home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Archiv für Januar, 2011

Felix Gonzalez-Torres: demnächst im MMK

2011, Januar 22.

im MMK

Eine neue Ausstellung wirft ihren Schatten voraus: Kunst kommt kistenweise und zentnerschwer ins Museum für Moderne Kunst. Neugierig? Wir auch!


(Foto: FeuilletonFrankfurt)

Pärchen, ziemlich derangiert

2011, Januar 21.

Foto: FeuilletonFrankfurt

Demnächst im MMK: Felix Gonzalez-Torres

2011, Januar 21.

im MMK

Eine neue Ausstellung wirft ihren Schatten voraus: Über 1000 kg Bonbons, im Geschmack von Lakritz, Honig und Pfefferminze, wurden im Frankfurter Museum für Moderne Kunst für die grosse Retrospektive auf das Œuvre von Felix Gonzalez-Torres angeliefert.

Naschen derzeit noch nicht erlaubt: MMK-Presse-Mitarbeiterin Karen Knoll schöpft trotzdem schon mal mit vollen Händen aus der Bonbonkiste.

(Foto: FeuilletonFrankfurt)

Stefan Engel im Kunstforum Mainturm

2011, Januar 20.

„KörperGehäuse“

von Brigitta Amalia Gonser
Kunstwissenschaftlerin

Um der Entwicklung seines künstlerischen Schaffens der letzten fünfundzwanzig Jahre im Flörsheimer Kunstforum Mainturm zu folgen, sollten Sie mit dem 1960 in Mainz geborenen, bekannten rheinland-pflälzischen Künstlers Stefan Engel quasi vom Himmel her in sein Werk der „KörperGehäuse“ einsteigen und ihn bis zur Erde begleiten: vom obersten Turmstockwerk zum Erdgeschoss führt der Weg unserer Erkundung.

Körperbefindlichkeiten interessierten Stefan Engel in seinen grossen Keramik-Plastiken bis Anfang der 1990er Jahre. Die abstrahierte Figuration weicht danach einer stärkeren formalen Abstraktion der menschlichen Gestalt zu Hüllen und Röhren. Ab 2000 verlagert sich dann sein künstlerisches Interesse auf das den menschlichen Körper umgebende Gehäuse.

Das Abenteuer, mit Erde und Feuer spielerisch umzugehen, das ist Keramik.

Esse percipi (Vorderansicht), 1985, Keramik+Metalloxyde, 185 x 47 x 40 cm, Fotografie: Helmut Sieben Weiterlesen

Wahljahr 2011 – „alternativlos“

2011, Januar 18.

Uhhh, das fängst ja gut an, das Wahljahr 2011 – nicht weniger als sieben Landtags- bzw. Bürgerschafts- bzw. Abgeordnetenhauswahlen, der hartgesottenste Föderalist hält das nicht mehr aus – , das heisst es fängt im Grunde gar nicht gut an, dieses Wahljahr, schon die allererste Wahl, die anstand, heuer am 18. Januar, ging daneben, die Wahl des Unwortes 2010.

Ja, und was ist das denn nun, ein Unwort, wir hatten doch gerade erst das Wort des Jahres gewählt, von der Gesellschaft für deutsche Sprache, noch in 2010 war das, „Wutbürger“ hiess dieses Wort, „Bürgerwut“ hätten wir für besser erachtet, aber das hat der besagte Spiegel-Redakteur, wie hiess er doch gleich, halt nicht erfunden, sondern eben den „Wutbürger“. Finden wir nicht so doll, irgendwie verunglimpfend …

Ja, ein Unwort: Nun, wo es die Tat und die Untat, das Heil und das Unheil, den Hold und den Unhold gibt … na denn, warum nicht auch das Wort und das Unwort, sei’s drum …

Ja, was ist denn nun mit diesem Unwort, wie heisst es denn jetzt endlich?:  „alternativlos“ !

Alternativlos!

Aber … ein Schaudern beschleicht den redlichen Bürger, „alternativlos“, das hat doch, ja, da stockt der Atem, die leibhaftige Kanzlerin hat das doch in die Politdebatte eingeführt, die Kanzlerin, die etwas nicht liest, aber gleichwohl verurteilt, wird sie denn auch das neue Unwort „nicht hilfreich“ finden? Und wenn ja, was dann? Wehe Dir armen Wort wie Unwort wählenden Gesellschaft für deutsche Sprache, in Ungnade (na bitte: Gnade – Ungnade, geht doch!) wirst Du fallen und nach Sar(r)azenenart schrecklich büssen müssen … recht wird Dir geschehen!

Ach ja, fast ein post scriptum: Alternativlos ist gar nichts, und selbstverständlich schon gar nichts in der Politszene, alternativlos ist nur der irdische Tod. Aber die Kanzlerin ist ja Politikerin und nicht Philosophin. Sei’s drum.



Robert und Clara Schumann – eine Ausstellung im Frankfurter Holzhausenschlösschen

2011, Januar 16.

Von Erhard Metz

Kann es einen schöneren Ort für eine Ausstellung über Robert und Clara Schumann geben als das Frankfurter Holzhausenschlösschen? Wohl kaum. Und wo Schlösschen stehen, das wissen wir aus Kindertagen, da sind Märchen nicht weit, mit Prinzen und Prinzessinnen und all der am Ende, wenn – anders als im wirklichen Leben – die Guten über die Bösen gesiegt haben, immer schönen heilen Märchenwelt.

Und wie sah es im Leben der Schumanns aus? War es ein Märchen, das glücklich endete?

Es ist im August des Jahres 1828, als der knapp 18jährige angehende Student der Rechtswissenschaften Robert Schumann bei Friedrich Wieck Klavierunterricht nimmt. Schon vier Jahre zuvor hatte der gestrenge, nach der Trennung von seiner Frau alleinerziehende Vater Wieck das Genie seiner fünfjährigen Tochter Clara entdeckt und begonnen, ihr einen stringenten und systematischen Klavierunterricht zu erteilen. Das in sich gekehrte Mädchen – wohl erst mit vier Jahren hatte Clara das Sprechen erlernt – tritt bereits im Herbst 1828 als neunjähriges „Wunderkind“ im Leipziger Gewandhaus in seinem ersten öffentlichen Konzert auf. Im Alter von zwölf Jahren konzertiert es zum ersten Mal in Frankfurt am Main.

1830 „schmeisst“ Robert das ungeliebte Jura-Studium in Leipzig und Heidelberg hin, tritt als Pianist auf und beschliesst, Musiker zu werden. Doch es kommt anders: Er übt zu verbissen und unsachgerecht das Klavierspiel, nach einer Sehnenscheideentzündung verkrüppelt der Mittelfinger seiner rechten Hand. Seine Laufbahn als Pianist ist zu Ende, noch ehe sie richtig begann. Robert beginnt zu komponieren.

Ob Robert und Clara schon im Sommer 1828 im Hause Wieck, in das Robert in freundschaftlicher Verbundenheit Zutritt erhält, aufeinander aufmerksam wurden?  1833 jedenfalls verspüren die beiden gegenseitige Zuneigung. Spätestens 1836 wird aus Zuneigung Liebe, und Robert macht Clara einen Heiratsantrag. Doch Claras strenger, ja diktatorischer Vater, allein auf die künstlerische Karriere der Tochter bedacht, lehnt eine Verbindung der beiden kategorisch ab. Robert und Clara treffen sich heimlich, schreiben sich „Brautbriefe“, planen eine gemeinsame Übersiedelung nach Wien, während Clara auf ihren Konzertreisen grosse Erfolge als Pianistin und auch Komponistin feiert. 1839 klagt Robert beim Appellationsgericht in Leipzig erfolgreich die Eheschliessung mit Clara gegen den Willen ihres Vaters ein, die Freundschaft der Männer zerbricht.

Unbekannter Künstler: Robert Schumann als Student (1830)Farbige Miniatur auf Elfenbein, Heidelberg 1830; 6,7 x 5,4 cm. Heinrich-Heine-Institut; Düsseldorf, Akz.-Nr. 80.7011 Weiterlesen

Das Bilderhaus zeigt: Cordelia Heymann „Schöne neue Welt“

2011, Januar 14.

Mondo Cane – Von der Wiege bis zur Bahre

von Brigitta Amalia Gonser
Kunstwissenschaftlerin

1955 in Frankfurt am Main geboren und hier lebend, studierte Cordelia Heymann zwischen 1974 und 1984 zuerst Kunsterziehung an der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität und anschliessend Freie Malerei an der Akademie der Bildenen Künste in Karlsruhe.

1992 wurde sie Preisträgerin der Frankfurter Marielies-Hess-Stiftung. 2001 erhielt sie das Budapest-Stipendium der Stadt Frankfurt am Main.

Sie stellte in Frankfurter Galerien und Institutionen, im Kunstverein Jena, im Künstlerhaus Karlsruhe und im Künstlerforum Bonn aus und beteiligte sich wiederholt an den Kunsttagen in Dreieich und mit ihren Künstlerbüchern an der Minipressen-Messe in Mainz. Sie ist auch Gründungsmitglied der Frankfurter Klosterpresse im Frankensteiner Hof.

Eine symbolhafte Ästhetik dominiert das künstlerische Werk Cordelia Heymanns, so auch die nach 2000 entstandenen Zyklen von grosszügigen, lockeren Zeichnungen und ihre Malerei.

Von der haardünnen Umrisslinie in Kohle oder Fettkreide über dichte Gespinste in Mischtechnik aus Zeichnung, Acryl, Farbspray über Schablone und Farbpigmenten zur dramatischen und pastösen Malerei in Eitempera reicht ihre künstlerische Bandbreite, die stets einen für die Künstlerin spezifischen Duktus und eine eigene Thematik aufweist, die sie leicht zynisch verfremdet „Schöne neue Welt“ nennt.

Auf der Suche nach neuen suggestiven Ausdrucksformen für reale und imaginäre Seins-Zustände entwickelt Cordelia Heymann in ihren Arbeiten prägnante Metaphern und Symbole.

Die Imagination ist die wichtigste Quelle ihrer Kreativität. Doch sie will auch Ideen vermitteln, die zum Nachdenken anregen. Um zu offenbaren, vereinfacht sie ihre Formensprache.


o.T., 2010, Zeichnung, Kohle, Pigment, 29 x 42 cm Weiterlesen

Nichts gemein mit dem „Röhrenden Hirsch“: August Gaul und Fritz Klimsch im Museum Giersch

2011, Januar 13.

Wer der Gegenwart und der Zukunft gerecht werden will, sollte sich im Rückblick des zu Bewahrenden vergewissern. So schätzen wir uns heute glücklich, aus grossväterlichem Familienbesitz einige Bronzeskulpturen in unsere heutige Gegenwart gerettet und der einstigen Versuchung widerstanden zu haben, derlei in bestimmten Zeiten der Spätadoleszenz als Kitsch Empfundenes dem Auktionshaus oder gar dem Trödelmarkt zu überantworten. Da sind also drei bronzene Schnauzerhunde auf uns übergekommen und ein Bronzedackel; vier Bronze-Gänse beugen ihre schlanken Hälse  zum Trinken nieder, und drei bronzene Elefanten schreiten bedächtig-würdevoll einher, auf marmornen Sockeln und Untergründen. Und nicht zu vergessen – ebenfalls Bronze auf Marmorsockel – ein den Ball zum kraftvollen Wurf bereithaltender Mann, ein Werk vermutlich der 1920er bis 1930er Jahre und somit aus Zeiten unseliger deutscher Politik, wozu jedoch die Bronze am allerwenigsten kann.

Nun mag es sich bei all unseren familiären Pretiosen um Kunst aus der zweiten oder dritten Reihe handeln und leider nicht um Arbeiten etwa eines August Gaul oder Fritz Klimsch – was tut es? Werke der beiden Vertreter „grosser“ Skulpturenkunst des frühen 20. Jahrhunderts können derzeit im Frankfurter Museum Giersch betrachtet werden, bis zum 30. Januar des noch jungen Jahres.

Bewusst präsentiert das Museum Giersch, seiner stiftungsgemässen Aufgabe entsprechend, mit August Gaul und Fritz Klimsch zwei aus dem Rhein-Main-Gebiet stammende Künstler. Insgesamt sind 94 Arbeiten von Gaul und 57 von Klimsch zu sehen. Erst kürzlich erwarb die Stiftung Giersch drei weitere Werke August Gauls für die eigene Sammlung.

August Gaul, Bär, 1909, Bronze, Höhe 30,5 cm, Sammlung Karl H. Knauf, Berlin Weiterlesen

Pisa von innen / 17

2011, Januar 11.

Pisa von innen
Eine authentische Erzählung

von © Salias I.

Zweiter Teil (17)

20.5.8
Der G wird vorstellig: Seine Mutter habe einen Termin mit Herrn P verabredet, morgen um 13.00. Ob ich denn dazu kommen würde? – Das passt mir, ja, sage ich.
Eine halbe Stunde geht damit verloren, zu klären, wer referiert, und dann eröffnet mir O, der Referent, dass er eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet habe, also muss ich ein Notebook besorgen, laufe durch das Haus, komme mit einem Toshiba, mit dem drei Schüler lange herumprobieren, als ich mal über die Schultern schaue, haben sie das Boot-Menü. Lassen Sie das, Weiterlesen

Starke Stücke im Schauspiel Frankfurt / 1

2011, Januar 10.

Starke Stücke im Schauspiel Frankfurt – Spielzeit 2010/2011

Teil I: Premieren aus der Spielzeit 2009/2010 (Auswahl)

Ödipus und Antigone
Bartsch, Kindermörder
Lulu
Das Weisse Album
Phädra

Von Renate Feyerbacher

Oliver Reese, Intendant des Schauspiel Frankfurt seit der Spielzeit 2009/2010, ist sehr schnell in dieser Stadt angekommen. Im Sturm eroberte er das Publikum, dem er sich ganz verpflichtet fühlt. Mitgebracht, zum Teil aus Berlin, wo er bis zum Aufbruch nach Frankfurt Intendant des renommierten Deutschen Theaters war, hat er bedeutende Schauspielerinnen und Schauspieler.

Oliver Reese (im September 2009), Foto: Renate Feyerbacher

Ein aktueller Blick auf die Monatsspielpläne zeigt rote Fähnchen, die bei vielen Stücken ein „Ausverkauft“ signalisieren. Weiterlesen