home

FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS / 7

“LIEGENDE” von Wanda Pratschke

Von Erhard Metz

15 Monate sind ins Land gegangen – wovon sprechen wir jetzt?

Nun, vor 15 Monaten haben wir zuletzt über die „Grosse Liegende“ der Frankfurter Bildhauerin Wanda Pratschke berichtet. Nun nehmen wir den Faden, der ja nie verloren ging, wieder auf.

„Grosse Liegende“ im 12. Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf (Detail); Foto: Erhard Metz

„Gut‘ Ding will Weile haben“ – lehrt ein Sprichwort. Wir spinnen weiter: „Gross‘ gut‘ Ding erst recht“.

Wir erinnern uns:

In den Monaten Dezember 2008 bis Februar 2009 schuf Wanda Pratschke in der vorübergehend in ein Atelier verwandelten Frankfurter Ausstellungshalle 1A jene grosse und gewichtige Dame in Alabaster-Gips, als Vorstufe für den späteren Bronzeguss. Stattliche Ausmasse hat sie, die „Grosse Liegende“: 190 Zentimeter in der Länge, 110 in der Breite wie in der Höhe. Im März 2009 musste sie ihre Geburtsstätte, die Schutz bietende 1A, verlassen und, oft unter freiem Himmel, manche Abenteuer bestehen.

Zuletzt trafen wir sie, zum Schutz vor Nässe mit einer speziellen Oberfläche überzogen, im Sommer 2009 im 12. Skulpturenpark in Mörfelden-Walldorf.

„Grosse Liegende“, hier mit ihrer bereits in Bronze gegossenen kleinen Schwester, im 12. Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf; Foto: Erhard Metz

Ein Bronzeguss dieses Ausmasses ist eine recht schwierige und aufwändige (auch in finanzieller Hinsicht) Angelegenheit. Nach längerem Hin und Her trat die „Liegende“ die Reise nach Bayern an, nach Winhöring in der Nähe von Neuötting, in die Kunstgiesserei Otto Strehle. Und Schreckliches – glücklicher Weise aber nur scheinbar und für schwache Nerven – widerfuhr ihr: sie wurde gevierteilt. Damit sie giesstechnisch bewältigt werden kann. Es musste sein, denn die „Liegende“ durchlebt dort unten im Bayrischen eine wundervolle Metamorphose: Aus dem Gipsmodell wird eine Bronzeskulptur! Übrigens: Das grösste Teil der „Liegenden“ wird, in Bronze, immerhin satte 250 Kilogramm wiegen  – wieviel mag die stattliche Dame am Ende, durch Schweissnähte wieder zusammengefügt, auf die Waage bringen?

„Grosse Liegende“, gevierteilt in der Kunstgiesserei Otto Strehle in Winhöring; Fotos: Wanda Pratschke

Eine langwierige und arbeitsintensive Prozedur, hier vereinfacht wiedergegeben: Über eine Negativform wird ein Wachs-Positivmodell der Gipsskulptur als Ausgangspunkt des Gusses erstellt, welches mit einem Mantel aus einer speziellen Keramik bzw. Schamotte umgeben wird. Während der Mantel im Ofen gebrannt wird, schmilzt das Wachs aus. In die Negativ-Hohlform wird Bronze – eine Legierung aus Kupfer und Zinn – gegossen. Nach dem Abkühlen wird der gebrannte Mantel von der Bronze entfernt. Die Skulptur wird gereinigt und kann jetzt vom Künstler überarbeitet, ziseliert und patiniert werden.

„Grosse Liegende“, gevierteilt in der Kunstgiesserei Otto Strehle in Winhöring; Fotos: Wanda Pratschke

Vorausgesetzt, dass alles gut verläuft, sollen die Teile Anfang Januar 2011 fertig gegossen und anschliessend verschweisst werden. Die Bronzeskulptur könnte etwa Ende Februar 2011 das Licht der Kunstwelt erblicken. Freuen wir uns darauf!

Abgebildete Werke © VG Bild-Kunst, Bonn

⇒   WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS / 8

⇒   WANDA PRATSCHKE – EIN KÜNSTLERISCHER PROZESS / 1

Comments are closed.