Tomas Saraceno im zweiten Ausstellungsblock 2011 des Atelierfrankfurt
War der diesjährige erste Ausstellungsblock im Atelierfrankfurt im Schwerpunkt Marcel Bühler gewidmet, so stehen im Mittelpunkt des zweiten Blocks jetzt Arbeiten von Tomás Saraceno, der im gleichen Haus auch sein Atelier unterhält und dessem Werk die 53. Biennale 2009 in Venedig eine der zentralen Hallen des Palazzo delle Esposizioni gewidmet hatte.
Saraceno positioniert seine bekannten sphärischen, fein strukturierten Gebilde, an Gummilitzen aufgehängt und verspannt, im Raum. In den Ausstellungsräumen des Erdgeschosses im Atelierfrankfurt betreibt der Künstler unter der Projektkoordination von Corinna Bimboese ein „verlängertes, temporäres Studio, eine Art Laboratorium, dem kein festes Ausstellungskonzept zu Grunde liegt, in dem produziert, experimentiert und geforscht wird“ (Atelierfrankfurt). So verändert sich auch die Ausstellungssituation in den Wochen bis zum 16. Juni 2011 fortlaufend. Der klassische „White cube“ verwandelt sich in ein offenes, belebtes Atelier.
Saraceno, der neben den Künsten auch Architektur studierte, untersucht in seinen Arbeiten Möglichkeiten für zukünftige, futuristische Lebenswelten
. Er entwickelt spinnennetzähnliche Konstruktionen, die unter Nutzung geometrischer Muster und Strukturen hohe Gewichte zu tragen in der Lage sind. In seinen neueren Werken schliesst er seine filigranen netzartigen Kugeln in transparente, von Gläsern umschlossene Strukturen ein: materialisierte Modelle möglicher Utopien für eine ferne Zeit, in der alles irdische Leben verglüht sein wird, wenn sich die Sonne in einigen Milliarden Jahren zu einem Roten Riesen aufgebläht haben und die Erdkruste gänzlich geschmolzen sein wird.
Nun, da wir Gegenwärtigen solches nicht für die Spanne unserer Lebenszeit zu befürchten haben, fällt es uns umso leichter, uns an derartigen Modellen und Utopien zu erfreuen.
Wir sprachen von einem offenen, lebendigen Atelier: In einem der Räume des Erdgeschosses baut Tomás Saraceno eine „Späre“, einen Gegenstand, der etwa einem kleineren Heissluftballon ähnelt. Dieses rund drei Meter an Breite messende Objekt wird, mit Helium gefüllt und mit Solarzellen bestückt, an einem Seil über dem Gebäude aufgelassen und dort schweben.
Jedem, der aus welchen Gründen auch immer nicht zur Biennale nach Venedig reisen kann, sei empfohlen, regelmässig beim Atelierfrankfurt in der Hohenstaufenstrasse vorbeizuschauen und sich vom Stand der künstlerischen Aktivitäten zu überzeugen.
Tomás Saraceno vor einer seiner „Biosphären“ während der Ausstellung „Tales of Resistance and Change. Artists from Argentina“ im Herbst 2010 im Frankfurter Kunstverein
Ebenfalls noch bis zum 16. Juni 2011 im Atelierfrankfurt zu sehen: Arbeiten von Eva Weingärtner („Zwischen zwei“), Sascha Boldt („Take it or leave it!“), Katrin Trost („m1 + d1 = 1 [meins plus deins gleich eins]“), Scott Redford und Andreas Rohrbach („bowl and hole“).
(Fotos: FeuilletonFrankfurt)