„Mein blaues Cello“ – Frank Wolff
Dokumentation des Filmemachers Wolfgang Würker
Von Renate Feyerbacher
Wer kennt ihn nicht, den „tanzenden“ Cellisten Frank Wolff, der nicht nur in Frankfurt am Main, sondern auf der ganzen Welt, auch in China, mit seinem Instrument tanzt? Der Weltmusiker streicht sein Cello auf grossen und kleinen Bühnen, bei Ausstellungseröffnungen, Hochzeiten und Beerdigungen von Freunden. Berühmt wurde Frank Wolff mit dem originellen „Frankfurter Kurorchester“, das er 1981 mit der Sängerin und Pianistin Anne Bärenz, die 2005 starb, gründete. Mit ihr musizierte und lebte er. Ab 2002 spielten die beiden im „Neuen Frankfurter Schulorchester“ mit Sabine Fischmann, Ali Neander und Markus Neumeyer.
Angefreundet hat sich Frank Wolff mit dem Cello, als er zehn Jahre alt war. Er vertiefte diese Zuneigung im Musikstudium in Freiburg, wechselte aber dann nach Frankfurt zum Studium bei dem Soziologen und Komponisten Theodor W. Adorno.
Er und sein Bruder KD Wolff, heute erfolgreicher Verleger in Frankfurt, werden Ende der 1960er Jahre Sprecher der studentischen Protestbewegung. Nach deren Ende kehrt er wieder zu seinem Instrument zurück. Seitdem verzaubert er durch zarte, kräftige, aber auch schrille Töne, wie in seiner Version des Deutschlandliedes, sein Publikum.
Der in Frankfurt lebende Filmemacher Wolfgang Würker wurde für seine im letzten Jahr fertiggestellte Dokumentation über Frank Wolff mit dem Sonderpreis der Jury des Hessischen Filmpreises 2010 ausgezeichnet.
Würker, wie Frank Wolff aus dem hessischen Hinterland kommend, studierte zunächst Physik, promovierte, war Physiklehrer in Hanau und widmete sich schliesslich den Geisteswissenschaften. Er organisiert das Göttinger Filmfest, wird Redakteur bei der FAZ, lernt dort Sylvia Strasser kennen, mit der er PAOLO-FILM gründet. Seit mehr als 20 Jahren produzieren sie Dokumentationen unter anderem für das ZDF und gelegentlich für private Auftraggeber.
Der Titel des Films „Mein blaues Cello“ erinnert an ein Gedicht von Else Lasker-Schüler. Bei der Dichterin ist es nicht das Cello, sondern
„Mein blaues Klavier
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.
Es spielten Sternenhände vier
Die Mondfrau sang im Boote
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatür
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
Ich ass vom bitteren Brote
Mir lebend schon die Himmelstür
Auch wider dem Verbote.“
Dieses Gedicht umschreibt für Frank Wolff die Klangfarbe seines Instruments. „Das Cello hat ja nicht nur etwas Sentimentales und Romantisches, sondern auch etwas Melancholisches. Das bin ich auch, nicht nur vom Gefühl und der seelischen Verfassung. Es ist auch ein Teil von meinem Körper.“
Der Film wurde in Frankfurt und Umgebung, an der Mosel und auf Helgoland, in Berlin und Oslo gedreht. Es wirken weiter mit: der Pianist, Sänger und Dirigent Markus Neumeyer, die Sängerin Ingrid El Sigai, der Kulturredakteur Hans Riebsamen, die Malerin Friederike Walter, der Politiker Wolfgang Thierse, der Winzer Ulrich Stein und nicht zuletzt die Fotografin Barbara Klemm.
Frank Wolff und Markus Neumeyer (Foto: Renate Feyerbacher)
Gezeigt wird „Mein blaues Cello“ am Dienstag, den 1. März 2011 um 20 Uhr im Naxos-Kino in der Frankfurter Naxos-Halle (Zugang derzeit nur über Waldschmidtstrasse gegenüber Mousonturm).
Frank Wolff und Wolfgang Würker sind beim anschliessenden Filmgespräch anwesend.
Weitere Termine: 20. März 2011, 17 Uhr im Gloria Palast, Kassel; 14. April 2011, 19 Uhr im Kommunalen Kino Mainspitze / Burg-Lichtspiele, Ginsheim-Gustavsburg