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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Reisen: Myanmar / 4

 

Eine Reise durch Myanmar / 4

Text und Fotos: © Ingrid Malhotra

Wir waren unterwegs von Mandalay nach Sagaing, mit einem kaputten Reifen im Kofferraum und einem unzuverlässig wirkenden solchen auf der Achse. Die Erleichterung war gross, als wir bei der Reifenwerkstatt ankamen, ohne unterwegs liegen zu bleiben. Und ich empfand die Werkstatt natürlich auch als mindestens ebenso bedeutende Sehenswürdigkeit wie all die vielen Stupas und Pagoden!

Sie hatte nicht so richtig viel Ähnlichkeit mit den Werkstätten, an die wir uns hier gewöhnt haben. Als ich noch ein Kind war, brachte mein Vater gelegentlich seinen Wagen in eine Werkstatt, auf deren hinterstem Hof es so ähnlich aussah, aber heute würde sie wahrscheinlich sofort vom TÜV oder so etwas geschlossen. Aber der Reifenwechsel klappte einwandfrei – auch ohne chicen Empfangsbereich und Glaspalast.

Apfelsack statt Futtersack

Weit war es nicht mehr nach Sagaing, einem Hügel, der als bedeutendes buddhistisches Zentrum in Burma von Unmengen Stupas und Pagoden übersät ist.

Sagaing, Pagodenlandschaft

Wir haben uns auf die Umin-Thonze-Pagode konzentriert, die auch wirklich sehr ungewöhnlich aussieht. In einem weiten Halbrund sitzt eine endlos wirkende Reihe identischer Buddhas. Ich habe nirgendwo sonst eine auch nur annähernd ähnliche Anlage gesehen.

Sagaing, Aussen- und Innenansicht

Aber warum hat man ausgerechnet auf der Pagodenterrasse einen Sendemast errichtet???

Übrigens war ich überrascht zu hören, dass auch Sagaing einmal Hauptstadt von Burma war – allem Anschein nach fanden die alten Burmesen es chic, alle paar Jahre die Hauptstadt zu wechseln, Ava, Bagan, Mandalay, Sagaing, Amarapura – für ein Land mit einer so verhältnismässig jungen Geschichte recht beachtlich. Allerdings war die Geschichte auch ziemlich wild!

Die Autorin in einem Tempel in Sagaing

Und seit 2005 gibt es schon wieder eine neue Hauptstadt: Pyinmana, ungefähr 320 km nördlich von Rangun.

Nach der Besichtigung machten wir erst einmal Mittagspause in einer „Raststätte“. Was auf den Tisch kam, wirkte noch exotischer als sonst. Aber in der Nähe fand sich erfreulicherweise ein Obststand, wo ich wundervolle Bananen und grüne Kokosnüsse kaufen konnte.

Raststätte; scharfes Mittagessen

Jetzt schauten wir noch bei einem Silberschmied hinein. Hier wurde nichts gegossen ausser den Grundformen, die in grosser Zahl benötigt wurden. Ansonsten wurde gehämmert, getrieben, punziert, geschnitten – und die Resultate waren wunderschön.

Detail einer Silberschale

Leider waren die schönsten auch etwas zu schwer für’s Fluggepäck. Aber ein kleiner Buddha musste mit für meine Sammlung. Seltsamerweise hatte er keinen menschlichen Mund, sondern eine Affenschnauze, was ich zunächst für einen Fehler hielt. Ich bat also darum, das zu ändern. Aber die Silberschmiede erklärten, dass bei ihrem Stamm, den Rakhaing, der Buddha immer so dargestellt würde und dass eine Änderung eine Verfälschung wäre.

Naja. Er gefällt mir trotzdem sehr.

Dann fuhren wir weiter nach Monywa, wo wir im Win Unity Hotel übernachteten. Win Unity – Gewinne Einigkeit – eigenartiger Name für ein Hotel. Am nächsten Morgen ging es mit dem Boot über den Chindwen – wobei man sich beim Anblick der Anlegestelle und der Fähre durchaus nicht vorstellen konnte, wie das Auto jemals auf die andere Seite des Flusses kommen sollte – aber es ging. Ich bin aber vorsichtshalber vorher ausgestiegen …

Fährhafen

Wir fuhren zu einem Berg, in den wir hinein gingen, denn der ganze Berg ist ausgehöhlt und, ja, geschnitzt, zu Höhlen, Tempeln, Treppen, Skulpturen. Zunächst fühlt man sich an Petra erinnert. Aber das sind hier ganz andere Dimensionen! Und die Anlage wird immer noch für religiöse Zwecke genutzt.

Anfangs denkt man gar nicht, dass etwas Besonderes zu sehen ist. Gut, wenn man aus dem Auto aussteigt, bemerkt man die Darstellung eines grossen Elefanten, der in die Felswand geschnitten ist.

Eingang zum burmesischen Petra

Dann geht man durch schmale Durchgänge und viele, viele Treppen hinunter

und findet eine ganze Stadt vor, mit Hausfassaden unterschiedlichster Grösse und Gestaltung, mit Buddhafiguren,

mit Nat-Heiligtümern, mit Tempelräumen,

mit witzigen Skulpturen.

Erwischte Einbrecher

Und alles bunt bemalt und mit Blumen geschmückt.

Eine alte Tür

Wenn man wieder hinausgeht, landet man dann noch in einer langen schmalen Höhle, in der ein sehr, sehr langer Buddha liegt – man kann ihn einfach nicht fotografieren. Und dann wird man von den Affen überfallen.

Die wollen Erdnüsse, und zwar schnell. Und während man noch versucht, ihnen zu zeigen, dass man keine Erdnüsse hat, wachsen plötzlich alte Frauen und Kinder regelrecht aus dem Boden, um dem unbedarften Touristen Erdnüsse zu verkaufen.

 

⇒ ⇒ ⇒ Reisen: Myanmar / 1

⇒ ⇒ ⇒ Reisen: Myanmar / 5

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