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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Pisa von innen (23, Schluss)

Pisa von innen
Eine authentische Erzählung

von © Salias I.

Dritter Teil (23, Schluss)

NAT-Fachkonferenz

30.4.8,  NAT-Konferenz: Die kleine Runde unserer Physik- und Chemie-Kollegen sitzt zusammen, verwaltet die Stundeneinsätze für das kommende Schuljahr, organisiert Anschaffungen, plagt sich mit bürokratischen Antragspapieren zur „Lizenzierung zur Europaschule in Hessen“ ab, muss sich dazu erniedrigen, zu überlegen, was Controlling im naturwissenschaftlichen Unterricht bedeuten soll, und – unter Verschiedenes – endlich befasst sie sich mit meinen Anträgen auf Niveausenkung.

ad 1) In der Stundentafel der FOS ist neuerdings von den drei Unterrichtsstunden Physik eine Stunde gekürzt worden, und daraus folgt, dass wir das Niveau senken müssen – obwohl der Lehrplan unverändert geblieben ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Unverantwortlichkeit des Kultusministeriums weiterzugeben an die Hochschulen, die dann eben schlechter gebildete Studenten bekommen. Hauptsache, die Fachoberschüler bekommen ihren Abschluss und dürfen studieren, und wenn sie in der Hochschule versagen, ist das nicht unsere Schuld. Also, da wir ohnehin in der Physik kürzen mussten, warum nicht auch in der Chemie? Weg mit dem chemischen Rechnen!

ad 2) Sollen wir die Mittlere Reife vergeben ohne eine einzige Reaktionsgleichung? Oder nur mit Wortgleichungen, ohne Symbole?

Die Kollegen sträuben sich – aus guten Gründen: Wir nehmen ja schon darauf Rücksicht, dass die Schüler so gut wie kein Vorwissen mitbringen, und so fangen wir ganz von vorne an, bevor wir aufbauen. Einen gewissen Anspruch müssen wir aufrecht erhalten und Leistungen einfordern. Wenn aber Schüler nichts dazu lernen, weil sie sich lieber mit anderen Dingen beschäftigen, dann dürfen wir deshalb das Niveau nicht noch mehr senken. Wenn wir der Faulheit nachgeben, wo wollen wir da enden? Außerdem wollen wir den Berufsfachschülern, die den Bildungsweg weiter gehen wollen, die Zukunft nicht dadurch verbauen, indem wir in den unteren Schulformen so tun, als wären die das Ende aller Bildungsversuche. Natürlich ist es für die meisten Schüler das Ende. Aber hin und wieder gibt es den einen oder anderen, der sich doch noch höher reckt, die Fachhochschulreife oder das Abitur anstrebt. Wenn wir unten keine Grundlagen mehr legen, haben diese Schüler so gut wie keine Chance mehr.
Das abschlägige Votum der Konferenz trage ich mit, weil es vernünftig ist.

Der Vorsitzende, Kollege M, beschließt die Konferenz, die sich nun im Geplauder auflöst; auch ich will nach Hause, aber ich spüre in mich, dorthin, wo etwas niedergeschlagen ist: Da sitzt ungelöst der Frust, nicht nur von mir, sondern von ganzen Klassen der Verlorenen, immer neue Klassen, immer neue Hoffnungsträger, die bei uns ihren Mut, ihre letzten Chancen, ihre Zukunft verlieren, immer neue Klassen Verlorener, welche Traurigkeit. Und leise gebe ich meiner Traurigkeit Worte: „Was aber, wenn wir so weitermachen wie bisher? Alle quälen sich, die Schüler, die Lehrer, und wie man sieht, führt es auch zu nichts als Misserfolgen. Dabei habe ich ja alles mögliche versucht, Schülerexperimente, dann die Methodenkiste, Druck, weniger Druck, und in der 11 X1 habe ich jetzt 11 Fünfer, 3 Sechser, in der 12 E0 12 Fünfer, 3 Sechser. Wie kann ich das verantworten?“
Die Kollegen sind betroffen, weil alle das Problem haben: Es ist schon fast normal, dass wir Klassenarbeiten wiederholen müssen, weil wir über 50% Fünfer und Sechser haben; und es ist bekannt, dass es vom Wiederholen kaum besser wird. Physik, Chemie, Mathe sind die Fächer, an denen allzu viele scheitern. Allein der Kollege P, der abwesend ist, scheint viel bessere Schüler zu haben.
„Der Kollege P, der in der 10 BF E0 Physik unterrichtet, hat keinen einzigen Schüler gemahnt“, berichte ich. „Ich dagegen habe die halbe 10 E0 in Deutsch gemahnt. In der 10 haben sie alle gute Physiknoten, in der 11 haben sie in Chemie plötzlich Fünfen und Sechsen. Wie kann ich das rechtfertigen?“
Kollege M zieht einen Ordner aus dem Regal: „Her mit dem neuen Lehrplan der BFS! Vielleicht hilft der uns?“

Wir studieren die offizielle Verordnung der zwischenzeitlich wegen hoffnungsloser Unfähigkeit abgetretenen Kultusministerin.
Die einzigen Anhaltspunkte, die wir finden in diesem BFS-Lehrplan Naturwissenschaft, Kursthema 11.1: „Lebendige Organismen und technische Systeme“, sind die „Kompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler betrachten Maschinen und Organismen unter dem Gesichtspunkt komplexer Funktionseinheiten, ordnen Eingangs- und Ausgangsgrößen wie Stoffe, Energien und Signale zu und quantifizieren und berechnen diese Größen, stellen Stoffkreisläufe und Energieflüsse dar und bewerten sie …“, und in der 11.2: „Schülerinnen und Schüler erkennen Auswirkungen der menschlichen Zivilisation auf die Umwelt und beschreiben sie unter Verwendung naturwissenschaftlichen Fachbegriffe …“

Welche Enttäuschung: alles nur Larifari, die übliche Phrasendrescherei, nicht mehr als Volumenberechnung ist daraus abzuleiten, und in diesem Volumen haben wir auch schon den geforderten Fachbegriff enthalten, und vielleicht kommen wir bei den Stoffkreisläufen mal zu Wortgleichungen; definitiv haben wir keine Reaktionsgleichungen, keine fachlichen Grundlagen, die man für die Anschlussbildung bräuchte. Der rechtsgültige Plan sorgt nicht vor, dass manche Schüler vielleicht doch noch Physik und Chemie brauchen, wenn sie in höheren Schulformen landen.

Der Lehrplan plant nichts als das Ende der Welt.
„Gut, dann können wir also machen, was wir wollen.“
Was aber wollen wir?
Ich schlage das System P vor. Wie kommt der Kollege P zu seinem Erfolg? P lässt wochenlang nur Volumina berechnen, und wenn das sitzt, schreibt er eine Arbeit über Volumina. Physik ist ja in der BFS kein Prüfungsfach mehr, so können wir allen Ehrgeiz fahren lassen. Machen wir einfach nur das, was geht!
Zaghaft stimmen die Kollegen zu: Da es anders keinen Sinn mehr macht, müssten wir eben etwas Neues ausprobieren, auch wenn es unserem Anspruch weh tut.
„Wenn aber Schüler so billig ihre Mittlere Reife kriegen“, wendet Kollege M ein, „und dann in die Fachoberschule kommen, dann sind sie aufgeschmissen. Noch schlimmer, wenn sie ins BG kommen, da saufen sie schon in der 11 ab! Nein, wir dürfen die BFS nicht als das Ende aller Dinge ansehen.“
Wie aber sollen wir es vermitteln?
Double Bind! Entweder Niveau oder Erfolg – beides zusammen ist unpraktikabel. Endlich sehen die Kollegen mein Dilemma ein.
„Aber die höheren Schulformen können wir doch vergessen“, plädiere ich. „Die wenigen Berufsfachschüler, die es dorthin schaffen, bleiben dort sowieso stecken. Denkt doch mal an den S, über den ihr euch jetzt aufregt: dass so ein Einfältiger ins BG gekommen ist, dort vier Jahre verschwendet und schließlich durchfällt. Und der L, auch der saß bei mir im Chemieunterricht in der BFS, wir haben richtig Chemie gemacht, und trotzdem scheitert er in der FOS. Es nützt doch alles nichts, wenn wir die Illusion aufrecht erhalten, dass wir für Höheres qualifizieren. Wenn wir das Niveau senken, tun wir nichts weiter als eine Illusion zu zerschlagen!“
„Der L ist ein guter Schüler bei mir im BG“, bemerkt Kollegin K.
„In Chemie?!“
„Naja, 8, 9 Punkte hat er.“
„Ich erinnere mich, der L war in der BFS bei mir in Chemie. Ein durchschnittlicher Schüler.“
„Ich würde sagen, dein Chemie-Unterricht hat ihn vorbereitet auf das BG.“
„Wenn das so ist. Eine Seele kann die Welt retten. Wir müssen diesen Weg offen halten!“
Ja. Aber wie? Zu welchem Preis?

Nun suchen wir nach einer Lösung. These und Antithese sind klar. Was wäre die Synthese?
Wir Kollegen sind ein Team. Und es geschieht die Art von Magie, die ich liebe: Gemeinsam finden wir die Formel. Kein Entweder-oder, sondern das Sowohl-als-auch. Wir wollen weder auf Reaktionsgleichungen verzichten noch auf Bildungschancen.
Es kommt auf die Umsetzung an: Bisher habe ich versucht, erst die begrifflichen Grundlagen zu sichern, die Schüler zu lehren, das Handwerkszeug in der Chemie zu gebrauchen, und erst dann darauf aufzubauen. Der Schwerpunkt soll nun nicht mehr auf die naturwissenschaftlichen Grundlagen gelegt werden. Statt dessen halten wir uns an den ministeriellen Luschi-Plan und lassen die Grundlagen als Additum nebenher laufen: Hin und wieder ein Exkurs, dem nur die Schüler zu folgen brauchen, die sich für die FOS oder zum BG bewerben wollen, und in der Klassenarbeit bilden dann die Sachkunde-Aufgaben das Fundamentum, mit dem der Ende-der-Welt-Schüler seine Eins schreiben kann, aber für die Ehrgeizigen gibt es qualifizierende Zusatzaufgaben, beispielsweise die Reaktionsgleichungen, ohne die wir ihnen kein Eignungsgutachten für eine höhere Schulform schreiben werden. Versuchen wir mal, die lähmende Siebengliedrigkeit durch ein bisschen Gesamtschulprinzip zu beleben.

Fröhlich radle ich nach Hause. Das Schuljahr ist fast zu Ende, und mit großer Lust sehe ich dem neuen Jahr entgegen, in dem ich mal wieder aller besser machen kann! Noch am selben Abend setze ich mich an den PC, um das NAT-Curriculum für die BFS im Sinne des Konferenzbeschlusses zu überarbeiten.

Sinn

Das Schöne an der Schule ist, dass sie für jeden Herausforderungen bereit hält: große, schwierige Klassen, zu viele Unterrichtsstunden, zu wenig Zeit … Aber dafür erfreuen wir uns eines harmonischen, hilfreichen Kollegiums, und ich glaube, wir alle lieben unsere Schulleitung. Ja, jedes Mitglied unserer Schulleitung ist konstruktiv, kümmert sich zuverlässig um unsere Anliegen, sogar um einzelne Schüler, die meine pädagogische Begrenztheit nicht mehr fassen kann. Und wenn mich der Kollege B anraunzt, dass ich mit einem bösen Schüler selber klarkommen soll, hat er Recht, denn die Verantwortung, die ich tragen kann, sollte ich nicht abschieben.
Mein Hausarzt fragte mich kürzlich, ob ich meine beruflichen Ziele erreicht hätte? – Ich habe mit der Schule nie ein Ziel verfolgt, sagte ich, außer die Verbeamtung; von daher ist mein Ziel erreicht, aber das ist vollkommen irrelevant. Vielmehr kommt es darauf an, dass die Schule für mich Herausforderungen bietet, denen ich mich stellen muss, und so muss ich lernen und mich weiter entwickeln.
Zur Zeit ist es für mich wichtig, aufmerksam dem Zynismus zu begegnen. Zynismus zerstört Menschlichkeit und führt zum Burnout, trotz der spontanen Erleichterung und Erheiterung, die er mir verschafft. Zynismus wälzt die Verantwortung ab und vertieft die Entfremdung gegenüber den Schülern, gegenüber der eigenen Tätigkeit, letztlich sogar gegenüber dem Beruf an sich. Sorgsam muss ich mich beobachten, meine Motive prüfen, um meine Beziehungen nicht zu gefährden. Lieber dumm dagestanden als zynisch reagiert!
Es gilt, jede Äußerung zurückzuhalten, bis der Zynismus herausgereinigt ist. Halte dein Herz rein! Banne Neigungen der Rache, des Hohns, des Dünkels! Ich spüre sie, wenn ich heimlich die Einbrecher ins kalte Wasser platschen lasse, oder einem Schüler seine Klausur zurückgebe mit dem Kommentar: „Eine gute Fünf!“ Ah, welche Genugtuung für den rachsüchtigen Dämon in mir! Die Schüler verübeln mir es nicht: Sie kennen es ja. Vergeltung steht auf dem heimlichen Lehrplan.
Nein, ich will mitfühlend sein wie ein Kind. Selbst wenn die Betroffenen selber vorgeben, nichts zu fühlen, so kann ich doch auf ihren subtilen Ausdruck achten, oder Mitgefühl mit ihrer Panzerung haben. Und das, ohne einzuknicken, wenn es auf Konsequenz ankommt!
Und, vor allem, zwischen Selbstmitleid und Mitgefühl mir selbst gegenüber zu unterscheiden: Selbstmitleid steht der Verantwortung im Wege, aber ohne Selbstliebe und Selbstfürsorge kann keiner dienen.
Nein, ausgelernt habe ich wohl noch lange nicht.

Natürlich muss man auch die Rahmenbedingungen so einrichten, dass förderliche Beziehungen wachsen können. Im Kollegium haben wir ein halbes Leben Zeit, uns zu verwurzeln, aber die Schüler haben das nicht. Die meisten meiner Schüler habe ich nur ein Jahr lang, vom Kennenlernen bis zur Abschlussprüfung, und das ist unmenschlich wenig, um Beziehungen und Vertrauen aufzubauen. So fehlen die natürlichen Kräfte, die gegen Misstrauen und Zynismus wirken könnten. Mein Wunsch ist, im nächsten Schuljahre all meine jetzigen Zehnerklassen in die Elf zu führen. Der Kollege B wird es richten.
Und ich selbst muss noch etwas Entscheidendes dazutun – besser gesagt, nicht tun: Nicht die Notenpeitsche schwingen, nicht versuchen, zum Lernen zu zwingen. Der durchschlagende Misserfolg gab meinen Ansprüchen Unrecht. Was aber sollte ich sonst tun? Genügt es, einfach zu vertrauen, dass die Schüler lernen wollen? Mitnichten. Dazu sind die Schüler zu alt. Die Medien haben sie von klein auf versaut, die Schule hat sie entmutigt, und der Gesellschaft ist es gleichgültig. Ich habe genug Berufserfahrung, um zu wissen, wie man Chaos züchtet. Das also auch nicht.
Auf den Dialog kommt es an. Erstmal nichts lehren, nur Beziehungen knüpfen, Regeln aushandeln, einen gemeinsamen Zugang zum Stoff finden, und die Methoden miteinander beraten.
Der erste Austausch über das nächste Schuljahr wirkt ja schon. Bei dem Klassenausflug haben mich Schüler gefragt, was wir denn in Chemie machen werden?
„In diesem Schuljahr haben die meisten Schüler nichts gelernt, und die Noten waren fürchterlich. Deshalb will ich es nächstes Schuljahr anders machen. Was würdet ihr euch wünschen?“
„Viele Versuche.“
„Das geht nicht unbedingt gut. Viele Schüler missbrauchen das zum Unsinnmachen, und sie lernen keine Chemie dabei. Außerdem darf ich keine Schülerexperimente erlauben, wenn mehr als 16 Schüler in der Klasse sind. Aber ich habe es schon mal so gemacht, dass ich pünktlich zu Beginn der Stunde die Tür abgeschlossen habe, und dann waren wir weniger als 16. Die, die zu spät kamen, mussten draußen warten, bis wir mit den Experimenten fertig waren.“
Dieser Ausweg findet den Beifall der Schüler: Wer zu spät kommt, treibt sowieso meistens Unfug. Und was das Lernen betrifft, so sichert mir einer zu, dass sie auch Versuchs-Protokolle schreiben würden – sie wüssten, wie das geht!
Wie motiviert diese Schüler der X1 sind! So mag es gehen. Auf die verwegene Idee, ihnen Protokolle aufzugeben, wäre ich gar nicht gekommen. Vielleicht lernen sie wirklich etwas?
Vielleicht habe ich selbst etwas gelernt?
Und wenn mir ein R vorwirft, dass ich mich vor der Klasse nicht durchsetze? Muss mich das ins Mark treffen? Will ich an dem Glauben festhalten, dass ich die Klasse kontrollieren muss? Durchsetzen heißt nicht kontrollieren.
Aber setze ich mich genug durch? Und muss ich glauben, dass ich ein Versager sei, wenn ich es nicht schaffe, ein gehörig Maß an Bildung rüberzuschaufeln? Muss ich glauben, ich sei der einzige Mensch im Klassensaal? Alles andere Esel, Affen, sture Böcke und Schweinehunde? Da muss ich mich ja selbst auslachen.

Und ich kann die Schüler gut verstehen: Schule und Lernen können ganz schön nerven! Am Mittwoch muss ich wieder mal Überstunden machen, und ich klage beim Kollegen W:
„Diese Schule ist doch lästig! Man kommt zu nichts anderem mehr. Sie zerschlägt einem den ganzen Tag!“
„Ich würde sogar sagen: Sie zerstört einem den ganzen Tag!“
„Unterrichten sollte so etwas Harmloses sein wie Zähneputzen: lässt sich nebenbei erledigen, ohne dass man zu sehr gestört wird.“
„Das solltest du mal öffentlich fordern! Die Kollegen wären auf deiner Seite!“
„Und die Obrigkeit will auch, dass wir den Unterricht verbessern.“
„Ja, es heißt immer, dass wir nicht jammern, sondern visionär denken sollen!“
Was ich denn hiermit tue:

Allein mit einer veränderten Lehrer-Haltung kann man sich und den Schülern das Leben erleichtern, aber man sollte sich nicht täuschen. Um das Bildungs-Desaster abzuwenden, oder zumindest aufzuhalten, bräuchte es bedeutend mehr Einsatz an materiellen und personellen Ressourcen, die nur die Gesellschaft bereitstellen kann. Also: Stellen wir Erzieher, Sozialpädagogen, Schulpsychologen und Lehrer ein, erhöhen wir ihre Gehälter, damit wir so viele und so gute kriegen wie wir brauchen!
Und die Schulpolitik sollte vom Weg zur Diktatur umkehren in Richtung Demokratie: Schaffen wir die überflüssigen Staatlichen Schulämter ab, und vor allem die kontraproduktiven Landes-Kultusministerien! Überhaupt, kappen wir alle Wurzeln der Übel: Verbieten wir Computerspiele, die Privatsender, die Handys, und parken wir die Jugendlichen nicht mehr in den Schulen, wo sie nicht wissen, wozu sie da sind. Verschaffen wir ihnen berufliche Perspektiven, die ihnen einen Weg nicht nur in eine Existenz, sondern in ein erfülltes, verantwortliches Leben eröffnen!

„Fährst du morgen wieder um 7.04 Uhr ?“ fragt mich der Kollege W, auf dem Nachhauseweg.
„Ja, natürlich. Was soll ich denn sonst machen!“
„Ja, was soll man sonst machen!“
Herzlich einander zulachend radeln wir auseinander.

(Schluss)

(22)

(1)

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