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FeuilletonFrankfurt

Das Magazin für Kunst, Kultur & LebensArt

PETRA KAMMANN, HERAUSGEBERIN · www.feuilletonfrankfurt.de · GEGRÜNDET 2007 VON ERHARD METZ

Wer wagt sich auf’s Wasser mit Barbara Feuerbach?

Von Erhard Metz

Barbara, Barbara, komm‘ mit mir nach Afrika, sang einst die heute legendäre Sängerin und Schauspielerin Evelyn Künneke.

In der Frankfurter Galerie ARTE GIANI verhält es sich derzeit eher umgekehrt: Barbara – natürlich handelt es sich um die grossartige Frankfurter Malerin Barbara Feuerbach – lädt uns ein, mit ihr in’s Boot zu steigen. Wollen wir der Einladung folgen? Uns mit Barbara auf’s Wasser wagen? Wasser hat keine Balken, das wissen wir doch …

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Aber ganz sicher nicht nach Afrika, schon gar nicht in diesen Nussschälchen, Bottichen, Badezubern, winzigen Bötchen, nein, so weit ginge, auch bei all unserer Anfälligkeit für diese sirenenhaften Lockbilder, unser Reisemut denn doch nicht. Auch wenn unsere Barbara nicht wirklich eine jener Sirenen zu sein scheint, gezeugt vom Meeresgott Acheloos mit einer der verführerischen Musen Melpomene, Terpsichore oder gar der schönen Kalliope, nach der Version des Euripides gar mit Erdmutter Gaia, eine jener Sirenen also, die mit ihrem betörenden (Bilder)Gesang die sich auf’s Wasser Wagenden in Verderben und gar Tod reissen.

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Doch schau, was ist das, wer klammert sich da wie ein Putzerfisch so frech an’s Boot? Hat sie ihn denn noch nicht bemerkt? Oder ist es ihr am Ende ganz recht?

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Ja, und was sind das für Herrschaften mit den Kanalschwimmerbrillen, die ihr den Hof machen wollen mit Muckibuden-Armen bei doch unübersehbarem Bauchansatz, den Banker- und Börsenmaklerdress haben sie am Ufer abgelegt. Da taucht man als Meerfrau, mit fein grün lackierten Fussnägeln und filigranen Schwimmhäutchen, doch am besten gleich elegant ab. Sollen die Kerle das Nachsehen haben! Mehr als ein paar dümmlich dreinschauende Fische werden sie heute nicht fangen.

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Dieser fiese, sich selbstgefällig hinflegelnde Boss – natürlich auch er mit Kanalschwimmerbrille – hat es geschafft: Sein schönes Blondchen hat er erobert, schon etwas gelangweilt aber spielt sie mit ihrer ins Algenmeer herabhängenden Perlenkette, doch da kommt der Frosch … Willst du einen Prinzen finden, musst du viele Frösche küssen, heisst es. Will er nicht unbedingt und um alles in der Welt geküsst werden, dieser Frosch? Ob er dann aber wirklich zum Prinzen wird, wer will es wissen?

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Zufrieden und doch skeptisch betrachten die Matrosen ihren Fang: Ist das die Beute, die sie wirklich machen wollten? Die rote Mütze will uns sagen: Diese Meerjungfrau kehrt in ihr heimisches Element Wasser zurück – in das Wasser als Quelle allen Lebens, aus dem sie erneut aufsteigen wird, Matrosen und ähnliche Irdische in Verwirrung zu stürzen.

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Unsere kleine Reise mit Barbara Feuerbach über’s Wasser neigt sich ihrem Ende zu … ein dicker Fisch hat sich im kleinen Bötchen eingerichtet, er scheint sich dort gar nicht unwohl zu fühlen. Der Blick der Dame mit den blauen Hans Albers-Augen aber schweift in eine unbestimmte Ferne …

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Und am Ende unserer Reisebetrachtungen stellen wir erleichtert fest: Barbara Feuerbach ist, dem Himmel sei es gedankt, weder als Sirene noch als Meerfrau noch als Nixe unterwegs, und schon gar nicht will sie im kleinen Bötchen über’s Wasser nach Afrika fahren, sondern als ganz reale Malerin in Frankfurt am Main bleiben. Ihre sehenswerten Meeresreisebilder sind in der Galerie ARTE GIANI – leider – nur noch bis zum kommenden Freitag, den 5. März 2010, zu sehen. Diese Ausstellung sollte man wirklich nicht versäumen.

Ach halt, wer kommt denn hier noch angekrabbelt, die Damen wollten eigentlich schon nach Hause gehen. Aber ist es nicht süss, das kleine Fabeltierchen Hieronymus?

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(alle abgebildeten Arbeiten Acryl/Papier und Acryl/Papier/Holz in verschiedenen Formaten; © Barbara Feuerbach; Fotos: Horst Ziegenfusz)

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