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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

20 JAHRE MUSEUM FÜR MODERNE KUNST FRANKFURT AM MAIN (3)

Nam June Paik: One Candle

„And it seems to me, you lived your life like a candle in the wind
Never knowing who to cling to when the rain set in
And I would have liked to know you, but I was just a kid
Your candle burned out long before your legend ever did

Auch diese Assoziation stellt sich sofort ein; die Erinnerung an die weltweit bekannte Ballade „Candle in the wind“ von Elton John und Bernie Taupin, in erster Fassung aus dem Jahr 1973, eine Hommage an das Leben der Marilyn Monroe. Das ist aber jetzt ein wenig kitschig, hören wir schon einen furchtbar klugen Zwischenruf. Na und wenn schon, warum denn nicht? Nam June Paik wird die Ballade gewiss gekannt haben; ob sie den Künstler inspiriert haben mag, wissen wir nicht.

Die brennende Kerze – als Vanitas-Symbol immer schon in der Kunst Metapher für vergängliches Leben. Brennende Kerzen gehören seit jeher zur christlichen und jüdischen Tradition. Das stille Licht verbindet sich wie von selbst mit asiatisch-meditativer Kultur. Nam June Paik war geprägt auch vom Zen-Buddhismus.

Eine brennende Kerze wird von einer Videokamera aufgenommen, die an Videoprojektoren angeschlossen ist. Diese wiederum projizieren das Aufgenommene an eine Wand. Der Betrachter erlebt zeitgleich das originale Geschehen wie auch dessen videotechnisches Abbild – ein Aufruf zu Besinnung und kritischer Reflexion der überbordenden Bilderflut der Massenmedien. Erlischt die Kerze, so verschwindet auch das Abbild. Die Technik ist der Natur nachgeordnet.

Wir finden diese unendlich schöne Arbeit in der Jubiläumsausstellung des MMK, im MainTor-Gebäude, Ebene 1.

One Candle, 1988, Videokamera, Videoprojektoren, Video-Distribution-Amplifier, Stativ, TV-Monitor, Kerze

„Dies ist das erste Werk, in dem ich eine Kerze mit einer TV-Projektion kombiniert habe. Der Schatten einer Kerze ist immer sehr poetisch … besonders die Flamme, die nie vergeht. Können wir diese jahrtausendalte Technologie überhaupt elektronisch verbessern oder gar verschönern?“

Nam June Paik (am 22. November 1988; Quelle: MMK)

Nam June Paik, 1932 in Seoul geboren, ist am Frankfurter Museumsufer mit seiner Skulptur „Pre-Bell-Man“ vor dem Museum für Kommunikation prominent vertreten. Paik, zunächst Komponist,  gilt als Wegbereiter der Videokunst. Von 1979 bis 1996 war er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Er nahm an den documenta-Ausstellungen 6 und 8 in Kassel teil. 1993 erhielt er auf der Biennale Venedig einen Goldenen Löwen. Paik verstarb 2006 in Miami.

(Fotos: FeuilletonFrankfurt)

→  20 Jahre Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main (5)

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