Im Dialog: Elly Strik und Anke Röhrscheid
Poesie.
Die reine Poesie.
Elly Strik, Castration V, 320 x 205 cm, 2005
Elly Strik, Ophelia, 2002 bis 2008
Elly Strik, Ohne Titel, 1996
Anke Röhrscheid, o. T., 2010, Aquarell, Privatsammlung
Anke Röhrscheid, o. T., 2011, Aquarell, Privatsammlung
Anke Röhrscheid, o. T., 2011 bis 2012, Aquarell, Privatsammlung
„Die Arbeiten und die Hängung haben Museumsqualität“, stellte Professor Jean-Christophe Ammann zur Eröffnung der Ausstellung im ATELIERFRANKFURT fest. Dem ist nichts hinzuzufügen, ausser dass kein anderer als er selbst die Schau kuratiert hat.
Zwei begnadete Künstlerinnen treten in den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss, beide mit Papierarbeiten, jedoch mit sehr unterschiedlichen Positionen, in einen Dialog, der den Betrachter kaum mehr loslässt: Während uns Anke Röhrscheid mit ihren Aquarellen in Schwarz und Magenta auf eine Reise zu scheinbaren Urformen des Lebens in kosmische Weiten mitnimmt, führt und verführt uns Elly Strik in ihren sensiblen Arbeiten in Welten sinnlicher Weiblichkeit. Freya lässt grüssen als Liebes- und Todesgöttin. Tannhäuser im Venusberg, jedoch ohne Sündhaftigkeit und Verdammnis. Am Ende treffen sich die beiden Künstlerinnen im Kosmischen und Irdischen.
Elly Strik wartet mit einigen Grossformaten auf. Die bekannten Haarbüschel lassen an weibliche Erotik erinnern. Eros und Tod aber treffen sich im selben Raum. Ophelias Gesichtszüge, im anderen grossen Ausstellungsraum, lassen sich kaum erahnen, laden zu meditativer Betrachtung ein. In der Nähe das „Hexeneinmaleins“ – wunderbare, feinst ausgeführte Arbeiten von intensiver Suggestivkraft. Striks Bilder befinden sich in einem eigenartigen Schwebezustand zwischen Gleichzeitigkeit und Prozesshaftigkeit. „Sie fungieren als Spiegel der innerlich zerrissenen Menschheit, die auf der Suche nach der Möglichkeit zur Kongruenz zwischen dem Inneren und dem Äusseren ist“ (ATELIERFRANKFURT). Zum Betrachten sollte man einiges an Zeit mitbringen – an eigener Lebenszeit, es winkt reichlich Lohn.
Letzteres lässt sich auch von den Arbeiten Anke Röhrscheids sagen. Wir reisen mit ihr durch von allerlei Kobolden belebte Fabelwelten und blicken staunend hinein in ein Universum voller Geheimnisse. Sehen wir in frühe Zeiten einer beginnenden Schöpfung, sehen wir, wie sich aus Urstoffen und Urkräften Strukturen eines Werdens und Wachsens bilden? Fast magisch wirken die Farben Schwarz und Magenta. Die Künstlerin löst in ihrer besonderen Technik mit dem nassen Pinsel die Objekte aus dem schichtweisen Aufbau der Aquarelle heraus. Bewegungen entstehen in der Tiefe und aus der Tiefe heraus. Es sind Arbeiten von zugleich unglaublicher Schönheit.
„Es ist reine Poesie“, sagte Jean-Christophe Ammann. Wer wollte ihm dabei widersprechen?
Elly Strik, Der Anblick gibt den Engeln Stärke (4-teilig), 2007 bis 2010
Elly Strik, Hexeneinmaleins (2-teilig), 2012, Privatsammlung
Elly Strik,
The pink Tree, 2012
Schelpenliefde, 2012
ici-bas, 2009
Anke Röhrscheid, o. T., 2010 bis 2012, Aquarelle
Anke Röhrscheid, o. T., 2011 bis 2012, Aquarelle
Elly Strik wurde 1961 in Den Haag geboren. Sie studierte an der Akademie für Bildende Kunst ABK Minerva in Groningen und der Jan van Eyck-Akademie in Maastricht. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Brüssel.
Anke Röhrscheid, 1965 in Erfurt geboren, studierte von 1992 bis 1998 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule – mit dem Abschluss als Meisterschülerin bei Professor Hermann Nitsch.
Elly Strik (links) und Anke Röhrscheid in der Vernissage
„Verführung und Ekstase“, Anke Röhrscheid und Elly Strik, ATELIERFRANKFURT, bis 21. Juni 2012
(abgebildete Werke © die Künstlerinnen; Fotos: FeuilletonFrankfurt)