Die Deutschen lieben Griechenland. Aber klar doch!
oder: Wie wieder einmal das uralte Prinzip funktioniert „Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert“
Für den Fall, dass es jemand nicht verstehen sollte, im Klartext: Verluste trägt stets der Steuerzahler. Was ist das für ein wundersames Wesen, fragen Sie? Na ja, wir denken mal ganz simpel in unserem schlichten Gemüt, beispielsweise wir alle und auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, zugleich in Ihrer begrüssenswerten Eigenschaft als Wählerinnen und Wähler (auch wenn es in diesem Jahr nur um die schöne Politik im wunderschönen Nordrhein-Westfalen geht).
Zwar kommt zuerst Spaniens „Malle“, dann Bella Italia, aber auch das schöne Hellas, die Wiege dessen, was man im vergangenen Jahrhundert einmal das christliche Abendland nannte, steht bei den Deutschen hoch im Kurs. Apropos Kurs: da wären wir schon gleich wieder in der hässlichen Welt der Finanzwirtschaft und der internationalen Finanzspekulation angekommen, in der sich so viele dumm und dämlich verdienen. Übrigens – und zwar gerade – auch die Banken.
Ach ja, sie alle haben an der Griechenland-Misere auf’s Kräftigste verdient, auf dass es allen Spekulanten und Aktionären wohl ergehe in allen globalisierten Landen. Nun soll aber Pleite-Griechenland gerettet werden. Da schauen die Finanzgewinnler auf einmal vornehm zur Seite, auch diejenigen der miesen Damen- und Herrschaften, die in perverser Weise mit dem Ruin Griechenlands ihre fetten Spekulationsgewinne eingefahren haben und noch immer auf den schlussendlichen Zusammenbruch Griechenlands und des Euro spekulieren. Nun muss aber Griechenland und das ganze bedrohte Euro-System gerettet werden, unbedingt, sonst sind nicht nur die von uns eingangs genannten schönen, wenn auch ebenfalls staatsbankrottverdächtigen Urlaubsländer gefährdet, sondern der gesamte Euro-Raum. Und das wollen und können wir ja nicht hinnehmen. Sehen wir ja selbst ein.
Mit schlappen 22,4 Milliarden Euro ist Deutschland bei Hellassens Rettung mit von der Partie. Sind aber auch die Zins- und Spekulationsgewinnler Banken und Finanzzocker mit dabei? Bislang nicht. Wie überhaupt sich seit der Banken- und Finanzkrise ausser Geschwätz nichts getan hat in Sachen Verbot krimineller sogenannter Finanzprodukte oder wirksamer Regulierung der schrankenlos-neoliberalen Finanzwelt. Warum das so ist? Dumme Frage, weil offenkundig die Finanzwirtschaft die Politik regiert und nicht umgekehrt. Womit wir wieder bei der eingangs zitierten Weisheit angelangt wären.
Ach ja noch, glauben Sie denn wirklich, liebe Leser-/Wählerinnen und Leser/Wähler, dass wir alle von den 22,4 Milliarden Euro, wenn wir denn real zahlen müssten, irgend wann einmal etwas wiedersähen? Und dass es wirklich bei den 22,4 Milliarden Euro bleibt? Angesichts der gesellschaftspolitisch prekären Situation in Griechenland oder gar der – von uns Urlaubsreisenden ansonsten so sehr geschätzten – mediterranen Leichtigkeit des Lebens? Pardon, wer dieses glaubt, der glaubt auch an den veritablen Weihnachtsmann oder daran, dass der Osterhase tatsächlich bunte Eierchen legt. Solchen Glauben lassen wir doch lieber unseren Politikern!
(Bildnachweis: Immanuel Giel; wikimedia commons GFDL)