Was tut Stephan Balkenhols „Mann im Turm“ der documenta 13 an?
„Kunst wird von Menschen für Menschen gemacht.“
„Kunst muss Konkurrenz aushalten.“
„Das Prinzip von Kunst ist die Freiheit.“
Stephan Balkenhol in der Pressekonferenz am 1. Juni 2012 in Kassel
„Die mild und still, aber beharrlich präsenten Skulpturen von Stephan Balkenhol sind Bilder des Zweifels, Zweifel nicht als narratives Motiv, sondern als Struktur der bildlichen Wirkweise. In seiner Kunst geht es nicht um die klare Richtung, sondern darum, durch präzise Vieldeutigkeit und Varianz des Bildlichen geistigen Spielraum zurückzugewinnen. Spielraum ist hier nicht mit Beliebigkeit zu verwechseln, sondern es geht um eine Art spielerischen Konzentrationsraum, einen anspruchsvollen bildlichen Vorstellungsraum, der andere, selbst erzeugte Imaginationen von innen erlaubt, anders als die auf neurophysiologische Überrumpelung von außen angelegte Bilderflut des informationellen Spätkapitalismus. Verkörpert in Holz, stellen sich Balkenhols Bilder des Zweifels gegen die Enteignung der individuellen Vorstellungskraft.“
Professor Matthias Winzen (aus seinem Beitrag zum Ausstellungskatalog)
„Die dOCUMENTA (13) widmet sich der künstlerischen Forschung und Formen der Einbildungskraft, die Engagement, Materie, Dinge, Verkörperung und tätiges Leben in Verbindung mit Theorie untersuchen, ohne sich jedoch Letzterer oder erkenntnistheoretischer Stilllegung unterzuordnen. Dabei handelt es sich um Gebiete, in denen Politisches untrennbar ist von einem sinnlichen, energetischen und weltgewandten Bündnis zwischen der aktuellen Forschung auf verschiedenen wissenschaftlichen und künstlerischen Feldern und anderen, historischen ebenso wie zeitgenössischen Erkenntnissen. Die dOCUMENTA (13) wird von einer ganzheitlichen und nichtlogozentrischen Vision angetrieben, die dem beharrlichen Glauben an wirtschaftliches Wachstum skeptisch gegenübersteht. Diese Vision teilt und respektiert die Formen und Praktiken des Wissens aller belebten und unbelebten Produzenten der Welt, Menschen inbegriffen. Die Teilnehmer der dOCUMENTA (13) decken ein weites Feld von Aktivitäten ab. Die meisten sind Künstler, aber manche kommen auch aus Bereichen der Wissenschaft, einschliesslich Physik und Biologie, Ökoarchitektur und organische Agrikultur, der Forschung nach erneuerbaren Energien, Philosophie, Anthropologie, ökonomische und politische Theorie, Sprach- und Literaturwissenschaften, einschliesslich Fiktion und Poesie. Sie alle tragen der dOCUMENTA (13) bei, in dem untersucht werden soll, wie verschiedene Formen des Wissens das Herz der aktiven Übung, sich die Welt neu vorzustellen, bilden. Was manche dieser Teilnehmer tun, und was sie in der dOCUMENTA (13) ‚ausstellen‘, mag Kunst sein oder auch nicht. Jedoch rufen ihre Taten, ihre Gesten, ihre Gedanken und ihr Wissen Umstände hervor, und werden wiederum von diesen Umständen produziert, die von der Kunst gelesen werden können – Aspekte, mit denen Kunst umgehen kann, und die von der Kunst aufgenommen werden können.“
Statement der Künstlerischen Leiterin der documenta 13 Carolyn Christov-Bakargiev (Pressemitteilung)
„Es wird hier keine künstlerische Repräsentation des Menschen geben.“
Carolyn Christov-Bakargiev
Was man noch lesen sollte:
„Kassel ist Australien“, Interview mit Carolyn Christov-Bakargiev in „Die Zeit“
„Über die politische Intention der Erdbeere“, Interview mit Carolyn Christov-Bakargiev in „Süddeutsche Zeitung“
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