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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Christoph Schlingensief Künstler im Deutschen Pavillon der Biennale Venedig 2011

Von Erhard Metz

Beginnen wir mit einem Zitat: „… am Ende will ich sicher sein können, dass meine Arbeit einen sozialen Gedanken hat“ (Christoph Schlingensief).

Ein vielversprechender Auftakt. Mehr noch: ein grosser Coup. Und riesengross sind die Erwartungen: Susanne Gaensheimer, MMK-Direktorin und Biennale-Kommissarin 2011, berief Christoph Schlingensief, den Beitrag der Bundesrepublik Deutschland im Deutschen Pavillon zur Biennale Arte 2011 in Venedig zu gestalten.

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MMK-Direktorin und Kommissarin der Biennale Venedig 2011 Susanne Gaensheimer (Foto: Maruricio Guillén)

„Ich habe in vielen Bereichen gearbeitet“, so Schlingensief in der Pressemeldung des MMK, „als Film-, Theater- und Opernregisseur, Produzent, Alleinunterhalter, Mensch, auch als kranker Mensch und Christ, auch als Politiker und Performer, und ich habe mich auch immer für Künstler interessiert, die die Kunst fast zwanghaft betrieben haben, darin auch nicht unbedingt eine Unterscheidung zum Zwang des Leben-Müssens oder -Wollens gesehen haben … Ich muss zwischen der Musik und dem Bild, den Menschen und der Sprache, dem Gesunden und Kranken, dem Lustigen und Traurigen immer die Chance haben, auch das Gegenteil zu behaupten. An die Eindeutigkeit der Welt glaube ich nicht. Die Aufgabe, den Deutschen Pavillon, einen verdächtigen Repräsentationsbau, nicht für repräsentative Zwecke, sondern für künstlerische Zwecke zu benutzen, ist da genau das Richtige: eine schwere Last, aber Kunst macht leicht, was sonst schwer ist …“

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Christoph Schlingensief (während der Verleihung des Nestroy-Theaterpreises 2009 am 12. Oktober 2009 in Wien; Foto: Manfred Werner, wikimedia commons GFDL)

Susanne Gaensheimer, die Schlingensief in dessen „radikaler und rückhaltloser Direktheit“, mit der er sich mit der „kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Befindlichkeit der deutschen Bundesrepublik“ auseinandersetze, als „einen der ganz wesentlichen Künstler dieses Landes“ schätzt, ist überzeugt, „dass durch seine künstlerische Vision die Idee der nationalen Repräsentation transformiert und der Deutsche Pavillon zu einem Ort der Kommunikation und des kosmopolitischen Geschehens wird“.

Christoph Schlingensief (Swantje Karich in FAZ.NET: „verehrt oder gehasst – dazwischen gibt es fast nichts“), Film-, Opern- und Theaterregisseur, in den Medien Hörfunk und Fernsehen tätig, Aktionskünstler, für die meisten genialer Kunst-Allrounder, für einige schlicht enfant terrible, wurde 1960 in Oberhausen geboren. Seine Film- und Theaterarbeiten erregten weltweit Aufsehen. Seine schwere Krebserkrankung im Jahr 2008 brachte er in mancherseits als spektakulär empfundener Weise in seine mediale Arbeit und Selbstdarstellung ein. Schlingensief ist im Studiengang Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig Professor für „Kunst in Aktion“.

→ Biennale Venedig 2011: Pressekonferenz in absentia Christoph Schlingensief

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