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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

documenta 13 in Kassel (18)

Song Dong und sein Doing Nothing-Garten

Also – was ist das nun für ein Garten, in dem nichts zu tun ist oder der, anders übersetzt, nichts tut oder der das reine Nichtstun verkörpert?

Auf alle Fälle lüften wir ein weiteres Geheimnis aus den Anfängen unserer documenta-Berichte: Erinnern Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, noch an den etwas trostlos dreinschauenden Erdhügel auf der Karlswiese im Mai dieses Jahres? Er hat inzwischen sein Aussehen mächtig verändert in seinem grünen Pflanzenkleid, es darf auch ruhig einiges an Unkraut mit dabei sein. Übrigens – was heisst überhaupt „Un“Kraut? Was für eine Anmassung, einen Teil der Kräuter als „Un“Kräuter zu diskriminieren? Wer entscheidet denn darüber, was „Un“ ist und was nicht? Wir sind mitten in der Philosophie der diesjährigen documenta angekommen.

Nun besteht der rund sechs Meter hohe Hügel allerdings nur zu einem geringeren Teil aus Erde: Diese bedeckt nämlich einen grossen Haufen an Müll, Alltagsabfällen und Bauschutt, eigens für das Kunstwerk herangekarrt, gibt aber andererseits genug Raum und Nahrung für eine üppig wuchernde Vegetation. Was lehrt uns das? Vielleicht: aus Müll und Schutt kann doch noch etwas Gescheites werden, überlässt man es der Natur, sogar ganz von allein.

Man kann es aber auch anders sehen, wie Song Dong in einem Interwiew mit dem Hessischen Rundfunk bemerkte: „So sieht eben die Zukunft aus – aussen schön und innen verrottet. Wir sollten mal darüber nachdenken.“ Starke Worte.

„DAS, WAS UNGETAN BLEIBT, BLEIBT UMSONST UNGETAN, DAS, WAS GETAN IST, IST UMSONST GETAN, DAS, WAS UMSONST GETAN WIRD, MUSS TROTZDEM GETAN WERDEN“ (Neonschrift am Hügel)

Doing Nothing Garden, 2010 – 2012, Alltagsabfall und Bauschutt mit Pflanzen und Neonschrift, 700 x 3250 x 2350 cm, Courtesy der Künstler und The Pace Gallery, Peking


Grüner Hügel auch ohne Richard-Wagner-Festspiele: rechts in der Ferne das Orangerieschloss, links am Horizont grüsst im Campanile der Kirche Sankt Elisabeth Stephan Balkenhols „Mann im Turm“

Die Kasselaner mögen ihren neuen „Grünen Hügel“ – jedenfalls die einen; andere mögen ihn weniger, versperrt er doch von manchen Blickwinkeln aus die Sicht auf das Orangerieschloss; wieder andere nehmen Anstoss an dessem Inhalt.

Bauschutt, Erde, Vegetation: Erinnern wir uns an die Arbeit von Natascha Sadr Haghighian?

Song Dong wurde 1966 in Peking geboren. Er bestritt zahlreiche internationale Ausstellungen und nahm 2011 an der Biennale in Venedig teil. Der Künstler lebt und arbeitet in Peking.

Fotos: FeuilletonFrankfurt

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→ documenta 13

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