-Initiativpreis.

Der Theologe Professor Hans Küng schrieb 2004 im Jahrbuch der Stiftung: „Jede Unternehmungsführung sollte darauf hinwirken, dass die Frage des Ethos, die bei ihren Führungskräften oft nur latent und diffus vorhanden ist, bewusst reflektiert wird“.

Der Deutsche Fairness-Preis wurde erstmalig 2001 an namhafte Persönlichkeiten verliehen. Nach Gertrud Höhler und den weiblichen Mitgliedern der Familie Leibinger (Trumpf Group, ein weltweit führendes Unternehmen für Fertigungs- und Medizintechnik), die den Preis 2002 bzw. 2006 erhielten, ist Sarah Wiener die dritte Frau, die mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Selbst diejenigen, die sich keine Kochshows im Fernsehen ansehen, kennen sie.

Die in Westfalen geborene, in Wien aufgewachsene Unternehmerin, Fernsehköchin, Buchautorin, Stifterin und mittlerweile Botschafterin der UN-Dekade Biologische Vielfalt verliess mit 17 Jahren die Schule, trampte durch Europa, kellnerte, hat keinen Schulabschluss und keine Berufsausbildung und lebte zeitweilig von Sozialhilfe. Aber sie konnte kochen und backen. Sie kochte für die Belegschaft einer Werbeagentur und einmal für den Berliner Maler Bernd Koberling. Anwesend bei diesem Abendessen war die britische Filmschauspielerin Tilda Swinton, die damals, Ende der 1980er Jahre, am Anfang ihrer Filmkarriere stand. Sie engagierte Sarah Wiener für das Catering ihres nächsten Films. Heute ist die „Anti“-Filmdiva Besitzerin vieler internationaler Filmpreise, u. a. des Oscars, und Sarah Wieners Aufstieg begann.

Aus Berlin, wo Sarah Wiener die Restaurants „Das Speisezimmer“, das „Kaffeehaus“ im Museum für Kommunikation sowie das Restaurant im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart betreibt, waren 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihres Unternehmens an den Veranstaltungsort, den Festsaal der Frankfurter Industrie- und Handelskammer, angereist. Manche waren mitten in der Nacht aufgebrochen. Sie alle wurden von Sarah Wiener auf die Bühne geholt und einzeln herzlich beglückwünscht. In ihrer Dankesrede betonte sie, dass der Preis ihrem gesamten Team gebühre.

Eva Luise Köhler und Sarah Wiener Weiterlesen

Aus „Open Doors“ werden „Frankfurter Ateliertage“

2012, November 15.

FRANKFURTER ATELIERTAGE 2012

Nomen est omen – „open doors“ gibt es überall. Deshalb hält ein neues Markenzeichen in Frankfurt am Main Einzug: die „Frankfurter Ateliertage“. Anders als früher kann sich das Publikum ab diesem Jahr an zwei aufeinander folgenden Wochenenden  vom Schaffen der in der Mainmetropole arbeitenden Künstlerinnen und Künstler überzeugen. Die neugestalteten Ateliertage finden künftig alle zwei Jahre statt.

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Burano

2012, November 13.

Wo der Herrgott seinen Farbkasten ausgeschüttet hat

Von weitem schon fällt er in der Lagune von Venedig auf, der Campanile von San Martino Vescovo auf der Insel Burano. Lediglich etwa 1,80 Meter soll er überhängen, so wurde uns gesagt, angesichts der Schräglage möchten wir es kaum glauben – ein Klacks gegen den Schiefen Turm von Pisa, dessen Überhang von früher über 5 Metern mittlerweile auf unter 4 Meter zurückgeführt werden konnte. Auf Burano regt sich keiner der rund 2700 Einwohner (zur Zeit der Republik Venedig waren es einmal über 8000) darüber auf, und überhaupt gehören schiefe Türme zu Italien wie Pasta und Pizza Weiterlesen

Ulrich Pflaum: Vertigo

2012, November 11.

Von Brigitta Amalia Gonser
Kunstwissenschaftlerin

Schwindelerregend wirkt der Farb- und Formenrausch seiner Malerei auf den Betrachter.

„Kunst muss unter die Haut gehen“, lautet Ulrich Pflaums Devise.

Dazu bedient er ein breites künstlerisches Spektrum von Figuration bis Abstraktion, wobei er seinen Stil als drastischen Realismus bezeichnet.

Ulrich Pflaum arbeitet zyklisch an diversen Reihen thematisch zusammenhängender Werke. Jeder Ausstellungsraum wird so zu einem ganz eigenen Universum.

Seine Bilder irritieren den Wahrnehmungsprozess und sind fremdartige, geheimnisvolle und stets faszinierende Illusionen.

Die wunderbare Welt des Scheiterns, 2012, Acryl auf Leinwand, 214 x 120 cm Weiterlesen

Salzburg, Verkehrszeichen

2012, November 10.

Eine Handvoll Kilometer jenseits der Grenze: Verkehrsschilder, angetroffen in Salzburg …

(Ups … hoffentlich kein Schmuddelonkel …)

Ach ja: Ein Salzburger bewirbt sich als Stadtbusfahrer. „Sie müssen den Bus fahren und das Fahrgeld kassieren“, instruiert ihn der Chef, und stellt ihn ein.

Am Tag darauf kommt der neue Busfahrer zum Chef: „Ich hatte einen Unfall, der Bus hat Totalschaden.“ „Wie ist das passiert?“ schnauzt ihn der Chef an. „Weiss nicht“, sagt der Fahrer, „ich war gerade hinten beim Kassieren“.

(Ok, alter Hut, gibt es in verschiedenen Versionen, warum nicht auch zu Salzburg …)

Fotos: FeuilletonFrankfurt

 

„Pelléas et Mélisande“ von Claude Debussy in der Oper Frankfurt

2012, November 8.

Übersinnliche Liebe

Text: Renate Feyerbacher
Fotos: Monika Rittershaus /Oper Frankfurt

Auf dem Spielplan der Oper Frankfurt steht seit 4. November 2012 Claude Debussys Werk „Pelléas et Melisande“. 18 Jahre ist es her, dass Regisseur Christoph Marthaler und Dirigent Sylvain Cambreling die Oper in Frankfurt realisierten.

Christiane Karg (Mélisande) und Christian Gerhaher (Pelléas); Foto: © Monika Rittershaus

Wort und Musik

Was für eine Musik, was für ein Klang. Grandios, wie die Musik und die französische Sprache eine Einheit bilden. Sie ist wie geschaffen für die Sprachmelodie. Es gibt keine Arien, nur Dialoge wie in einem Schauspiel, selten musikalische Zuspitzungen. Es gibt keine atmosphärischen Beschreibungen. Für die letzten Worte des Paares „Je t’aime – je t’aime aussi“ gibt es nur einen Takt. Jede Silbe hat ihre eigene Note, die Zwischenspiele sind geprägt von einem melodischen Fluss, den das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter seinem Dirigenten Friedemann Layer, einem gebürtigen Wiener, durch langsame Tempi wunderbar realisiert. Fast drei Stunden müssen die Ohren geduldig sein. Es lohnt. Weiterlesen

Absolventenausstellung 2012 “Zauderberg” der Städelschule im MMK-Zollamt (3)

2012, November 6.

18 Absolventen der Staatlichen Hochschule für bildende Künste – Städelschule – aus den Klassen der Professoren Douglas Gordon, Judith Hopf, Michael Krebber, Tobias Rehberger, Willem de Rooij und Simon Starling präsentieren im MMK-Zollamt ihre Abschlussarbeiten aus den Bereichen Installation, Malerei, Skulptur, Film und Performance.

Während im vergangenen Jahr die Malerei im Vordergrund stand, fällt in diesem Jahrgang eine genreübergreifende Arbeitsweise der jungen Künstlerinnen und Künstler auf. Auf das Medium Fotografie spezialisierte Studierende integrieren beispielsweise performative Elemente in ihre Werke, oder Absolventen der Bildhauerklassen präsentieren malerische Arbeiten, wie auch umgekehrt Studentinnen und Studenten der Malerklassen Ausflüge in die Welt der Skulptur und der Installation unternehmen.

„Die Absolventen dieses Jahres zeigen einmal mehr, warum die Städelschule zu den besten Kunsthochschulen der Welt zählt. Von der Kunstakademie ins Museum für Moderne Kunst – dieser Ortswechsel markiert eindrucksvoll den Übergang vom Status des Kunststudenten zum Künstler“, sagt denn auch Städelschulrektor Nikolaus Hirsch.

Aus der Fülle der Werke können hier wiederum nur einige wenige Positionen näher betrachtet werden, wobei alle Auswahl wie stets subjektiv ist. Und wir sind, wie in Folge 2 bereits ausgeführt, nicht überrascht, ganz überwiegend konzeptuelle Arbeiten anzutreffen, die dem Betrachter einen weiten Assoziations- und Interpretationsrahmen einräumen.

Eloise Hawser, 1985 in London geboren, aus der Klasse von Tobias Rehberger, bezaubert und irritiert mit einer Papierarbeit auf einem metallenen Unterbau, einem von jalousieartigen Lamellen umschlossenen Korpus. Natürlich ist der Schwan ein „Hingucker“ beim Publikum, das auch unbedingt wissen will, was das Wagnerianern bestens bekannte Tier auf seinem Rücken trägt, wo ihm schon der Blick in das Innere des „Rolladenkastens“ verschlossen bleibt. Aber auch die Ansicht von oben auf den Schwan liefert keine Gebrauchsanweisung für den Eiligen.

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Im Wettlauf mit der Zeit (2)

2012, November 5.

Der Beschleunigung auf der Spur

Von Hans-Bernd Heier

Das Museum für Kommunikation Frankfurt ist dem Phänomen Beschleunigung auf der Spur (s. Folge 1).

Intercity-Züge werden zu rollenden Büros

Nicht nur die Transportzeiten schrumpfen stetig, auch die Transportkapazitäten der Verkehrsmittel wachsen rasant. Reisen und Urlaub werden immer preiswerter. Mit den neuen Verkehrstechniken können Menschen in immer kürzerer Zeit immer weiter entfernte Reiseziele erreichen. Für den Ausgleich zur Arbeit wird die Freizeitgestaltung immer wichtiger. Es entwickelt sich ein moderner Massentourismus, bei dem nicht mehr der Weg das Ziel ist, sondern es darum geht, den Weg möglichst schnell und bequem hinter sich zu lassen.

„Zeit sparen. Fernschreiber und Fernschnellzüge benützen“, 1961, Plakat von Herbert W. Kapitzki; © Museumsstiftung Post und Telekommunikation Weiterlesen

Im Wettlauf mit der Zeit (1)

2012, November 4.

Der Beschleunigung auf der Spur

Von Hans-Bernd Heier

Das Museum für Kommunikation Frankfurt ist dem Phänomen Beschleunigung auf der Spur.

Geschwindigkeit und Rekorde faszinieren. Das zeigte wieder die ausführliche Berichterstattung über den atemberaubenden Fallschirmsprung von Felix Baumgartner am 14. Oktober 2012. Die Frankfurter Allgemeine titelte „Ein Fall für die Ewigkeit“. Mit dem waghalsigen Sprung aus 39.045 Meter stellte der österreichische Extremsportler gleich fünf neue Weltrekorde auf: Es ist nicht nur der höchste Absprung von einem Ballon und der längste freie Fall ohne Stabilisierungsfallschirme (4 Minuten 20 Sekunden), sondern Baumgartner raste mit über 1.340 Kilometer zur Erde – es ist die grösste im freien Fall registrierte Geschwindigkeit. Der 43jährige durchbrach mit diesem riskanten Sprung als erster Mensch – nur mit einem Schutzanzug bekleidet – die Schallmauer. Der Extremsportler, der fünf Jahre für dieses sensationelle Ereignis trainiert hat, löste dabei sogar einen Überschallknall aus, den er allerdings selbst nicht hörte, da er ja schneller als der Schall war. Die Kosten für dieses Spektakel beziffern Experten auf rund 50 Millionen Euro.

Im Rausch der Geschwindigkeit

Breit wurde der Nutzen eines derartigen tollkühnen Wagnisses für die Forschung erörtert, gesundheitliche Aspekte spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle. Das war vor gut 175 Jahren ganz anders, als es um die Einführung der Eisenbahn ging, die damals gerade rund 40 Kilometer pro Stunde erreichte. Ernstzunehmende Mediziner kritisierten die „rasante Geschwindigkeit als unzumutbar für den menschlichen Körper“, schreibt Helmut Gold, Direktor des Museums für Kommunikation Frankfurt, im Vorwort des Begleitbuchs zur Ausstellung „Tempo Tempo! Im Wettlauf mit der Zeit“, die derzeit in der Mainmetropole zu sehen ist. Die Schnelligkeit der Zugfahrt löste Begeisterung und Furcht aus. Heftig wurde über das Für und Wider dieser technischen Errungenschaft debattiert. Auf jeden Fall brach mit der Einführung der Eisenbahn eine neue Epoche der Geschwindigkeit und Dynamik an.

Replika: Rocket Tyseley 1, Bildnachweis: Tony Hisgett, Birmingham, wikimedia commons cc Weiterlesen

Unbekannte Künstler

2012, November 2.

Eine künstlerische Aktion – angetroffen an der Frankfurter Grossbaustelle „Neue Altstadt“
(Foto: FeuilletonFrankfurt)