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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Oktober, 2011

Zeitgenossen (3)

2011, Oktober 16.

Karl, © habust

„L’Étoile“: Opéra bouffe von Emmanuel Chabrier an der Oper Frankfurt

2011, Oktober 15.

Musik: vital, elegant –
Libretto: skurril, grotesk, aktuell

von Renate Feyerbacher

Immer wieder sind Stücke von Emmanuel Chabrier im Radio zu hören. Ein französischer Komponist, schöne Musik, klassisch-leicht. Wer war dieser Komponist?

Die Erstaufführung von „L’Ètoile“ – Der Stern – am hiesigen Opernhaus macht ihn bekannt.

Ein fleissiger Beamter und genialer Komponist

Emmanuel Chabrier (1841 bis 1894) war Jurist und arbeitete bis zu seinem 39. Lebensjahr im französischen Innenministerium. Aber schon früh hatte er auch Musik studiert, allerdings nicht am Pariser Konservatorium wie die anderen grossen Komponisten des Landes. Und er spielte gut Klavier, obwohl er kleine, dicke Finger hatte. Er bewunderte Wagners Werke und reiste zu Aufführungsorten seiner Opern, auch nach Bayreuth.

Er war Freund der Impressionisten, die ihn in Gemälden verewigten (Edouard Manet, Edgar Degas, der Realist Henri Fantin-Latour, Édouard Detaille), nicht weil er schön war. Im Gegenteil: Chabrier war klein, beleibt und gedrungen, aber er war witzig, humorvoll. Ein Mensch, der die Aktenberge vergass und im Café zum Mittelpunkt wurde. Ein sogenannter Bonvivant, ein Lebemann, der Essen und Trinken und schöne Frauen schätzte.

Seine Komponisten-Kollegen (Claude Debussy, Maurice Ravel, Eric Satie und Francis Poulenc und sogar Igor Strawinsky) huldigten ihm.

L’Étoile“ – nicht nur ein astrologischer Spass

Mit dieser Opéra bouffe, die 1877 im Théâtre des Bouffes-Parisiens uraufgeführt wurde, in dem auch Offenbachs Operetten gespielt wurden, konnte Chabrier einen ersten grossen Erfolg verbuchen. Da war er noch Justizangestellter. Drei Jahre später quittierte er den Dienst, verschrieb sich ganz der Musik und verdiente sein Geld als Chordirigent, als Korrepetitor und als Sekretär einer Konzertgesellschaft.

Dramaturg Zsolt Horpácsy hält „L’Étoile“ für „eines der originellsten Beispiele der Belle Époque“. Es ist jene Zeit, die nach dem deutsch-französischen Krieg (1870/71) begann. Es herrschte Frieden. Aber die „Schöne Epoche“ in Europa war natürlich nur für bestimmte Kreise schön, für das mittlere und gehobene Bürgertum. Die Kultur erlebte einen grossen Aufschwung. In den Cafés, Ateliers, Salons trafen sich die Künstler. 1914 endete diese Friedenszeit mit den 1. Weltkrieg.

Christophe Mortagne (König Ouf I., auf dem Sessel sitzend) sowie Tänzer und Chor der Oper Frankfurt; Oper Frankfurt, Foto: © Wolfgang Runkel Weiterlesen

Absolventenausstellung 2011 der Städelschule “ENCORE” im MMK-Zollamt / 2

2011, Oktober 14.

Das von vielen vielerorts und oft genug totgesagte Tafelbild – es lebt! Immer noch – und von manchen wiederentdeckt – stellt es diejenige Form künstlerischen Schaffens dar, die von einem breiteren Publikum mit dem Begriff „Kunst“ am häufigsten und engsten konnotiert wird.

„Überraschender Weise“, stellt denn auch Städelschul-Rektor Nikolaus Hirsch fest, „sind in diesem Jahr vor allem malerische Positionen vertreten, die zu gut einem Drittel die facettenreiche Gruppenausstellung ausmachen“.

Mit gleich sechs Arbeiten stellt beispielsweise Alfred Boman eine breite Palette an Malerei in mixed media-Technik zur Diskussion. Dabei schraubt er auch schon mal metallene Winkelstücke sichtbar auf den Holzrahmen und versieht diesen mit einer verspielten Applikation.

Alfred Boman, Cold mom, 2011, mixed media painting, 100 x 140 cm Weiterlesen

Absolventenausstellung 2011 der Städelschule “ENCORE” im MMK-Zollamt / 1

2011, Oktober 13.

Zum achten Mal, und bereits zum dritten Mal im MMK Zollamt, präsentiert die Staatliche Hochschule für bildende Künste – Städelschule – in Frankfurt am Main Arbeiten eines Absolventenjahrgangs, heuer des Jahres 2011. Werke von 32 jungen Künstlerinnen und Künstlern aus den Klassen der Professorinnen und Professoren Judith Hopf, Christa Näher, Willem de Rooij, Douglas Gordon, Michael Krebber, Simon Starling und Tobias Rehberger sind zu sehen.

Die Namen:

Patrick Alt, Agassi Bangura, Andrea Bellu, Viola Bittl, Lukas Bohnenstengel, Alfred Boman, Max Brand, Carolin Bühler, Milena Büsch, Annabell Chin, Murray Gaylard, Giorgio Giusti, Dominik Gohla, Sandra Havlicek, Jonas Jensen, Danny Kerschen, Yasuaki Kitagawa, Daniela Kneip Velescu, Annina Matter, Ruairiadh O’Connell, Sabine Rak, Marcel Schiele, Sarah Schoderer, Dan Starling, Beatrice Steimer, Tomislav S. Vukic, Jonas Weichsel, Paul Wiersbinski, Leo Wörner, Naneci Yurdagül und Silja Yvette.

FeuilletonFrankfurt stellt wie jedes Jahr einige dieser Arbeiten vor und muss sich dabei allein schon aus Platzgründen erneut auf eine Auswahl beschränken, die ebenso subjektiv und ungerecht ist wie alle Auswahlen dieser Welt.

Beginnen wir mit dem diesjährigen Gewinner des vom Städelschule PORTIKUS e. V. gestifteten, mit 2000 Euro dotierten Absolventenpreises, also Max Brand (Klasse Michael Krebber). Der Titel seiner Arbeit lautet „ton steine scherben, art world is lacking warmth, dann geh zum arzt“ (2011).

Die Begründung der Jury (Claudia Orben-Mäckler, Städelschule Portikus e. V., Susanne Gaensheimer, MMK-Direktorin, Professor Nikolaus Hirsch, Rektor der Städelschule und Willem de Rooij, Professor für freie Kunst, Städelschule):

„Die Jury befand die Präsentation des Künstlers Max Brand am stärksten. Sie bringt sowohl im Detail als auch im Ganzen eine Haltung zum Ausdruck, die ein gesellschaftlich überkommenes Bild des Kunstschaffens und des Künstlers thematisiert und in Frage stellt.“

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Rheingau Literatur Preis 2011 für Josef Haslinger

2011, Oktober 12.

Jáchymov – Heilbad und Gulag

von Renate Feyerbacher

Das diesjährige Rheingau Literatur Festival „WeinLese“ endete am 25. September 2011 mit der Preisverleihung an den österreichischen Schriftsteller Josef Haslinger. Im Kaminsaal von Schloss Vollrads nahm der Autor für „Jáchymov“ – eine romanhafte Biografie des tschechoslowakischen Eishockeytorwarts Bohumil Modrý – das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro und 111 Flaschen besten Rheingau-Rieslings entgegen.

Zuvor hatten Michael Herrmann, Intendant und Geschäftsführer des Rheingau Musik Festivals, und Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, über das Festival „WeinLese“ und die noch laufende Weinlese gesprochen. Die informative Laudatio hielt Professor Heiner Boehncke, der künstlerische Leiter des Rheingau Literatur Festivals und Vorsitzende der Jury, die den Preis verleiht.

Heiner Boehncke, Josef Haslinger, Michael Herrmann Weiterlesen

Zeitgenossen (2)

2011, Oktober 11.

Hedwig, © habust

Zeitgenossen (1)

2011, Oktober 10.

 

Knut, © habust

Biennale Arte Venedig 2011 (7): Ayse Erkmen und ihr „Plan B“

2011, Oktober 8.

Das, was man in der kapitalistischen Welt für ein sogenanntes Geschäftsmodell hält, sieht anders aus als der „Plan B“ von Ayse Erkmen: Die in Frankfurt am Main nicht nur aus der Zeit ihrer Professur an der Städelschule oder von ihrer Aktion „Shipping ships“ wohlbekannte Künstlerin pumpt Wasser aus einem der Kanäle Venedigs, reinigt es in einer zu riesigen Dimensionen erweiterten Wasseraufbereitungsanlage und führt es anschliessend wieder in das brackige Nass, dem Venedig Weltruhm wie Touristenströme verdankt, zurück, anstatt es dem in sommerlicher Hitze dürstenden Publikum zu verkaufen. Ort des Geschehens ist eine der Hallen der Arsenale. Erkmen vertritt mit ihrer skulpturalen Grossinstallation das Land Türkei auf der diesjährigen Biennale.

Ayse Erkmen wird die von ihr gemietete, liebevoll in den Farben Violett, Pinkrot, Grün und Türkis lackierte Anlage nach Beendigung der Biennale dem Eigentümer zurückgeben. Weiterlesen

Club statt Galerie: Jennifer Gelardo und Jördis Hille im 1822-Forum

2011, Oktober 5.

Das 1822-Forum wird zum Club „Black Dice“ – jedenfalls zur Vernissage und an den kommenden Freitagen. Forum-„Hausherr“ Max Pauer im schwarzen Zweiteiler mit Krawatte macht keinen Hehl daraus, dass es ihm ernst damit ist, und erteilt seine Anweisungen. Und mit dem korrekt frisierten Türsteher (pardon Doorman) sollte man besser keinen Streit beginnen. Auch die Dame vom Protokoll mit den Listen der Clubmitglieder und Angemeldeten scheint sich nicht unbedingt auf’s Scherzen bei der Frage zu verstehen, wer hinein darf und wer nicht. Weiterlesen