Frankfurter Ateliertage 2012: Gemeinschaftsatelier Lillie Khan und Yasuaki Kitagawa
Nein, wir sind hier in keinem Chemielabor, liebe Leserinnen und Leser, sondern in einem Künstleratelier, einem Atelier des Frankfurter Vereins basis, im erst im September dieses Jahres bezogenen Erdgeschoss des im Stadtteil Bornheim gelegenen Hauses Linnéstrasse 3, dem dritten des Vereins.
Das Künstlerduo Lillie Khan und Yasuaki Kitagawa (die Arbeit „Der Eintausend und Erste Kranich“ hatte uns bereits im Herbst 2011 begeistert, leider ist sie, obwohl wir insgeheim schon einen Platz für sie reserviert hatten, unverkäuflich) empfängt uns hier, die beiden unterbrachen eigens ihre Arbeit, bei der sie Kunstwerke aus Polyurethan-Harz fertigen. Man kann, muss aber nicht unbedingt die dabei entstehenden Dämpfe einatmen, deshalb legen die beiden, superstreng nach allen möglichen deutschen und europäischen Präventions-Richtlinien und absolut rein vorsorglich, Schutzmasken an. Und ausserdem befinden wir uns ja seit dem 11. 11, 11.11 Uhr in der „fünften Jahreszeit“, will sagen dem unvermeidlichen deutschen Karneval also, in welcher sich der Karnevalist nur ungern ohne Maskerade zeigt. Aber ob Lillie Khan und Yasuaki Kitagawa – in Persien bzw. Japan geboren – solchem Brauchtum frönen, bezweifeln wir doch sehr.
„Freeze free fall fool (5)“
Das Künstlerduo, das unter dem Namen „Aber/Nein“ auftritt, entwickelt und realisiert alle seine Projekte gemeinsam. In den Harz-Arbeiten werden Zeichnungen gleichsam zu Skulpturen transformiert. Lillie Khan hat ihre meisterlichen Zeichnungen mit Tusche auf Leinwand aufgetragen; die Zeichnungen werden auf Folie ausgedruckt und diese in gemeinsamer Arbeit in das Harz eingegossen. Es entstehen skulpturale, transparente Objekte von fantastischer Lichtwirkung.
Malerei von Lillie Khan:
Preussische Pickelhaube und Hermesflügel, ein Kastenzeichen vielleicht auf dem martialischen Helm und ein weiser Rabe auf der Schulter; in einer Birkenlichtung – das Wort Birke ist für alle Zeiten mit dem Begriff „Birkenau“ belastet – eine junge Frau, vielleicht in einem Konzentrationslager kahlköpfig geschoren; oder vielleicht auch ganz zeitgerecht glatzköpfig in heutiger Chemotherapie. Nein, so ganz heiter-unversehrt kommt der Besucher im Atelier nicht davon.
Lillie Khan, 1972 in Teheran geboren, studierte Medizintechnik in Giessen sowie persische Miniaturmalerei bei Professor Jazeeh Tabatabai in Paris und Professor Bahman Mohasses in Rom. Seit 1990 stellt sie europa- und weltweit aus, zuletzt in Kooperation mit Yasuaki Kitagawa bei der Fukushima Contemporary Art Biennale.
Yasuaki Kitagawa, 1968 in Tokio geboren, studierte an der Xi‘an International Studies University in China, an den Universitäten in Münster and Leipzig sowie an der Kunsthochschule Kassel bei Professor Alf Schuler, ferner an der Städelschule als Meisterschüler von Professor Tobias Rehberger. Auch Kitagawa stellte bereits vielfach in Europa sowie weltweit aus.
Das Künstlerduo öffnet sein Atelier im basis-Haus in der Linnéstrasse 3 auch am kommenden Wochenende, 24./25. November 2012, und präsentiert dort die in dieser Woche neu gegossenen Harz-Arbeiten. Dieses Mal ganz ohne Schutzmaske.
Abgebildete Arbeiten © die Künstler; Fotos: FeuilletonFrankfurt
→ Aus “Open Doors” werden “Frankfurter Ateliertage”