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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

20 Jahre Museum für Moderne Kunst (MMK) Frankfurt am Main

Geburtstage soll man feiern. Allzumal runde, beispielsweise einen 20., wenn man noch so richtig jung und schön ist und das Leben vor sich hat. Das MMK will zu seinem 20. Geburtstag tüchtig aufspielen. Und das ist gut und richtig so. Man sollte sich schon einmal den 19. Juni dieses Jahres vormerken: zum gratulieren und mitfeiern!

Im MMK hat man sich dazu fleissig Gedanken gemacht, und die Stadt Frankfurt am Main hat tüchtig mitgeholfen. Was dabei herauskam, präsentierte unlängst MMK-Direktorin Susanne Gaensheimer in Anwesenheit der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth.

Pressekonferenz: Ulrich Höller, Vorstandsvorsitzender der DIC – Deutsche Immobilien-Chancen, Oberbürgermeisterin Petra Roth, Susanne Gaensheimer und Werner Netzel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Hauptförderers Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Berlin (Foto: FeuilletonFrankfurt)

Rund vier Monate lang wird das Museum erstmals in seiner Geschichte den wesentlichen Teil seiner rund 4500 Kunstwerke umfassenden Sammlung aus den Magazinen hervorholen und der Öffentlichkeit präsentieren können. Dazu stellt der Frankfurter Immobilieninvestor DIC, Eigentümer des künftigen MainTor-Areals auf dem Gelände der ehemaligen Degussa AG am Untermainkai, in einem im Spätherbst abzubrechenden Gebäudekomplex rund 6.000 qm temporäre Ausstellungsfläche zur Verfügung. Zugleich übernimmt er als einer der Hauptsponsoren die dazu notwendigen infrastrukturellen Massnahmen, will sagen den notwendigen Umbau der Büroräume zu grosszügigen Präsentationsflächen, die sowohl „White Cubes“ als auch durchgehende Blickachsen ermöglichen. Die baulichen Aktivitäten wird der Frankfurter Architekt Professor Christoph Mäckler begleiten.

Gebäude der ehemaligen Degussa AG für die temporäre Ausstellungsfläche auf dem MainTor-Areal (DIC); Bildnachweis: DIC / MMK

Was für ein Nebeneffekt: Für die vier Monate der Jubiläumsausstellung rückt das MMK sozusagen unmittelbar an das Frankfurter Museumsufer heran! Und Oberbürgermeisterin Petra Roth freut sich: „Mit dieser Ausstellung wird das MainTor-Areal für vier Monate zu einem Wallfahrtsort der Moderne“. Selbstverständlich stehen für die Jubiläumsausstellung auch das Stammhaus an der Domstrasse und die MMK-Dependance Zollamt zur Verfügung.

Nach Abriss der Zwischendecke und der Wände: über vier Meter hohe, lichtdurchflutete Räume zur grosszügigen Präsentation der MMK-Exponate (Fotos: FeuilletonFrankfurt)

Die Sammlung des MMK sei, betonte Susanne Gaensheimer, sowohl von ihrem Erwerb als auch von ihrer Präsentation her stets mehr als eine messemässige Ansammlung von Kunstwerken der Gegenwart gewesen: von Anfang an habe das Haus beim Sammlungsaufbau eng mit den jeweiligen Künstlern zusammengearbeitet. In konsequenter Weiterentwicklung dieser Philosophie verstehe sich das MMK mehr und mehr auch als ein Ort der Produktion von Kunst. Beispiele dafür seien etwa die Arbeiten von Sarah Morris oder von Florian Hecker, die spezifisch für das Museum entstanden seien und zugleich von ihm für den Bestand erworben wurden.

Im Jubiläumsjahr werde das MMK in entsprechender Weise Produktionen von Isa Genzken und Wolfgang Tillmanns präsentieren. Mitte November 2011 sollen Ausstellungen mit Arbeiten von Tobias Zielony und Douglas Gordon eröffnet werden. Zudem möchte Gaensheimer Sammlungsschwerpunkte des Hauses verdichten und dabei das Augenmerk auf die nordamerikanische und europäische Kunst der letzten drei Jahrzehnte richten.

Zur Geschichte der Sammlung des MMK

Text: MMK

Mit dem Ankauf von Werken aus der ehemaligen Sammlung des Darmstädter Unternehmers und Sammlers Karl Ströher setzte die Stadt Frankfurt 1981 den viel beachteten Auftakt für den Aufbau des Museums für Moderne Kunst. Bereits zu dieser Zeit wurde der Grundstein für das definierende Sammlungsprinzip des MMK gelegt: Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, Donald Judd, Carl Andre, Gerhard Richter und Blinky Palermo sind nicht nur mit einzelnen Arbeiten vertreten, sondern jeweils mit einer ganzen Reihe von Hauptwerken und Werkgruppen in den Bestand des MMK eingegangen. Unter der Leitung von Prof. Peter Iden wurde dieser Grundstock bereits in der Zeit vor der Eröffnung des Museums erweitert, unter anderem kam das letzte große Werk von Joseph Beuys, der „Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch” in die MMK Sammlung.MMK-Direktor Prof. Dr. Jean-Christophe Ammann entwickelte ab 1989 diese Grundlagen konsequent durch Werkgruppen weiter, die in engster Zusammenarbeit mit den Künstlern entstanden. Bill Viola, James Turrell, Mario Merz, Lothar Baumgarten und On Kawara schufen ihre bekannten Werke und Werkgruppen in Hinblick auf dieses Haus. Bedeutende Sammlungen von Werken Alighiero Boettis und Jeff Walls wurden angelegt, um später im Rahmen großer Retrospektiven im MMK ausgebaut zu werden. Hanne Darboven und Bernd und Hilla Becher wurden ebenfalls mit raumfüllenden Werkgruppen Teil der Sammlung. Bereits in den ersten Jahren wurden heute weltbekannte und geschätzte Künstler aus Frankfurt, wie Peter Roehr, Charlotte Posenenske und Thomas Bayrle mit ganzen Werkgruppen angekauft und ausgestellt. Überhaupt legte Ammann in seiner Sammeltätigkeit auch großen Wert auf jüngere Künstler, die zumeist an der Frankfurter Städelschule ausgebildet worden waren, wie Heiner Blum, Udo Koch, Manfred Stumpf oder Jochem Hendricks. Sie stehen in Zusammenhang mit einer Generation internationaler Künstler wie Bruce Nauman, Robert Gober, Rosemarie Trockel, Marlene Dumas, Peter Fischli und David Weiss sowie Ilja Kabakov. Damit zeichnete sich auch von Beginn an eine weitere Besonderheit der Sammlung ab: Sie schenkt allen künstlerischen Ausdrucksformen gleichermaßen Aufmerksamkeit. Fotografie, Film und Video wurden ebenso gesammelt wie die traditionellen Gattungen Malerei, Graphik und Skulptur.

Mit den Mitteln der Dieter und Olga Bock-Stiftung wurden während der Amtszeit von Ammann 431 Werke erworben und dem MMK als Dauerleihgabe überlassen. Darin enthalten sind 10 Mappenwerke mit jeweils mehreren graphischen Blättern. Durch den Abzug 2005 gingen 395 Werke zurück an die Dieter und Olga Bock-Stiftung. Dies entspricht weniger als 8% des heutigen Gesamtbestandes der Sammlung des MMK. 14 der für die MMK Sammlung bedeutsamsten Werke konnten zu 57% des Versicherungswertes aus dem Jahr 2003 von der Stadt für das MMK zurück erworben werden. Eine Werkgruppe von Thomas Bayrle verblieb als Dauerleihgabe im MMK.

Der Ankauf der Sammlung Ricke im Jahr 2006 stellt bis heute die größte Neuerwerbung seit dem Erwerb der Ströher-Sammlung dar. Udo Kittelmann, Direktor des MMK von 2002 bis 2008, gelang damit eine bedeutende Erweiterung der Sammlung und eine wesentliche Vervollständigung bestehender Gruppen von Richard Artschwager, Donald Judd und David Reed. Der Schwerpunkt auf amerikanische Künstler in der Sammlung wurde durch außergewöhnliche Positionen wie Lee Lozano, Gary Kuehn, Cady Noland und Steven Parrino vervollständigt. Die Reihe raumbezogener Werke wurde durch Arbeiten von Thomas Demand, Gregor Schneider, Tino Sehgal und Hans-Peter Feldmann weiter in die Gegenwart geführt.

Im diesem Sinne entwickeln die Auftragsarbeiten in der Amtszeit von Dr. Susanne Gaensheimer, die seit 2009 Direktorin des MMK ist, das unverwechselbare Profil der Sammlung konsequent weiter. Positionen wie Cerith Wyn Evans, Sarah Morris, Florian Hecker, Juergen Teller und M/M (Paris) sind herausragende Beispiele aus den beiden vergangenen Jahren. Für das Jubiläumsjahr sind Rauminstallationen von Isa Genzken und Wolfgang Tillmans geplant.

Die „Tischgesellschaft“ von Katharina Fritsch, ein Markenzeichen des MMK, gehörte zur Sammlung der Dresdner Bank. Das Werk konnte 2010 im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank als deren großzügige Dauerleihgabe für das MMK erhalten werden. Werke von Tobias Rehberger, Charlotte Posenenske, Dan Flavin und Alighiero Boetti sind weitere Bereicherungen bestehender Werkgruppen, die in diesem Zusammenhang als Dauerleihgaben an das MMK gelangten.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das MMK über keinen Ankaufsetat verfügt, wird deutlich, dass der erfolgreiche Aufbau der MMK Sammlung in den vergangenen 20 Jahren ohne die Unterstützung durch Spenden und Schenkungen nicht möglich gewesen wäre. Ohne das große Engagement der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen könnte das MMK seinem öffentlichen Auftrag als Museumseinrichtung nicht nachkommen. Die Zusammenarbeit mit privaten Förderern und Unternehmern wird daher auch in der Zukunft von enormer Bedeutung sein.

Bei allem Engagement der Direktoren und Kuratoren der vergangenen 20 Jahre und bei all der notwendigen Unterstützung aus der Frankfurter Bürgerschaft und den Frankfurter Unternehmen ist es ein bemerkenswertes Indiz für das Vertrauen der Künstlerinnen und Künstler in dieses Haus, dass gut ein Viertel des Bestandes durch deren Schenkungen in die Sammlung gelangten. Auch aus der vergangenen Ausstellung „Not in Fashion. Mode und Fotografie der 90er Jahre“ konnten über die Hälfte der Rauminstallationen in die Sammlung des MMK eingehen. Das Peter Roehr-Archiv wurde zu Beginn dieses Jahres von Paul Maenz dem MMK geschenkt.

(Foto: FeuilletonFrankfurt)

„Im Jubiläumsjahr 2011 werden wir das bisher Unmögliche möglich machen: Das MMK Museum für Moderne Kunst präsentiert seine Sammlung in einer nie dagewesenen Überblicksausstellung und lässt sie in vollem Glanze erstrahlen“, kündigt Susanne Gaensheimer an.

Freuen wir uns darauf!

→ 20 JAHRE MUSEUM FÜR MODERNE KUNST FRANKFURT AM MAIN (1)

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