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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

„Preis zur Förderung Mainzer Bildender Künstler“ 2011

Text und Fotografien: Vera Mohr

Vor knapp 60 Jahren stiftete die Stadt Mainz, die 1962 ihr 2000jähriges Bestehen feierte, einen „Preis zur Förderung Mainzer Bildender Künstler“, der alle zwei Jahre vergeben wird. Der Kunstrat der Landeshauptstadt hat für 2011 vier Künstlerinnen und Künstler nominiert, die zur Zeit ihre Kunstwerke im Rathaus präsentieren. Am 16. Dezember wird der Preisträger verkündet, der ein Preisgeld von 5200 Euro erhält. Die Künstler wurden alle in Mainz geboren, doch nur die beiden männlichen Kandidaten leben in Mainz und Umgebung.

Anna-Lena Gremme, Bouleau de Rivière; Nest

Jüngste Teilnehmerin der Ausstellung ist Anna-Lena Gremme (geb. 1985), die an der Kunsthochschule Mainz und der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts ENSBA in Paris studierte. Sie thematisiert in ihren Arbeiten den Umgang des Menschen mit der Natur. Die in Paris lebende Künstlerin lässt den Besucher in einer durch einen Vorhang abgetrennten Koje mit ihrer romantischen Diaprojektion alleine, wo er auf eine Idylle aus Wald und Wiesen blickt. Dagegen lassen ihre Sammelbilder im Karteikasten den Wunsch des Menschen erkennen, die Natur und insbesondere nichtmenschliche Lebewesen zu ordnen und zu beherrschen, wobei er bei Bedarf gefühllos in die Natur des Tieres eingreift, wie das im Edelstahlkäfig gefangene Vogelnest demonstriert. Mit sehr unterschiedlichen Medien nähert sich Anna-Lena Gremme dem „ewigen“ Thema „Mensch und Natur“.

Erik Schmelz, Installation

Erik Schmelz (geb. 1976), der in Mainz lebt, beendete 2010 sein Studium an der hiesigen Kunsthochschule. Ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes (2006 bis 2009) nutzte er für zeitweilige Aufenthalte in Syrien und China. Im Rathaus präsentiert er eine Installation, die zum überwiegenden Teil aus Umzugskartons besteht und den Wandel signalisiert. Die Zeit zwischen Verlassen und Ankommen in der Wohnung / Heimat lässt sich scheinbar greifen, doch Gegenstände, die zu sperrig sind, um weggepackt zu werden, ragen aus der Pappe und zerstören die Illusion eines geordneten Zustandes.

Am eindringlichsten nutzt Ulli Böhmelmann (geb. 1970) den ihr zur Verfügung gestellten Raum. Die zarten, aus Zigarettenpapier gefertigten Papierstreifen hat sie zu zwei raumhohen Kegeln geordnet, die jeweils einen gegenläufigen kleineren beherbergen. Die speziell auf die Raumsituation reagierende Installation soll der gedrückt wirkenden Atmosphäre entgegenwirken und dem Raum mehr luftige Höhe verleihen. Schon beim kleinsten Windhauch reagieren die Streifen und gewähren dem Besucher den Durchblick – was in einem Rathaus nicht das Schlechteste ist. Böhmelmann studierte an der Hochschule für Künste in Bremen. Sie lebt und arbeitet in Köln.

Noch bis zum 17. Dezember 2011 sind die Kunstwerke im Foyer des Mainzer Rathauses zu sehen (feierliche Preisübergabe am Freitag, 16. Dezember, 17.00 Uhr).

PS: Die Jury hat den Preis inzwischen Erik Schmelz zuerkannt. Begründung:

„Erik Schmelz stellt unseren alltäglichen Lebensraum in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit. Dabei dekonstruiert er auf ironische Weise jene Dinge, mit denen wir unser Zuhause definieren. Der Betrachter wird mit der Frage konfrontiert, was Raum eigentlich ist und was übrig bleibt, wenn alle Dinge im Raum ,weg-geordnet’ sind.“

Autorin und FeuilletonFrankfurt gratulieren!

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