Wieder eröffnet: Kunstverein Familie Montez
MARIOLA BRILLOWSKA & CLASS
Von Erhard Metz
Am 5. Mai 2011 war es soweit: Familie Montez-Chef Mirek Macke eröffnete die erste Ausstellung im renovierten Gebäudekomplex, selbstverständlich mit einem prominenten Gast: Mariola Brillowska, Professorin an der Hochschule für Gestaltung HfG Offenbach.
Das war’s dann – so hörte man es damals aus mehr oder weniger berufenem Munde, als die Frankfurter Bauaufsicht im Spätherbst vergangenen Jahres – aus einer Reihe von formalen Gründen – sozusagen „den Laden dicht machte“: der Laden, das war und ist der Kunstverein Familie Montez e. V. in der alten Gemüsehalle im „kleinen“ Frankfurter Rotlichtviertel Breite Gasse.
Nun, das war’s eben nicht. Man empörte sich nicht einmal sonderlich, sondern schritt sofort beherzt zur Tat, allen voran Mirek Macke, im Glauben stark an die Wiedergeburt der Familie Montez – gegen all die skeptischen Häretiker und Unkenrufer. Hilfs- und vermittlungsbereit zeigte sich auch das Frankfurter Kulturamt. Wie es weiterging, hat FeuilletonFrankfurt laufend dokumentiert. Eine grosse Kunstauktion zur Finanzierung der notwendigen Umbaumassnahmen brachte Mitte Dezember einiges an Geld ein. Nun ist es geschafft, aber die Kasse ist jetzt leer …
Mariola Brillowska und Montez-Chef Mirek Macke am Eröffnungsabend, überstrahlt von einer Videoprojektion
Chic geht es zu im neugestalteten Montez. Da kann man Mirek Macke und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern herzlich gratulieren. Und mit Mariola Brillowska und ihren Studierenden als Gastkünstlerin hat der Club eine ausgezeichnete Wahl für seine Wiedereröffnung getroffen.
Zu sehen sind ein knappes Dutzend Videos, überwiegend Zeichentrickfilme der Künstlerin selbst und ihrer Schülerinnen und Schüler. Die Arbeiten haben alles zum Thema, was Kunst seit jeher bewegt: Geburt und Leben, Liebe, Sex, Gewalt und Tod. Ruhige, stilllebenartige Sequenzen wechseln mit Szenen von atemberaubendem Tempo. Die Stilmittel schliessen Pop und Slapstick, Trash und selbst Kitsch ein. Es flimmert und gaukelt, hastet und ruckelt, quietscht und quillt aus den Beamern – stets auf hohem Niveau. Bei allem oft bitteren Ernst ist fast immer auch eine durchaus kräftige Prise Ironie, Witz und Humor mit von der Partie.
Wir raten unseren Leserinnen und Lesern, ein oder zwei Stunden ihrer Lebenszeit diesem furiosen wie sehenswerten Spiel zu widmen – es können gerne auch drei sein. Die Schau läuft nur bis zum 29. Mai 2011, geöffnet ist der Club donnerstags und samstags von 20 bis 23 Uhr.
Mariola Brillowska, 1961 in Zoppot geboren, studierte von 1985 bis 1991 an der Hamburger Hochschule für bildende Künste Freie Kunst. Seit 2005 ist sie Professorin für Zeichnen und Illustration und seit einigen Jahren zusätzlich für Performance und Zeichentrickfilm an der Hochschule für Gestaltung HfG in Offenbach. 1991 erhielt Brillowska den Grand Prix der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Ihre vielfach preisgekrönten Arbeiten geniessen international hohes Ansehen.
Mariola Brillowska, wiederum im Lichtspiel einer Videoprojektion, vor ihrem Auftritt im Kunstverein Familie Montez
(Fotos: Erhard Metz)