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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Hochschule für Gestaltung Offenbach: Rundgang 2012

Wie stets leider nur zwei, mit dem Freitagabend allenfalls zweieinhalb Tage währt der jährliche Rundgang durch die beiden Kunsthochschulen in Frankfurt und Offenbach, jetzt am Wochenende war der Weg zur von Präsident Bernd Kracke geleiteten Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) angesagt.

Beginnen wir mit einer Installation, die zu früheren Zeiten, als die Damen, um Ohnmachtsanfällen vorzubeugen, noch Riechtüchlein mit sich führten, Schock und Empörung ausgelöst hätte. Eine Installation der schon weit bekannten Künstlerin Laura Baginski, Trägerin des Hauptpreises der Darmstädter Sezession 2010, es ist ihre Diplomarbeit bei Professor Wolfgang Luy (Bildhauerei) mit dem verheissungsvollen Titel „Vulviva“. Ein Bronzeguss in der Turmruine der ehemaligen Offenbacher Schlosskirche direkt neben dem Campus. Man wünschte, die Arbeit könnte an diesem eindrucksvollen Ort der Öffentlichkeit zugänglich verbleiben.

Wenn wir jetzt einer Erfrischung bedürfen, begeben wir uns in die kultige – leider dem Abriss geweihte – Ölhalle am Hafen 2, wo uns neben manchen anderen Annehmlichkeiten ein Schwimmbad erwartet.

Zwei geräumige Bauschuttcontainer, schwimmbadmässig lackiert und mit klarem Wasser gefüllt, mit bequemen Einstiegen versehen, verbunden durch einen hölzernen Badesteg mit Liegefläche, ein grosses Badelaken hängt bereit, für weiteres Wohlbefinden sorgen zwei – künstliche – Rosenstöcke. Weiter stehen ein Boot und überdimensionierte sportgeräteähnliche Gegenstände bereit, eine an starken Trossen aufgehängte, schaukelartige Showbühne mit Scheinwerfern, Mikrofonständer und Verstärkeranlage, Heizstrahler, eine Bar lädt zum Drink ein, überall plätschern kleine Springbrünnchen, und dann … die lässig-komfortable Sitzgruppe, wie sie an allen und jeden Enden der Stadt vor den Szenelokalitäten anzutreffen ist.

Eine inspirierte, intelligent-ironische, wunderschöne Installation mit dem Titel „In vino veritas / Die Kunst geht baden“, eine Gemeinschaftsarbeit von Studierenden der Lehrgebiete Bildhauerei (Professor Wolfgang Luy) und Malerei (Professor Adam Jankowski) der HfG sowie der École d’Enseignement Supérieur d’Art de Bordeaux. Die Ideen lieferten Lutz Pillong und Sven Prothmann.

Unter den Malern fallen uns im HfG-Atelierhaus die raumhängenden grossformatigen Diplomarbeiten von Dirk Baumanns auf (der uns auch schon mal als leibhaftiger Flussgott im Main begegnete): „Gipfelsturm“ und „Nichts als Schall und Rauch“ lauten die Titel.

Beachtlich auch eine grossformatige Papierarbeit des Rundgang-Preisträgers Song-Neyo Lyoo mit dem Titel „Tanzen“:

Und immer wieder Lisa Klinger, die jetzt im achten Semester studiert und deren zärtlich-leise, fast scheue Malerei uns immer wieder anspricht. Im Folgenden vier Arbeiten aus der Serie „Schlafen, Spielen, Picknick…“:

Der Mensch im Umgang mit der Maschine – oder der Umgang der Maschine, der Technik mit dem Menschen? Zwei interessante Arbeiten von Dominik Gussmann, der im sechsten Semester studiert: „Maschinen“, es sind Drucke auf Holz.

Aus dem breiten Lehrspektrum der Hochschule in der bildenden und der angewandten Kunst mit den vier Fachrichtungen Kunst, Kommunikationsdesign, Medien sowie Bühnen- und Kostümbild konnten wir hier nur den Bereich Kunst und auch daraus lediglich einen kleinen Ausschnitt näher betrachten. Die elektronischen Medien dominieren das Ausstellungsgeschehen, interagieren mit den althergebrachten Techniken. Die alten Grenzen zwischen „freier“ und „angewandter“ Kunst werden unscharf, lösen sich auf.

Fotos: FeuilletonFrankfurt

 

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