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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Kunst trifft Denkmal

Malerei von Klaus Straßheim im Steinbruch Michelnau

Eingebettet in die denkmalgeschützte Steinbruchlandschaft: Malerei von Klaus Straßheim

Es ist der diesjährige „Tag des offenen Denkmals“, also der 9. September 2012. Wir sind im Steinbruch Michelnau, einem Kleinod als Geotop und Biotop sowie als Denkmal der Industriekultur, unweit der Stadt Nidda am Rand des Vogelsbergs. Bildhauer schätzen seit langem den gut zu bearbeitenden „Michelnauer Tuff“, ein Basaltlavatuff von spezifischer violett-roter Farbe. Entstanden ist das Gestein im Tertiär, vor etwa 15 bis 17 Millionen Jahren, als Verfestigung der von einem Schlackenvulkan ausgeworfenen sogenannten vulkanischen Bomben, Aschen und Lapilli. Die typische Färbung ist ein Resultat späterer Eisenoxydation mit der Bildung von Hämatit. Eingebettet im grössten Vulkangebiet Mitteleuropas, dem Vogelsberg, ist das Gestein in Struktur und Farbe europaweit, nach bisheriger Erkenntnislage vermutlich sogar weltweit einzigartig.

Bislang allein auf der Osterinsel hat man ein ähnliches, wenn auch nicht gleichartiges Gestein angetroffen, aus dem der Pukao, also der Kopfschmuck (vielleicht handelt es sich auch um die Haartracht) der berühmten Moais, der Ahnen- oder Götzenfiguren der Insel, gefertigt wurde. Die aus einem anderen, grau-braunen Lavatuff geschnitzten Figuren sind bis zu 21 Meter hoch, der Pukao ist in der Regel rund zwei Meter dick und hat einen Durchmesser von bis zu vier Metern. Etwa 50 der rund 900 vorgefundenen Steinfiguren tragen diesen Pukao.

Moai mit Pukao; Foto: Margaretha Georg

Margaretha Georg übergibt Lothar Noll, dem Vorsitzenden der „Freunde des Steinbruchs Michelnau e.V.“, eine von der Osterinsel mitgebrachte Miniatur-Nachbildung eines Moai als Geschenk an den Verein

Der Michelnauer Steinbruch wurde erstmals 1846 in einer Niddaer Zeitung erwähnt, um 1990 kam der Abbau zum Erliegen. Seitdem hat eine an vielfältigen Arten reiche Natur das inzwischen als Geotop, Biotop und Industriedenkmal unter Schutz gestellte Gelände zurückerobert. Bemerkenswert – und deshalb mit den Gebäuden, Maschinen und Arbeitsgeräten einschliesslich des restaurierten Holz-Derrick-Krans als Gesamtanlage zum Industriedenkmal erhoben – die Abbauspuren der Schrämmaschinen an den Steinbruchwänden.

Malerei – wo könnte sie besser ausgestellt sein als in dieser Umgebung, wo sich Natur und Menschenwerk in einer friedvollen Weise begegnen?

Was für eine Ausstellungshalle! Einzigartig der Kontrast, aber auch das Zusammenspiel zwischen den Steinbruchwänden und Maschinen der an den Fels angebauten Sägehalle und den Gemälden des Ilbenstädter Künstlers Klaus Straßheim.

Der Anfang 2010 gegründete gemeinnützige Verein „Freunde des Steinbruchs Michelnau e.V.“ will das Natur- und Industrie-Denkmal schützen und erhalten und das Steinbruchgelände auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ferner plant er, in der Sägehalle ein kleines Museum zur Geschichte des Steinabbaus seit Mitte des 19. Jahrhunderts einzurichten. Besichtigungen sind nach vorheriger Verabredung möglich.

Fotos, soweit nicht anders bezeichnet: FeuilletonFrankfurt

 

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